Laut Lancet-Studie ist die Sterblichkeitsrate von Frauen bei Hitzewellen doppelt so hoch wie die von Männern!

Wie eine Anfang Mai publizierte Studie von The Lancet Public Health erhob, leiden Einkommensschwache deutlich mehr unter den Folgen des globalen Klimawandels. Auch das Geschlecht spielt eine nicht unwesentliche Rolle: Die Sterblichkeit von Frauen ist in Südeuropa in den vergangenen Hitzewellen doppelt so hoch gewesen, wie die von Männern

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Eine neue Studie deckt unterschiedliche Auswirkungen des Klimawandels je nach Geschlecht und Klasse auf.


Der Sommer steht vor der Tür, und während in Deutschland ein Starkregentief anrollt, steigen die Thermometer im südspanischen Andalusien schon deutlich über 30 Grad Celsius. Das, was hier als Frühjahr gilt, ist nur ein Vorgeschmack auf die gleißende der Sommermonate Juli und August, wenn eine Hitzewelle der nächsten die Klinke in die Hand gibt.

Neue Studie deckt große Unterschiede auf

Nicht weniger als 69 Wissenschaftler haben am aktuellen, großangelegten Regionenreport zu Europa des renommierten britischen Wissenschaftsjournals The Lancet Public Health, The 2024 Europe report of the Lancet Countdown on health and climate change: unprecedented warming demands unprecedented action, der Anfang Mai präsentiert wurde mitgewirkt. Angeführt von den Teams des Barcelona Supercomputing Center - Centro Nacional de Supercomputación (BSC-CNS) und des Instituto de Salud Global de Barcelona (ISGlobal) mit 40 Partner-Instituten und -organisationen in Europa wurden immense Datenmengen u.a. anhand von mittlerweile 42 Indikatoren von Supercomputern analysieren lassen und kommt neben vielem zu zwei grundlegenden Schlüssen:

Erstens ist die Sterblichkeit von Frauen in den Staaten Südeuropas doppelt so hoch als die von Männern, wie auch der Lancet Countdown Jahresbericht von 2023 belegt. Hinzu kommt, dass Schwangere, Frauen mit Migrationshintergrund oder aus ethnischen Minderheiten noch stärker an den direkten Folgen zu leiden haben, wie Mangelernährung oder die Unmöglichkeit, den Wohnraum zu klimatisieren.

Soziale Zugehörigkeit der Menschen hat Auswirkungen bei den Folgen des Klimawandels

Und zweitens, soziale Klasse hat immense Auswirkungen darauf, wie Menschen die Folgen des Klimawandels erleben müssen. „Diejenigen, die am wenigsten Verantwortung für den Klimawandel tragen, sind die am stärksten betroffenen“, schreibt das Team an Wissenschaftlern im Lancet-Bericht. So ist die Schadstoffbelastung bei Waldbränden in Südeuropa für die Bewohnerinnen und Bewohner von oftmals sozial benachteiligten Stadtrand-Siedlungen ebenso deutlich höher, steht in der Lancet-Studie.

„Unser Regionenbericht belegt anhand von Beweisen den schon jetzt enormen Anstieg Klima bedingter Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit“, betont Rachel Lowe, Chefredakteurin von Lancet Countdown in Europa, Professorin und Forscherin ICREA sowie Teamleiterin Resilienz-Gruppe für globale Gesundheit am Supercomputing Center: „Hitzetote, aber liefert auch Projektionen zur Verbreitung von Infektionskrankheiten sowie Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit.“ So wurde heuer erstmals die Leishmaniose-Verbreitung als Indikator in die Studie aufgenommen, neben dem Westnil-Fieber, Dengue chikungunya und Zika.

Die Leishmaniose ist eine parasitäre, von Mücken übertragene Erkrankung, die bisher zumeist nur Hundebesitzern bekannt war, da sie primär diese betraf, die aber auch auf den Menschen übergreifen kann. Und die sich von Europas Süden immer weiter nordwärts verbreitet. In Zentral- und Nordeuropa steigen indes laut The Lancet die Populationen von Zecken, und den von ihnen übertragenen Krankheiten, wie die Lime-Borreliose. Und auch Vibrionen verbreiten sich in den „gemäßigten Breiten“ in salzhaltigen Gewässern, sei es die Ostsee immer schneller, die kutan lebensbedrohliche Blutvergiftungen auslösen können. Im Verdauungstrakt aufgenommen kennt man diese auch unter dem Namen: Cholerae.

Während die Sommer-Hitzewelle von 2022, wie das ISGlobal von Barcelona erhoben hat, über 60.000 Todesopfer gefordert hat, ist auch im langjährigen Durchschnitt deutlich, dass sogenannte Hitzewelle-Tage um 41 Prozent zugenommen haben (2012-2021) verglichen mit der Vordekade. Das sind zehn Hitzewellen-Tage mehr pro Jahr, wohlgemerkt. Zudem steigen auch die Tagesstunden, in denen wegen hohem Risiko für die Gesundheit physische Aktivität im Freien absolut abzuraten ist.

Hier ist nicht von Schwerarbeit die Rede, oder von extrem anstrengenden Sportarten, wie Mountainbike oder Rugby (so die Studie), schon leichtes Joggen, Radfahren kann Hitzschlag auslösen. Hier sehen die Studienautoren neben der Gefahr des Hitzetodes vielmehr langfristige Folgen für die Menschen, die aus dem Mangel an physischer Aktivität in den Sommermonaten entstehen. Wie Herz- und Gefäßkrankheiten, bis zum Thrombose- und Schlaganfallrisiko. Von den Folgen für die menschliche Psyche, auf die der Bericht in diesem Zusammenhang zwar nicht eingeht, ganz zu Schweigen.

Soziale Gerechtigkeit spiegelt sich im Klimawandel wieder

„Der Klimawandel trägt in sich ein Problem der Sozialen Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit der Umwelt gegenüber“, unterstreicht Kim van Daalen, die als Research Fellow für den Lancet Countdown in Europe, am Barcelona Supercomputing Center an ihrem Postdoc forscht: „Innerhalb der Länder Europas sehen die ärmeren Gemeinschaften im Nachteil, insbesondere was die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Gesundheit betrifft. Und zur selben Zeit verlegen die Staaten Europas die Produktion unserer Dienstleistungen und Konsumgüter in andere Weltregionen, wo sie die Luft und Umwelt und nicht zuletzt die Atmosphäre mit Treibhausgasen schädigen“.

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Menschen in Entwicklungsländern trifft der Klimawandel besonders hart.

Die Autorinnen und Autoren des Lancet-Countdown schließen ihren Bericht mit einem Appell: Man muss die Gesundheit dringend vor den Folgen des Klimawandels schützen – und damit auch die Gesundheitssysteme.