Der Kölner Dom, alles andere als lebloses Gestein: Ein lebendiges Biotop und eine Sauerstoffquelle wie ein kleiner Wald
Der Kölner Dom ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein einzigartiges Biotop. Hier gedeihen Pflanzen, Algen und Bakterien, die Sauerstoff produzieren – fast wie in einem kleinen Wald mitten in der Stadt.
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Der Kölner Dom, eines der größten und imposantesten gotischen Bauwerke der Welt, ist nicht nur ein Wahrzeichen, sondern auch ein einzigartiges Biotop.
Inmitten der hektischen Stadt Köln beherbergt der Dom eine erstaunliche Vielzahl von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen, die das monumentale Gebäude seit Jahrhunderten besiedeln.
Die Biologin Iris Günthner und der Biologe Bruno P. Kremer haben den Dom aus einer ganz neuen Perspektive untersucht: Sie betrachten das Gebäude als Lebensraum für eine Vielzahl von Flora und Fauna. In ihrem gemeinsamen Werk „Die Ökologie des Kölner Doms“ erläutern sie, wie die Steine des Doms von Flechten, Algen, Bakterien, Moosen und sogar kleinen Bäumen besiedelt sind. Viele dieser Organismen betreiben Photosynthese und produzieren Sauerstoff – ähnlich wie in einem Wald.
Die Zahlen sind beeindruckend:
Der Dom hat eine Gesamtbiomasse von etwa 1.000 Tonnen, was dem Gewicht von rund 20 Airbus A321 entspricht. Einige der Organismen, wie Cyanobakterien und Flechten, tragen durch Photosynthese zur Luftverbesserung bei.
Laut Günthner und Kremer kann eine Tonne photosynthetisch aktive Biomasse jährlich rund eine Tonne Sauerstoff produzieren. Dies bedeutet, dass der Kölner Dom durch seine vielen Mikroorganismen, Pflanzen und Bäume jährlich so viel Sauerstoff produziert wie mehrere hundert Bäume.
Der Dom als Lebensraum
Doch der Dom ist ein äußerst karger Lebensraum. Die extremen Bedingungen, insbesondere die wechselnden Temperaturen und der Mangel an Wasser, machen es den Organismen schwer, zu gedeihen.
An der Nordseite des Doms herrscht ein atlantisches Mikroklima, das nie Sonnenstrahlen erreicht, während die Südfassade im Sommer Temperaturen von bis zu 50 Grad erreichen kann.
Die Forschungen von Günthner und Kremer verdeutlichen die komplexe Beziehung zwischen Architektur und Natur. Der Dom zeigt, wie Natur in urbanen Räumen gedeihen kann, ohne dass der Mensch bewusst eingreift.
Dabei geht es nicht nur um den Erhalt von Flora und Fauna, sondern auch um die Frage, wie Natur in Städten wahrgenommen wird. Viele Menschen sehen das Moos am Dom eher als Schmutz denn als lebendigen Organismus, der zur Sauerstoffproduktion beiträgt.
Insgesamt ist der Kölner Dom nicht nur ein Meisterwerk der Architektur, sondern auch ein lebendiger Organismus, der das ökologische Gleichgewicht in der Innenstadt fördert und zugleich einen faszinierenden Lebensraum für zahlreiche Arten bietet. Das zeigt uns: Auch in den urbanen Betondschungeln ist Platz für Natur, die auf ihre eigene, stille Weise wirkt.
Quellenhinweis
- Günthner, Iris & Kremer, Bruno P. (2024): „Die Ökologie des Kölner Doms“
- Artikel „Sauerstoff wie ein kleiner Wald“ auf echt-koelsche-geschichten.de (27.01.2024)