Deutsche Wähler als Manipulationsopfer: Studien zeigen, wie das Wetter Wahlen beeinflusst.
Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Ein kalter, vielleicht auch nasser Wahltag scheint also ziemlich wahrscheinlich. Doch was viele nicht wissen: Das Wetter könnte tatsächlich unser Wahlverhalten beeinflussen.
Der letzte Winterwahlkampf fand 1990 statt – seitdem wählt Deutschland immer im Herbst. 2025 ist es wieder so weit! Deutschland wird bei „Winter-Wetter“ zur Wahlurne gebeten.
Gibt es vorfrühlingshaften milden Sonnenschein, trübes nasses Regenwetter oder frostiges Schneetreiben, und was macht das schlussendlich mit dem Wahlverhalten von dir?
Während einige Studien zu dem Schluss kommen, dass das Wetter keinen nennenswerten Einfluss auf die Wahl hat, zeigen andere: Bei Regen, Schnee oder schlechtem Wetter sinkt die Wahlbeteiligung. Je nach Land und Studie variiert der Effekt jedoch in seiner Stärke und Ausprägung.
Wetter und Wahlbeteiligung: Wie das Wetter uns beeinflusst
Wissenschaftliche Studien belegen, dass das Wetter einen direkten Einfluss auf die Wahlbeteiligung hat. Eine umfassende Untersuchung von Felix Arnold und Ronny Freier (2015) zeigt, dass schlechtes Wetter – insbesondere Regen – die Wahlbeteiligung verringert, wobei die Effekte unterschiedlich stark ausfallen.
Sie untersuchten Daten von Kommunal- und Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen zwischen 1975 und 2010 und stellten fest, dass konservative Wähler (insbesondere die CDU) weniger empfindlich auf schlechtes Wetter reagierten, während sozialdemokratische Wähler (SPD) bei regnerischen Bedingungen weniger geneigt waren, zur Wahlurne zu gehen.
Die Schlussfolgerung der Studie:
- Geringere Wahlbeteiligung führt zugunsten konservativer Parteien, da deren Wählerschaft tendenziell stabiler und wetterunabhängiger ist.
- Andererseits verlieren progressive Parteien wie die SPD bei niedriger Wahlbeteiligung tendenziell an Unterstützung.
Diese Erkenntnisse lassen sich auf die kommende Wahl im Februar anwenden: Sollte der Wahltag von schlechtem Wetter geprägt sein, könnte dies insbesondere den progressiven Parteien schaden.
Das Wetter und die politische Wahrnehmung
Doch nicht nur die Wahlbeteiligung ist vom Wetter beeinflusst, sondern auch die politische Wahrnehmung der Wähler. In einer Studie von Michael Mutz und Sylvia Kämpfer (2011) wird gezeigt, dass sonniges Wetter die Zufriedenheit der Bürger mit politischen Institutionen wie der Demokratie und der Regierung erhöht, während schlechtes Wetter zu einer negativen Wahrnehmung führt.
Diese Ergebnisse könnten für die Bundestagswahl 2025 ebenfalls von Bedeutung sein:
- Sollte der Wahltag verregnet und unfreundlich sein, könnte dies dazu führen, dass die Wähler generell eine negative Wahrnehmung der politischen Lage und der Regierung hegen – was insbesondere für die amtierende Parteien problematisch sein könnte.
- Positive Wahrnehmungen und eine höhere Zufriedenheit mit den politischen Institutionen tragen oft dazu bei, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und die Chancen der regierenden Parteien zu verbessern.
Langfristige Auswirkungen von Wetterereignissen auf wirtschaftliche Wahrnehmungen
Das Wetter beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung politischer Institutionen, sondern auch wirtschaftliche Einschätzungen. Sebastian Acevedo et al. (2020) zeigen in ihrer Untersuchung, dass extrem hohe Temperaturen und klimatische Veränderungen negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, insbesondere in einkommensschwachen Ländern.
Sie stellten fest, dass bereits eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 1°C langfristig zu einer Reduzierung von Investitionen und Produktivität führt. In Deutschland, als hochentwickeltem Land, sind die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen durch Temperaturanstiege zwar weniger dramatisch, doch auch hier könnten langfristige Klimafolgen das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität beeinträchtigen.
Für die Wahl könnte diese Forschung insofern relevant sein, als dass unsichere wirtschaftliche Aussichten – insbesondere bei extremem Wetter im Vorfeld oder während des Wahljahres – die politische Stimmung beeinflussen und damit die Wahlentscheidung der Bürger prägen könnten.
Es könnte also sein, dass Wähler in oder nach einem Jahr mit extremen Wetterereignissen (Hitzewellen, Stürmen, Starkregenereignissen, Überflutungen) eine negative wirtschaftliche Einschätzung vornehmen und sich daher für eine aggressive Veränderung der Regierung und politischen Richtung entscheiden.
Fazit: Wetter als unsichtbarer Wahlbeeinflusser
Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 könnte nicht nur durch die politischen Programme und die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen beeinflusst werden, sondern auch durch äußere Faktoren wie das Wetter. vorzubereiten.
Es bleibt abzuwarten, ob der Februar 2025 tatsächlich kalte und regnerische Bedingungen mit sich bringt, die den Wahlausgang beeinflussen könnten. Politische Akteure sollten sich daher nicht nur auf ihre Wahlkampagnen konzentrieren, sondern auch den Wetterbericht im Auge behalten, um sich auf etwaige Wählermobilisierung einzustellen.
Quellen
- Arnold, F., & Freier, R. (2015). Only conservatives are voting in the rain: Evidence from German local and state elections. Electoral Studies, 40, 81-90.
- Mutz, Michael and Kämpfer, Sylvia. "…und nun zum Wetter: Beeinflusst die Wetterlage die Einschätzung von politischen und wirtschaftlichen Sachverhalten? / …and Now the Weather: Does Weather Influence the Assessment of Political and Economic Issues?" Zeitschrift für Soziologie, vol. 40, no. 4, 2011, pp. 208-226.
- Acevedo, S., Mrkaic, M., Novta, N., Pugacheva, E., & Topalova, P. (2020). The Effects of Weather Shocks on Economic Activity: What are the Channels of Impact? Journal of Macroeconomics, 65, 103207. Abgerufen von ScienceDirect.