Delfin-Kälber nutzen ihren „Fettgeschmack“, um die Nährwertqualität der Muttermilch zu erkennen
Eine neue japanische Studie zeigt, dass Delfin-Kälber über spezialisierte „Fettgeschmack“-Rezeptoren verfügen, mit denen sie die Nährstoffqualität der Muttermilch ihrer Mutter erkennen können.
In einer bahnbrechenden Studie haben japanische Wissenschaftler entdeckt, dass junge Delfine in der Lage sind, Fettsäuren in der Muttermilch ihrer Mutter zu erkennen.
Diese Fähigkeit könnte den Delfinen helfen, die ernährungsphysiologisch wertvollste Milch auszuwählen, um ihr Wachstum und ihre Entwicklung optimal zu unterstützen.
Die Ergebnisse, die in der renommierten Fachzeitschrift Marine Mammal Science veröffentlicht wurden, erweitern unser Verständnis darüber, wie Delfine ihre Umwelt wahrnehmen und sich an ihre Lebensbedingungen anpassen.
Die Forschung wurde von einem Team um die Hauptautorin Hinako Katsushima an der Universität Hokkaido durchgeführt.
Diese Rezeptoren befinden sich in einer V-förmigen Reihe auf der Zunge und sind besonders darauf ausgelegt, lange Fettsäuren zu erkennen, die in der Muttermilch vorkommen. In diesen Rezeptoren wurden außerdem Enzyme gefunden, die dabei helfen, die Fettsäuren aus der Milch freizusetzen, was den Delfinen das Erkennen und Verarbeiten von Fetten erleichtert.
Fett als Schlüsselressource für Delfin-Kälber
Fett spielt eine entscheidende Rolle für die Energieversorgung und die Unterstützung der Gehirnentwicklung bei Delfin-Kälbern, die in den frühen Lebensjahren vollständig auf die Muttermilch angewiesen sind. Die Fähigkeit, Fette in der Muttermilch zu erkennen, könnte für die Kälber von großer Bedeutung sein, da sie so gezielt die Milch mit einem höheren Nährwert auswählen können.
Diese Fähigkeit hilft nicht nur bei der Versorgung mit wichtigen Nährstoffen, sondern auch bei der optimalen Entwicklung des Gehirns – ein entscheidender Faktor für das spätere Überleben und die Jagdfähigkeiten der Delfine.
Ein evolutionärer Vorteil in der Wildnis
Takashi Hayakawa, einer der Hauptautoren der Studie erklärt:
Diese erlernte Fähigkeit zur Erkennung von Fett in der Nahrung könnte somit eine zentrale Rolle im Überlebens- und Fortpflanzungserfolg der Delfine spielen.
Neben den anatomischen Untersuchungen führten die Wissenschaftler auch ein Experiment mit jungen Delfinen durch, bei dem sie zwischen zwei Flüssigkeiten wählen konnten – einer Milchlösung und einer trüben Flüssigkeit.
Eine Erklärung könnte sein, dass sie eine Mischung von Milch aus zwei verschiedenen Weibchen zu sich nahmen, was zu einer Form von „Neophobie“ führte, also der Ablehnung neuer Nahrungsmittel.
Die Entdeckung dieser „Fett-Geschmack“-Fähigkeit könnte das Verständnis von Nahrungserkennung und -auswahl bei Meeressäugetieren revolutionieren und neue Ansätze für die Forschung zu Ernährung und Verhalten von Delfinen und anderen marinen Säugetieren bieten.
Quelle
Katsushima, H., Kashiwagi, N., Hamano, T., Kogi, K., Sato, R., Nakata, K., Nishino, M., & Hayakawa, T. (2025). Fat taste receptors and fatty milk in dolphins. Marine Mammal Science.