Copernicus-Programm: Beeindruckende erste Bilder des ESA-Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2C

Als Teil der Copernicus-Mission wurde der Erdbeobachtungssatellit Sentinel-2C am 5. September 2024 in die Erdumlaufbahn Weltall befördert. Nun kann die ESA erste Aufnahmen veröffentlichen.

Sentinel-2C
Ansicht von Sevilla. Bild: ESA

Knapp zwei Wochen nach dem Start des neuesten Erdbeobachtungssatelliten der Copernicus-Mission, Sentinel-2C, liefert der Satellit bereits atemberaubende Bilder der Erde. Die ersten Aufnahmen zeigen, welche Daten in den kommenden Jahren im Rahmen des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zur Verfügung gestellt werden.

Sentinel-2C überwacht das Algenwachstum in Küsten- und Binnengewässern und erfasst den Sedimenteintrag in Flussdeltas. Außerdem ist der Satellit darauf ausgelegt, Vegetationsveränderungen zu erkennen, was beispielsweise die Kartierung von Waldbeständen, Wachstumsanalysen von Wild- und Nutzpflanzen sowie Erntevorhersagen ermöglicht.

Der Start von Sentinel-2C markiert einen weiteren wichtigen Schritt in der Entwicklung des Copernicus-Programms, das seit Jahren wichtige Daten für die Umweltüberwachung und -forschung zur Verfügung stellt. Sentinel-2C ist der dritte Satellit der Sentinel-2-Reihe, zu der bereits Sentinel-2A und Sentinel-2B gehören, die seit 2015 beziehungsweise 2017 im Einsatz sind.

Multispektral-Imager ermöglicht großflächige Aufnahmen

Wie seine Vorgänger ist auch Sentinel-2C mit einem hochentwickelten Multispektral-Imager ausgestattet, der Bilder in verschiedenen Wellenlängenbereichen aufnehmen kann, um detaillierte und präzise Informationen über Landflächen, Küstenregionen und Gewässer zu liefern. Der Satellit umkreist die Erde in einer Höhe von 786 Kilometern und bietet mit einer Streifenbreite von 290 Kilometern eine besonders große Abdeckung.

Die ersten Bilder, die Sentinel-2C aufgenommen hat, zeigen deutlich die Leistungsfähigkeit der Technologie. Eines der Bilder zeigt eine klare Ansicht der südspanischen Stadt Sevilla, Hauptstadt Andalusiens, am Fluss Guadalquivir, einem der längsten Flüsse Spaniens.

Obwohl die Mission gerade erst begonnen hat, übertrifft die Qualität der ersten Bilder alle Erwartungen. Constantin Mavrocordatos, Sentinel-2-Projektmanager bei der ESA, etwa sagt dazu: „Wir sind begeistert, dass Copernicus Sentinel-2C bereits so kurz nach dem Start so atemberaubende Bilder von der Erde aufnimmt. Dies ist erst der Anfang der unglaublichen Erkenntnisse und detaillierten Daten, die uns dabei helfen werden, unseren Planeten besser zu verstehen.“

Sentinel-2C
Großflächige Aufnahme von der Camargue in Südfrankreich bis nach Barcelona in Spanien (Ausschnitt). Bild: ESA

Ein weiteres Bild zeigt einen langen Streifen von der Camargue in Südfrankreich bis nach Barcelona in Spanien. Weite Aufnahmen dieser Art sind möglich, da Sentinel-2C in 13 Spektralbändern mit einer Auflösung von 10, 20 und 60 Metern arbeitet, was sowohl großflächige als auch detaillierte Beobachtungen erlaubt.

Der Satellit liefert auch Aufnahmen anderer Regionen der Erde, so etwa das Bild des Waldbrandes in Kalifornien, vom 12. September, das die Rauchentwicklung des sogenannten „Airport Fire“ südlich von Los Angeles zeigt.

Mithilfe der Multispektraltechnologie wurde das Bild in zwei Versionen aufbereitet: Die natürlichen Farben verdeutlichen den aufsteigenden Rauch, während eine Falschfarbenversion des kurzwelligen Infrarotbereichs die Ausmaße der Brandflächen und aktiven Feuerherde in leuchtendem Orange hervorhebt. Die Kombination aus verschiedenen Bildverarbeitungsmethoden hilft nicht nur bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen wie Waldbränden, sondern auch bei der Kartierung von Schäden und der Überwachung der Wiederaufforstung.

Sentinel-2C
Waldbrand von Kalifornien am 12. September, Normalfarben (links) und Falschfarben (rechts). Bild: ESA

„Es ist wirklich bemerkenswert, wie gut das Multispektralinstrument bereits vor dem Start des Satelliten kalibriert wurde und so beeindruckende erste Bilder liefert“, ergänzt Francisco Reina, Sentinel-2-Nutzlastmanager.

Nach der erfolgreichen Startphase und dem frühen Erreichen der Umlaufbahn von Sentinel-2C, in der der Satellit erwartungsgemäß funktioniert, wird der Multispektralbildner in den nächsten drei Monaten im Rahmen der Inbetriebnahmephase noch weiter kalibriert werden, was parallel zum Routinebetrieb von Sentinel 1, 2, 3 für Land und Modell 5P erfolgt.

Ein weiteres faszinierendes Bild zeigt das Lighthouse Reef vor der Küste von Belize in Mittelamerika, ein Teil des zweitgrößten Korallenriffsystems der Welt. Hier ist das berühmte Great Blue Hole, ein gigantisches marines Sinkloch, zu sehen. Solche Aufnahmen leisten wertvolle Beiträge zum Verständnis von marinen Ökosystemen und deren Veränderungen im Zuge des Klimawandels.

Sentinel-2C
Lighthouse Reef vor der Küste von Belize. Bild: ESA

Die intensive Kalibrierungsphase in den kommenden Monaten ist ein entscheidender Schritt, bevor Sentinel-2C in den regulären Betrieb übergeht und gemeinsam mit seinen Schwestersatelliten eine Vielzahl an Daten zur Erde sendet. Diese Daten werden für zahlreiche Anwendungen genutzt, darunter die Überwachung der Landwirtschaft, der Wasserressourcen, der Luftqualität und des Klimawandels.

Die Sentinel-2-Mission liefert somit einen unverzichtbaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zum Umweltschutz weltweit.