CO2-Emissionen 2022 stiegen weniger als erwartet!
Die Internationale Energie Agentur IEA hat ihre Analyse zu den Treibhausgasemissionen des Jahres 2022 vorgelegt. Die gute Nachricht: der Anstieg fiel geringer aus als befürchtet. Die schlechte Nachricht: statt einer Reduktion an CO2-Emissionen gab es erneut eine Erhöhung.
Die globalen Kohlendioxidemissionen (CO₂) aus Energieverbrennung und industriellen Prozessen stiegen 2022 um 0,9% oder 321 Megatonnen (Mt) auf ein neues Allzeithoch von 36,8 Gigatonnen (Gt). Diese Einschätzung veröffentlichte die IEA in ihrem aktuellen Bericht CO2-Emissions in 2022. Grundlage des Berichts waren offizielle, nationale Statistiken des vergangenen Jahres.
Große Schwankungsbreite
Der Anstieg folgte auf zwei Jahre außergewöhnlicher Schwankungen bei den energiebedingten Emissionen. Diese schrumpften im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie um mehr als 5%. Im Jahr 2021 stiegen sie dagegen wieder über die Werte vor der Pandemie hinaus an. Verbunden mit Subventionen in Form wirtschaftlicher Anreize und einem generell positivem Wirtschaftsklima lagen die CO₂-Emissionen des Jahres 2021 um mehr als 6% höher als die des Pandemiejahres 2020.
Wachstum der Emissionen niedriger als befürchtet
In einem außergewöhnlich turbulenten Jahr mit Russlands Invasion der Ukraine, den Energiepreisschocks, steigender Inflation und einer weltweiten Störung der traditionellen Kraftstoffhandelsströme war das globale Emissionswachstum niedriger als erwartet.
Dazu trug das beeindruckende Wachstum der Solar-Photovoltaik- und Winderzeugung, mit dem rund 465 Mt an CO₂-Emissionen verhindert wurden. Auch andere Technologien bei den Erneuerbaren sowie neue Elektrofahrzeuge und neue Wärmepumpen verhinderten weitere 85 Mt an CO₂ -Emissionen. Ohne diese Faktoren wäre der jährliche Anstieg der energiebedingten Emissionen fast dreifach höher gewesen. Weitere Emissionsreduzierungen resultierten aus einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in einigen Regionen. So wurden 155 Mt CO₂ durch Rückgang energieintensiver Industrieproduktion vermieden, hauptsächlich in China, der Europäischen Union, Japan, Korea und Nordamerika.
Besondere Situationen des Jahres 2022 leisteten dagegen ihren Beitrag beim globalen Emissionsanstieg. Vom den insgesamt 321 Mt CO₂ trugen extreme Temperaturereignisse mit 60 Mt CO₂ für Heizung und Kühlung von Gebäude bei.
Die gute Nachricht: Der Anstieg der CO₂-Emissionen lag deutlich unter dem globalen BIP-Wachstum von 3,2%.
Veränderungen nach Primärenergiequellen
Die Emissionen von Erdgas gingen um 1,6% oder 118 Mt zurück, nachdem das Angebot durch Russlands Invasion in die Ukraine weltweit reduziert wurde. Die Reduzierung der Emissionen aus Gas war in Europa mit -13,5% besonders ausgeprägt. Auch die asiatisch-pazifische Region verzeichnete einen Rückgang, allerdings „nur“ um -1,81 %.
Erhöhte Emissionen aus Kohle kompensieren die Reduzierungen durch Erdgas sehr deutlich. Inmitten einer Welle der Gas-zu-Kohle-Umstellung durch die globale Energiekrise stiegen die CO₂-Emissionen aus Kohle um 1,6% oder 243 Mt. Sie übertrafen damit die durchschnittliche Wachstumsrate des letzten Jahrzehnts bei weitem und erreichten ein neues Allzeithoch von fast 15,5 Gt.
Die Emissionen aus Erdöl stiegen ebenfalls sehr deutlich, und zwar um 2,5% oder 268 Mt auf 11,2 Gt. Etwa die Hälfte des Anstiegs kam aus der Luftfahrt, da sich der Flugverkehr weiterhin von den Pandemietiefs erholte und sich 80% des Niveaus von 2019 näherte. Dieser Anstieg wurde durch die erhöhte Verkaufszahl an Elektrofahrzeugen im Jahr 2022 abgemildert. Mit über 10 Millionen verkauften Autos, oder 14% der weltweiten PKW-Verkäufe setzte sich der weltweite Trend nach Elektromobilität fort.
Der größte sektorale Anstieg der Emissionen im Jahr 2022 kam von der Strom- und Wärmeerzeugung, mit einer Steigerungsrate von 1,8% oder 261 Mt.
Wann kommt endlich der gegenläufige Trend?
„Nur“ 1% darf nicht zufriedenstellen, denn um die Klimaziele des Weltklimarats IPCC zu erreichen wären eine jährliche Reduzierung von 3% notwendig, die sich auch in den kommenden Jahren entsprechend fortsetzt. Kumulativ betrachtet lägen wir dann im Jahr 2035 bei 24,77 Gt CO2 und würden damit im angestrebten Neutralitätskorridor liegen, bei dem die Emissionen von natürlichen Kompensationsmechanismen (Naturflächen an Land und die Ozeane) ausgeglichen würden. Das – und nur das – wäre dann die uneingeschränkt gute Nachricht.