Der moderne Mensch hat die ideale Größe zum Laufen: Was haben wir mit den schnellsten Tieren gemeinsam?
Warum sind Menschen weder riesig noch winzig, sondern von mittlerer Größe? Forscher haben untersucht, wie unsere Körpergröße unsere Geschwindigkeit beeinflusst – und überraschende Erkenntnisse gewonnen.
Geparde sind die schnellsten Landtiere, Wahoos flitzen durch das Wasser, und Mauersegler dominieren die Luft. Doch diese Tiere sind weder extrem groß noch winzig, sondern besitzen eine mittlere Größe, was für ihre Geschwindigkeit entscheidend ist. Lange Beine allein machen nicht schneller, wie Elefanten zeigen. Ein Forscherteam hat sich gefragt, warum das so ist, und ein Modell entwickelt, um der optimalen Körpergröße für Geschwindigkeit auf die Spur zu kommen.
Virtuelles Modell auf dem Prüfstand
Das Team nutzte das virtuelle OpenSim-Modell des menschlichen Körpers, ein detailliertes Programm, das für die Erforschung menschlicher Bewegungen entwickelt wurde. Damit konnten die Forscher den Einfluss der Körpergröße auf die Laufgeschwindigkeit testen. Sie veränderten die Körpergröße im Modell: von winzigen 100 Gramm bis zu riesigen 2.000 Kilogramm und ließen die verschiedenen Größen möglichst schnell laufen. Dabei stellten sie fest, dass extrem große Modelle nicht mehr in der Lage waren, sich zu bewegen.
Warum mittelgroß schneller macht
Die Tests ergaben, dass das schnellste Modell nicht das kleinste oder größte war, sondern etwa 47 Kilogramm wog – ähnlich wie ein Gepard. Das liegt daran, dass bei dieser Größe die Muskeln optimal Kraft erzeugen können. Größere Modelle hatten zwar mehr Muskelmasse, aber nicht genug Muskelquerschnitt, um den Boden kräftig abzustützen. Bei den kleineren Modellen war das Gegenteil der Fall: Sie waren zwar kräftig genug, konnten aber aufgrund ihres geringen Gewichts die Bodenkontaktzeit nicht optimal nutzen.
Das optimale Gleichgewicht
Die kleineren Modelle versuchten, durch stärkere Beugung der Gliedmaßen den Bodenkontakt zu verlängern, ähnlich wie Katzen oder Mäuse. Dies kostet jedoch Zeit, was wiederum die Geschwindigkeit begrenzt. Das Zusammenspiel aus Bodenkraft und Schritthäufigkeit ist also ausschlaggebend. Am schnellsten sind Lebewesen mit einer mittleren Größe, die das perfekte Gleichgewicht zwischen Kraft und Kontaktzeit erreicht.
Was das für Menschen bedeutet
Die Forschungsergebnisse liefern auch interessante Einblicke in die menschliche Evolution. Im Laufe der Geschichte hat sich die Körpermasse von Homininen, also der Menschengruppe, die uns voranging, tendenziell vergrößert. Arten wie Homo naledi oder Homo floresiensis, die relativ klein waren, hatten vermutlich eine geringere Geschwindigkeit. Moderne Menschen wiegen im Schnitt etwa 62 Kilogramm – und damit fast die ideale Geschwindigkeit für ihre Größe. Auch schnelle Langstreckenläufer wie Eliud Kipchoge liegen mit etwa 50 Kilogramm nah am „idealgewicht“.
Fazit
Diese Forschung zeigt, dass unsere aktuelle Körpergröße gut an schnelles Laufen angepasst ist – ohne größere muskuläre Veränderungen werden wir allerdings nicht wesentlich schneller. Menschen haben also vermutlich die optimale Größe für Geschwindigkeit erreicht.