Die Leugnung des Klimawandels in den Medien nimmt stark ab!
Zahlreiche Studien zeigen, dass der Klimawandel in Fernsehen und Zeitungen kaum noch geleugnet wird. Paradoxerweise steigt aber die Kritik an den Klimaschutzmaßnahmen deutlich an.
Fox News, ein Unternehmen aus Rupert Murdochs Medienimperium, bekam vor einigen Wochen eine heftige Ohrfeige in Form einer Zahlung von fast 800 Millionen Dollar für einen Vergleich in einem Verfahren wegen Verleumdung. Kläger war ein Anbieter von Wahlsystemen in den USA. Bei Falschberichten zu Klimaveränderungen ist die Situation für Medienunternehmen weniger problematisch. Hier fühlen sich die Menschen offensichtlich noch zu wenig und zu unspezifisch geschädigt. Eine erste Ausnahme war Sky News Australia, ebenfalls Teil von Rupert Murdochs Firmengruppe. Das Unternehmen wurde von der australischen Behörde für Medienkommunikation ACMA für seine Klimaberichterstattung gerügt, nachdem dort der Redakteur Rowan Dean unter anderem den Klimawandel als »betrügerischen, gefährlichen Kult« bezeichnet hatte. Damit habe Sky News Australia gegen die Regeln der Fairness verstoßen und es versäumt, Fakten von Meinungen zu trennen, so der britische Guardian in einem Bericht vom 27.4.2023.
Veränderung der Berichterstattung
Die österreichische Zeitung Der Standard schreibt bereits im Januar 2021 dazu, dass die Fakten zum Klimawandel seit Jahren als hinreichend gesichert gelten. In mittlerweile mehrmals pro Jahr erscheinenden wissenschaftlichen Ausarbeitungen wird der jeweilige Stand regelmäßig vom Weltklimarat IPCC aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, zuletzt im März 2023. Trotz immer stärkerer Beweislage war der Klimawandel sowohl medial wie auch gesellschaftlich lange Zeit umstritten. Die Tatsache, dass die Klimafolgen auf menschliche Aktivitäten zurückgehen, als auch die eigentliche Existenz von Klimaveränderungen wurden von manchen Medien lange Zeit infrage gestellt.
Nun scheint sich das Blatt zu wenden, wie mehrere wissenschaftlich basierte Arbeiten zu grundlegenden Veränderungen der medialen Berichterstattung zeigen. In einer im Jahr 2021 im Fachjournal Environmental Research Letters erschienenen Studie wurde die Klimaberichterstattung von Zeitungen aus den USA, Großbritannien, Neuseeland, Australien und Kanada während der vergangenen 15 Jahre untersucht. Man habe sich angesehen, »…wie die journalistische Norm der ausgewogenen Berichterstattung zu einer sachlichen Berichterstattung in den Printmedien … beigetragen hat", schreiben die Forschenden unter anderem in ihrer Studie.
Speziell untersuchte das Team knapp 5000 Zeitungsartikel zwischen 2005 und 2019 in den USA sowie Texte aus den anderen genannten englischsprachigen Ländern. Bereits zwischen 2010 und 2015 »…wurde eine deutliche Verbesserung festgestellt«, so die Autoren der Studie. In der Summe der gesamten Analyse zeigte sich, dass über den gesamten Zeitraum hinweg etwa 90 Prozent der Berichterstattung wissenschaftlich korrekt waren. Außerdem habe sich keine falsche Ausgewogenheit feststellen lassen, also das Phänomen, bei dem Falschmeldungen einer ausgewogenen Berichterstattung entgegenstehen
Eine Studie im Fachjournal Digital News Report untersuchte die Berichterstattung zu Klimathemen im Fernsehen. Konkret ging es um Reportagen zum Klimabericht des Weltklimarats aus dem Jahr 2021. Insgesamt wurden 30 Nachrichtensendungen von 20 Sendern aus Australien, Brasilien, Schweden, Großbritannien und den USA analysiert. Australien und Großbritannien wählte man wegen ihrer Tradition in Sachen Klimawandelskepsis. In Brasilien und Schweden interessierten Veränderungen aufgrund neuer politischer Strömungen, die den Klimawandel leugneten. 19 der Sender waren bekannte »Mainstreammedien« wie CNN, ABC oder NBC. Hinzu kamen elf Sender aus dem rechten Spektrum, darunter Fox News. Es zeigte sich, dass im Jahr 2021 in den »Mainstreammedien« die in den Jahren 2013 und 2014 noch vorhandenen Zweifel am Klimawandel verschwunden waren. Dem rechten Spektrum zuzurechnende Medien hielten allerdings an den Zweifeln fest. Fox News lud z.B. Gesprächspartner zu Sendungen ein, in denen die wissenschaftlichen Ergebnisse in Zweifel gezogen wurden. Das Problem ist nicht nur im englischsprachigen Raum vorhanden. Zwischen 2012 und 2013 war einer Studie im Fachjournal Communications zufolge auch in deutschen Medien Klimaskepsis zu finden.
Die Art der Skepsis verändert sich
Wie die Medienforscherin Jana Egelhofer, von der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt, unterscheidet die Wissenschaft mehrere Formen des Klimawandel-Skeptizismus, und zwar Evidence-, Process- und Response Skepticism.
Evidence Skepticism verneine die Realität des Klimawandels, Process Skepticism kritisiere den wissenschaftlichen Prozess der Klimawandelforschung und Response Skepticism stellt Maßnahmen unter Kritik. Vor allem der letzte Bereich gewinne an Bedeutung, so Jana Egelhofer. Dabei geht es laut einer Arbeit im Fachjournal Global Sustainability vor allem darum, Verzögerungen bei Maßnahmen gegen die Klimafolgen durch Hinweis auf negative soziale Effekte zu rechtfertigen. Generell verlagerte sich die Skepsis weg vom grundlegenden Zweifel am Klimawandel und hin zu Zweifeln an den Maßnahmen dagegen. Diese Skepsisform erlaube, dass eine größere Personengruppe erfolgreich angesprochen werden könne, so Egelhofer.
Dass diese Strategie den Klimaskeptikern tatsächlich Erfolg verspricht, zeigt sich auch auf nichtjournalistischen Informationsportalen. Eine im Fachjournal Scientific Reports erschienene Studie untersuchte online verfügbare Informationen von Websites aus eher konservativem Umfeld. Auch hier bestätigte sich eindeutig eine Richtungsänderung weg von Zweifeln am Klimawandel selbst und hin zu Zweifeln an den Maßnahmen dagegen. Mit KI wurden 250.000 Blogeinträge von über 70 verschiedenen Webseiten überwiegend aus den USA untersucht, und zwar Nachrichtenseiten von konservativen Thinktanks sowie Blogs von Gruppen, die unseren Querdenkern entsprechen. Diese kamen zu etwa 40 Prozent aus anderen Ländern wie Australien und Kanada, aber auch aus Tschechien und Deutschland.
Politische Veränderungen befeuern die Skepsis an den Maßnahmen
Kritik an Klimaschutzmaßnahmen gibt es auch in Deutschland. Hier tritt sowohl die Regierungspartei der letzten 16 Jahre, die CDU/CSU, als deutlicher Zweifler an den Maßnahmen gegen die Erderwärmung auf, wie sich an der hitzigen Debatte um das Gebäudeenergiegesetz zeigte. Auch bei Maßnahmenvorschlägen für eine Beschleunigung des Zubaus regenerativer Energien und geforderten Veränderungen bei der Mobilität hagelte es in den letzten Monaten Skepsis und Kritik. Eine Partei, die AfD, belegt alle drei Skepsisfelder, also Evidence-, Process- und Response Skepticism. Evidence Skepticism und nutzt ihre Äußerungen dazu sehr situativ. Innerhalb der Regierung ist einer der drei Koalitionäre, nämlich die FDP, eher auf dem Kurs der CDU/CSU mit deutlicher Skepsis gegen beschleunigte Maßnahmen im Kampf gegen die Klimaveränderungen.
Insofern werden, wie in meinen vier Berichten über eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen dargelegt, die deutlichen Maßnahmen gegen die Erderwärmung in Indien, China und den USA sowie in einigen anderen EU-Ländern umgesetzt.
Deutschland ist als Taktgeber zumindest derzeit aus dem Spiel. Schade!