Der trockene Himmel: Forscher entwerfen Zukunftsszenarien für den atmosphärischen Wasserkreislauf

Wegen der zunehmenden Beeinflussung durch den Menschen gerät der atmosphärische Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht. Ein internationales Team aus Wasserwissenschaftlern hat darum zehn Szenarien für die Zukunft des Wassermanagements entwickelt.

"Heaven Walker", Fabio Comin
Die Zukunftsszenarios wurden auf Grundlage von Science-Fiction-Geschichten durch Experten entwickelt. Bild: "Heaven Walker", Fabio Comin/Patrick Keys

Der menschliche Einfluss auf den atmosphärischen Wasserkreislauf nimmt stetig zu. Durch Landnutzung, Luftverschmutzung, Klimawandel und Wetterveränderungen werden die natürlichen Wege, an denen sich Wasser in der Atmosphäre befindet, empfindlich gestört – mit bisher unabsehbaren Folgen. Eine internationale Gruppe von Forschern hat darum nun zehn konkrete Zukunftsszenarien für den Umgang mit atmosphärischem Wasser entworfen.

Future Thinking ist eine Managementmethode, bei der Ideen aus der Zukunftsforschung mit Designansätzen kombiniert werden, um aus einer gegenwärtigen Situation eine mögliche Zukunft abzuleiten.

Die storybasierten Szenarien sollten zeigen, wie ein zukünftiges Wassermanagement aussehen könnte. Die zehn Zukunftsperspektiven loten auf kreative Weise aus, wie sich die menschliche Einflussnahme auf den atmosphärischen Wasserkreislauf weiterentwickeln könnte.

"Fertilizer Incident", Fabio Comin
So oder so ähnlich könnte die Zukunft des atmosphärischen Wasserkreislaufs aussehen, finden Wissenschaftler. Bild: "Fertilizer Incident", Fabio Comin/Patrick Keys

In einer kürzlich in der Zeitschrift Global Sustainability veröffentlichten Studie erklärt ein internationales Expertenteam um Patrick Keys von der Colorado State University, dass überlegt werden müsse, wie die Menschheit in Zukunft mit ihrem Wasser umgeht.

Diese Szenarien können interessante Fragen zu Politik, Regulierung und Durchsetzung aufwerfen. – Dieser Ansatz kann uns helfen, einige der Aspekte zu erkennen, denen wir vielleicht keine Aufmerksamkeit schenken, und das Ganze besser zu verstehen. – Patrick Keys, Studienleiter von der Colorado State University.

Die Studie verdeutlicht die Arten menschlicher Einflussnahme durch unterschiedliche Nutzungsklassen, wie etwa atmosphärisches Wasser als öffentliches oder privates Gut, als Vereinsgut oder als Gemeinschaftsgut, wobei die Klasse nach Rivalität und Exklusivität unterschieden wird.

Für die Szenarioübung wurden von Experten zuerst durch Storytelling Science-Fiction-Geschichten entwickelt, die dann als Grundlage für die Zukunftsszenarien dienten. Der Prozess sollte dabei helfen, ein besseres Verständnis für die Zukunft der menschlichen Veränderung des atmosphärischen Wasserkreislaufs zu erlangen.

Wir haben das Gefühl, dass einige Zukünfte wahrscheinlicher sind als andere, aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Modelle allein nicht ausreichen, um die möglichen Entwicklungen, auf die sich unsere Welt zubewegen könnte, angemessen abzudecken, vor allem, wenn wir über Dinge sprechen, die schwer zu quantifizieren sind, wie Kultur oder Wahrnehmung, die am Ende eine große Rolle bei den tatsächlichen Ergebnissen spielen können. – Patrick Keys.

Die zehn Zukunftsszenarien grenzen an ganz unterschiedliche Bereiche wie Cloud Seeding, Digitalisierung, Gouvernance und Trading. In einigen Szenarien wird Wetter privatisiert, um es nach Bedarf anzupassen ("AnyWeather"). In anderen gibt es einen Transpiration-Futures-Handel ("T-Trading").

In einem Szenario wird in die saisonalen Niederschläge für die Landwirtschaft eingegriffen ("We are as Gods"). Bei "Helping Heaven" werden Niederschläge in ein öffentliches Gut umgewandelt. Es gibt Wettermanipulation von satellitengestützten Plattformen, unter Umständen auch von feindlichen Gruppierungen ("Igor’s Diary"). In "Too Much Rain in Paradise" wird die Manipulation von Wolkenkondensationskernen regelmäßig eingesetzt, um zerstörerische Regenfälle und Überschwemmungen zu unterdrücken. Die Illustrationen zu den Szenarien stammen vom Künstler Fabio Comin.

"Lagos", Fabio Comin
In einem der Szenarios wird das Wetter manipuliert, um Überschwemmungen zu verhindern. Bild: "Lagos", Fabio Comin/Patrick Keys

Zudem stellten die Forscher fest, dass inzwischen zwar allgemein anerkannt wird, dass der atmosphärische Wasserkreislauf anthropogen verändert wird, es aber dennoch auf nationaler wie internationaler Ebene klar erkennbare Lücken in der allgemeinen Wasserpolitik gibt. In einem Szenario existieren daher internationale Verträge, welche die globalen Feuchtigkeitsströme steuern sollen, um sicherzustellen, dass keine negativen Folgen aus unkoordinierten Landnutzungsänderungen entstehen ("Pride of Burma").

Ein zukünftiges Wassermanagement sollte den Erkenntnissen der Studie zufolge vorausschauend Bereiche wie Forschung, Politik und Regulierung, Ressourcen und Finanzen berücksichtigen. Die kreativen Visionen können dazu beitragen, neue politische Fragen anzustoßen und neue wissenschaftliche Impulse zu geben, um die Zukunft der Veränderung des atmosphärischen Wasserkreislaufs besser zu verstehen.

Quelle:

Keys P. W., Wang-Erlandsson L., Moore M.-L., et al. The dry sky: future scenarios for humanity’s modification of the atmospheric water cycle. Global Sustainability. 2024;7:e11. doi:10.1017/sus.2024.9