Die Anpassung traditioneller Wissenssysteme zur Tsunami-Vorbeugung: Simeulue und die Integration von „Smong“ in Musik

Simeulue, eine Insel in Indonesien, hat sich durch das traditionelle Tsunami-Wissen „smong“ vor Katastrophen geschützt. Diese Weisheit wird heute kreativ in Musik integriert, um das Wissen lebendig zu halten.

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Als der verheerende Tsunami im Indischen Ozean 2004 Hunderttausende Leben in der Region forderte, starben auf Simeulue nur fünf Menschen .

Die Insel Simeulue, die vor der Südküste von Aceh in Indonesien liegt, ist bekannt für ihre außergewöhnliche Tsunamiüberlebensgeschichte. Im Jahr 2004 starben nur wenige Menschen auf der Insel, obwohl der verheerende Tsunami in der Region Hunderttausende das Leben kostete.

Diese bemerkenswerte Überlebensrate wird dem lokalen Wissen namens „smong“ zugeschrieben – einer jahrhundertealten, mündlich überlieferten Weisheit, die den Inselbewohnern hilft, Tsunamis zu überleben, indem sie Naturzeichen wie starke Erdbeben und das Zurückweichen des Meeres deuten.

Seit einem verheerenden Tsunami im Jahr 1907 wird dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben, was den Inselbewohnern geholfen hat, in einer Region, die vom „Feuerring“ des Pazifiks betroffen ist, zu überleben.

„Smong“: Traditionelles Wissen über Tsunamis

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das traditionell mündlich überlieferte Wissen jedoch verändert. Das „smong“-Erbe hat sich den sozialen und technologischen Veränderungen angepasst, was sich besonders in der Art und Weise zeigt, wie die Botschaften übermittelt werden.

In einer aktuellen Studie von 2016 bis 2023 wurde dokumentiert, wie das smong-Wissen in verschiedene moderne Formen integriert wurde, darunter Musik, Popkultur und sogar in Babynamen.

Integration von „Smong“ in die Musiktradition

Besonders hervorzuheben ist die Anpassung des „smong“-Wissens in die traditionelle Musikform der Insel, bekannt als „nandong“. Diese traditionellen Lieder wurden nach dem Tsunami von 2004 verändert, um die lebensrettenden Tsunami-Warnungen zu vermitteln.

Künstler begannen, neue Lieder mit „smong“-Botschaften zu komponieren, die in den lokalen Schulen und auf der Insel selbst populär wurden. Ein Beispiel eines „nandong“-Liedes beschreibt das Erdbeben als Wiege, den Donner als Trommel und die Blitze als Lampen, bevor es den Tsunami als das „Badewasser“ des Lebens bezeichnet. Diese musikalische Anpassung hat es den Inselbewohnern ermöglicht, wichtige Tsunami-Warnzeichen auf eine Art und Weise weiterzugeben, die sowohl eingängig als auch leicht verständlich ist.

Moderne Anpassungen: Popmusik als Vermittler

Darüber hinaus hat die jüngere Generation begonnen, Pop-Songs in der lokalen Sprache Devayan zu kreieren, die die Geschichte von „smong“ und den Verhaltensweisen bei einem Tsunami in modernen Rhythmen vermitteln. Diese Veränderung zeigt, wie das traditionelle Wissen in die moderne Kultur integriert wird, um sicherzustellen, dass es auch in einer zunehmend digitalisierten Welt erhalten bleibt.

Herausforderungen bei der Bewahrung des Wissens

Jedoch gibt es auch Herausforderungen, die die Bewahrung von „smong“ bedrohen. Der Einfluss globaler Technologien und die zunehmende Verbreitung von digitalen Medien haben dazu geführt, dass jüngere Generationen stärker mit digitalen Geräten als mit mündlichen Traditionen vertraut sind.

Zudem geht die Nutzung lokaler Sprachen wie Devayan und Sigulai zurück, was die Weitergabe des „smong“-Wissens erschwert. Ohne gezielte Anstrengungen könnte dieses wertvolle Wissen verloren gehen.

Die Bewahrung und Weitergabe von „smong“ wird als lebenswichtig angesehen, um künftige Generationen in einer seismisch aktiven Region wie Simeulue zu schützen. Die Integration des traditionellen Wissens in moderne Formen wie Musik und digitale Medien bietet eine vielversprechende Lösung, um das Erbe von „smong“ lebendig zu halten und zu sichern.

Quellenhinweis

Rahman, A., Nazaruddin, M., Januriyadi, N. F., & Affan, M. (2024). Cross-generational Smong narratives in Aceh’s tsunami resilience. Asia-Pacific Journal of Regional Science*, 8, 943–970. Springer Nature

Rahman, A., & Nazaruddin, M. (2024). From pop songs to baby names: How Simeulue Island's 'smong' narrative evolves post-tsunami. The Conversation