Carbon Brief: weitere Forschungsinstitute bestätigen Copernicus – Bericht zur Erderwärmung
Fünf unterschiedliche, wissenschaftliche Forschungsinstitute bestätigen, dass es als gesichert gelten kann, dass das Jahr 2024 das vergangene Jahr als das bisher heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ablösen wird.
Statusbericht des Weltklimas
Das Klima-Informationsportal Carbon Brief hat rechtzeitig zum Beginn der COP 29 in Baku einen Statusbericht zum Weltklima vorgelegt.
Darin wird auch bestätigt, dass 2024 das erste komplette Jahr sein wird, in dem die Durchschnittstemperatur von 1,5 °C überschritten wird. Alle vergleichenden Messdaten beziehen sich auf die Zeit zwischen dem vorindustriellen Niveau und dem aktuellen Jahr.
Kernpunkte des Carbon Brief-Arbeitspapiers
Die Berichte des Informationsportals Carbon Brief erscheinen vierteljährlich. Sie tragen den Titel „State of the climate“, also »Status des Klimas«. In der aktuellen Ausgabe betont Carbon Brief folgende Kernpunkte
- Im Jahr 2024 gab es in sieben der neun bisherigen Monate Rekordtemperaturen.
- Die Welt als Ganzes hat sich seit 1970 um etwa 1 °C erwärmt – und seit Mitte der 1800er Jahre um zwischen 1,2 ° C und 1,4 ° C.
- Ein starkes El-Nino-Ereignis trug zu Beginn des Jahres zu außergewöhnlich hohen globalen Temperaturen bei. Trotz einer Abschwächung in den letzten Monaten hielten die hohen, rekordverdächtigen Temperaturen an.
- Die Rekordtemperaturen wurden aus den verschiedensten Regionen gemeldet, was die globale Wirkung der Erderwärmung bestätigt
- Die gemessenen, globalen Temperaturen stimmen mit den Prognosen von Klimamodellen überein.
- Die globale Meereis-Ausdehnung hat weiterhin abgenommen. Sie befindet sich derzeit auf einem historischen Niedrigniveau. Auch das antarktische Meereis im Speziellem verharrte in 2024 auf einem extrem niedrigen Niveau, liegt aber etwas über dem Niveau nach den Messungen des Jahres 2023 an zweiter Stelle der niedrigste gemessene Ausdehnungswerte.
Daten von fünf Instituten als Basis
In dieser jüngsten vierteljährlichen Klimabewertung hat Carbon Brief Aufzeichnungen von fünf verschiedenen Forschungsgruppen analysiert, die globale Aufzeichnungen der Oberflächentemperatur melden, und zwar NASAs GISTEMP, NOAAs GlobalTemp; Hadley/UEAs HadCRUT5, Berkeley Earth und Copernicus/ECMWF.
In allen Fällen wird die prognostizierte globale Durchschnittstemperatur für 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit bzw. sicher den vorherigen Rekord von 2023 übertreffen.
Drei der fünf Gruppen (Hadley, Berkeley und Copernicus/ECMWF) zeigen für das laufende Jahr eine hohe Wahrscheinlichkeit einer jährlichen Oberflächentemperatur von über 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Die NASA-Analysen sehen eine Wahrscheinlichkeit von 40% auf mehr als 1,5 °C. Lediglich die Analysen der NOAA betrachten globale Temperaturen von über 1,5 °C als wenig wahrscheinlich.
Diese Unterschiede der einzelnen Forschungsanstalten resultieren in erster Linie aus der Auswahl der verwendeten Meeres-Messdaten, in Unterschieden in den generellen Messansätzen sowie in Lücken bei den Beobachtungen im frühen Teil der Aufzeichnungen (z.B. vor 1900).
Die gesamten Analysen resultieren in einem zusammengesetzten Durchschnitt der fünf verschiedenen Datensätze, wie sie im sechsten Bewertungsbericht (AR6) des Weltklimarats (IPCC) und der Weltgesellschaft für Meteorologie (WMO) verwendet wurden. Die Schlussfolgerung von Carbon Brief dazu ergibt, dass 2024 das erste Jahr über 1,5 °C im Durchschnitt aller Institute sein könnte.
Damit hätte die Welt eine Möglichkeit, 2024 als das erste Jahr zu bestimmen, in dem die Welt dieses Temperaturziel überschritten hat, obwohl dies im Berkeley Earth-Datensatz bereits 2023 der Fall war und im NOAA-Datensatz diese Überschreitung nicht erfolgen wird.
Klimaziel von Paris ist langfristig zu sehen
Eine solche Überschreitung von 1,5 °C in einem einzigen Jahr ist nicht gleichbedeutend mit der generellen Verletzung des Pariser Klmaziels. Dieses im Jahr 2015 festgelegte Ziel definiert die langfristige, andauernde Erwärmung. Man betrachtet dafür in der Klimaforschung einen Zeitraum über zwei oder drei Jahrzehnte, anstelle von Jahrestemperaturen, die auch den kurzfristigen Einfluss natürlicher Schwankungen im Klima, wie zum Beispiel El Nino, beinhalten.
Während die menschengemachten Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen für die langfristige Erwärmung der Erde verantwortlich zeichnen, können die Temperaturen in einem bestimmten Jahr stark von kurzfristigen Schwankungen des Erdklimas beeinflusst sein. Diese hängen typischerweise mit Ereignissen wie El Nino und La Nina zusammen.
Diese großen Temperaturschwankungen zwischen den Meerestemperaturen und der Atmosphäre im tropischen Pazifik tragen im Allgemeinen dazu bei, dass einige einzelne Jahre als wärmer und andere als kühler dokumentiert werden.
Zusammenfassung
Ich habe den Carbon Brief-Bericht am Ende dieses Artikels verlinkt, da speziell die Grafiken dieser Zusammenfassung weitere Einzelheiten, auch zu regionalen Auswirkungen, darstellen. Sie zeigen auch die erwarteten Tendenzen aus den speziellen Ereignissen wie El Nino und La Nina, die uns besonders im kommenden Jahr beschäftigen wird.
Bemerkenswert ist, dass kein Bereich auf der Erde eine Rekordkälte (oder sogar die zweiten, dritten, vierten oder fünftkältesten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen) aufzeigte. Fast ganz Mittelamerika und große Teile Südamerikas verzeichneten ihr bisher wärmstes Jahr. Dies gilt ebenso für einen Großteil Osteuropas, Afrikas, Chinas, Südostasiens und Koreas.
Vor Beginn der COP 29 in Aserbaidschan äußerten sich Klima-Wissenschaftler zum möglichen langfristigen Trend. Sollte die Welt die aktuellen Klimaschutzpläne, also ohne größere Ambitionen zur Dekarbonisierung, einhalten, läge die Erderwärmung im Jahr 2100 bei 2,5 °C. Die Analyse dazu habe ich ebenfalls am Ende des Artikels verlinkt. Sie basiert auf einer exklusiven Umfrage des GUARDIAN und dem nachfolgenden Bericht dazu.
Ebenfalls verlinkt habe ich einen gleichlautenden Bericht der Oregon State University mit identischem Kontext zur Carbon Brief – Analyse.
Quellenhinweis:
Carbon Brief: State of the Climate 2024
Guardian: Umfrage bei Wissenschaftlern bestätigt 2,5 Grad - Wahrscheinlichkeit bis 2100
Oregon State University: Klimakrise verlangt umgehendes Handeln