Die „Sandwich Carer“-Studie enthüllt, wie das Pflegen von Kindern und älteren Eltern die Gesundheit belastet.
„Sandwich Carer“ sind Menschen, die gleichzeitig für ihre älteren Eltern und ihre eigenen Kinder sorgen. Eine neue Studie zeigt, wie diese Doppelbelastung die mentale und körperliche Gesundheit beeinflusst.
Die „Sandwich Carer“ sind eine wachsende Gruppe von Menschen, die gleichzeitig für ihre älter werdenden Eltern und ihre minderjährigen Kinder sorgen. Diese Doppelbelastung stellt nicht nur eine enorme logistische Herausforderung dar, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der betroffenen Personen.
Eine neue Studie der University College London (UCL) untersucht, welche physischen und mentalen Kosten mit dieser doppelten Pflegeverantwortung verbunden sind.
Die Studie und ihre Methode
Die Studie wurde im renommierten Fachjournal Public Health veröffentlicht und basiert auf Daten aus der UK Household Longitudinal Study. Zwischen 2009 und 2020 wurden 2.000 Sandwich Carer und 2.000 nicht pflegende Eltern über einen Zeitraum von neun Jahren hinweg verfolgt.
Die Forscher untersuchten die Auswirkungen der Sandwichpflege auf die mentale und physische Gesundheit der Betroffenen, indem sie den Gesundheitsverlauf vor, während und nach dem Übergang in die Rolle eines Sandwich Carers analysierten.
Negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
Die Studie zeigt eindeutig, dass der Einstieg in die Rolle eines Sandwich Carers mit einer signifikanten Verschlechterung der mentalen Gesundheit einhergeht.
Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei denen, die mehr als 20 Stunden pro Woche mit der Pflege eines älteren Familienmitglieds verbrachten. Diese intensive Pflege führte zu einem dramatischen Anstieg der psychischen Belastung, der über Jahre hinweg anhielt.
Schon zu Beginn der Studie wiesen Sandwich Carer höhere Werte für psychische Belastung auf als nicht pflegende Eltern, was auf die zusätzliche Belastung durch die doppelte Pflegeverantwortung hinweist.
Auffällig war, dass sich die mentale Belastung bei den intensiv pflegenden Personen bereits ein bis zwei Jahre vor dem Übergang zur Sandwichpflege zeigte, was darauf hindeutet, dass die Pflege von Anfang an emotional und psychisch belastend ist.
Die physischen Kosten der Sandwichpflege
Neben den mentalen Belastungen zeigte die Studie auch, dass Sandwich Carer eine schnellere Verschlechterung ihrer physischen Gesundheit erlebten – insbesondere jene, die mehr als 20 Stunden pro Woche pflegten.
Diese Gruppe verzeichnete einen schnelleren Rückgang der körperlichen Funktionsfähigkeit im Vergleich zu den nicht pflegenden Eltern und jenen, die weniger Zeit mit Pflegeaufgaben verbrachten.
Dies legt nahe, dass die körperliche Erschöpfung durch die doppelte Pflegeverantwortung ebenfalls eine späte, aber nachhaltige Belastung darstellt.
Geschlechtsspezifische Unterschiede
Ein wichtiger Aspekt der Studie war die Frage, ob sich die Auswirkungen der Sandwichpflege je nach Geschlecht der Pflegepersonen unterscheiden. In früheren Studien wurde häufig festgestellt, dass Frauen stärker von den gesundheitlichen Belastungen durch Pflegeaufgaben betroffen sind.
In dieser Studie gab es jedoch weniger Hinweise auf einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern. Obwohl 67 % der Sandwich Carer in der Studie Frauen waren, zeigte sich, dass der Gesundheitsrückgang durch die Pflege bei Männern und Frauen gleichermaßen auftrat.
Dies könnte auf veränderte Geschlechterrollen in modernen Familien oder auf eine unterrepräsentierte Zahl von Männern als Sandwich Carer in der Studie zurückzuführen sein.
Die Notwendigkeit gezielter Unterstützung
Eltern, die sowohl für ihre Kinder als auch für ältere Familienangehörige verantwortlich sind, erleben eine signifikante Verschlechterung ihrer Gesundheit, insbesondere wenn sie intensive Pflegeaufgaben übernehmen. Es ist dringend notwendig, diese Menschen gezielt zu unterstützen, um ihre Gesundheit zu schützen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Dies könnte durch regelmäßige Gesundheitschecks, psychologische Unterstützung und die Bereitstellung von Ressourcen wie finanziellen Hilfen und Schulungen für die Pflege erfolgen.
Quelle
Xue, B., Lacey, R. E., Di Gessa, G., McMunn, A. (2024). "Do mental and physical health trajectories change around transitions into sandwich care? Results from the UK household longitudinal study." Public Health