Antarktis: Wissenschaftler veröffentlichen bisher detaillierteste Karte der antarktischen Landmassen

Wissenschaftler haben die bisher genaueste Karte der Antarktis erstellt. Die Karte namens Bedmap3 umfasst Vermessungsdaten aus über sechs Jahrzehnten – erfasst mit Flugzeugen, Satelliten und Hundeschlitten.

Topographie der Antarktis mit Eis
Topographie der Antarktis mit Eis. Bild: Pritchard et al./Bedmap3

Wissenschaftler haben die bisher genaueste Karte der Antarktis erstellt, und zwar von der Landmasse unter dem Eisschild. Die sogenannte Bedmap3 enthält Vermessungsdaten aus über sechs Jahrzehnten, gesammelt von Flugzeugen, Satelliten, Siffen und sogar Hundeschlitten. Die Karte erlaubt den Blick auf die Landschaft ohne die 27 Millionen Kubikkilometer Eis darüber.

Die antarktische Landmasse ist von einer durchschnittlich 2160 Meter – stellenweise bis zu 4800 Meter – dicken Eisschicht bedeckt. Unter dem Eis existieren subglaziale Seen wie der Wostoksee, tiefe Täler oder Gebirgsketten, die auch über das Eis hinausragen können wie die Transantarktischen Berge.

Ein Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung des British Antarctic Survey (BAS) und unter Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) hat nun die neue Karte vorgestellt: Die Studie, in der Bedmap3 beschrieben wird, wurde diese Woche in der Zeitschrift Scientific Data veröffentlicht.

Bedmap3 ist die dritte Version einer Karte, die ein Bild des Gesteinsuntergrunds der Antarktis zeichnet, wobei die Arbeiten bereits im Jahr 2001 begannen. Die Karte weist mit 82 Millionen Datenpunkten mehr als doppelt so viele Daten auf wie die Vorgängerversionen. Die Punkte wiederum wurden in einem 500 Meter großen Raster gemittelt. Die jüngsten Erhebungen in der Ostantarktis etwa haben große Wissenslücken geschlossen, insbesondere in der Südpolgegend, entlang der antarktischen Halbinsel und der westantarktischen Küste sowie im transantarktischen Gebirge.

Von höchsten Bergen und tiefsten Canyons

Beispielsweise sind die Umrisse der tiefen Täler besser dargestellt, aber auch felsige Berge, die aus dem Eis herausragen, werden besser erfasst. Eine bedeutende kartografische Änderung betrifft den Ort mit dem dicksten darüber liegenden Eis: Früher ging man davon aus, dass dieser Ort im Astrolabe-Becken im Adélieland liegen würde. Neue Daten zeigen jedoch, dass ein noch unbenannter Canyon bei 76.052°S, 118.378°E in Wilkesland die dickste Eisschicht besitzt: Das Eis misst hier 4.757 m, was ungefähr so hoch ist wie der Mont Blanc (4.806 m).

„Generell ist klar geworden, dass der antarktische Eisschild dicker ist als bisher angenommen und ein größeres Volumen an Eis hat, das auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels ruht. Besonders wichtig ist das am Rande des Kontinents, wo das Eis in Kontakt mit dem Ozean steht. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass mehr Eis schmilzt durch das Eindringen von wärmerem Ozeanwasser. Bedmap3 zeigt uns, dass die Antarktis etwas anfälliger ist, als wir bisher dachten.“
Prof. Dr. Olaf Eisen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)

Neueste Satellitendaten erfassen auch Höhe und Form von Eisschilden und sowie die Dicke der schwimmenden Schelfeise besser als früher. So verzeichnet die Karte etwa die Gründungslinien neu, das sind diejenigen Stellen, an denen das Inlandeis auf den Ozean trifft und als Eisschelf zu schwimmen beginnt.

Von Bedmap3 aktualisierte Eisbett-, Oberflächen- und Mächtigkeitsdatensätze für die Antarktis
Von Bedmap3 aktualisierte Eisbett-, Oberflächen- und Mächtigkeitsdatensätze für die Antarktis. Bild: Pritchard, H., et al.

Die Landschaft des Gesteinsbodens unter dem antarktischen Eis wurde mit verschiedenen Techniken erfasst, wie etwa Radar, seismische Reflexion (Schallwellen) und Schwerkraftmessungen (Gravimetrie).

Nutzen von Bedmap3

Bedmap3 ist als ein wichtiges Instrument gedacht, das dabei helfen soll, zu verstehen, wie die Antarktis auf Klimaerwärmungen reagiert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern können beispielsweise untersuchen, wie Eisschild und Untergrund aufeinander einwirken.

„Dies sind die grundlegenden Informationen, die die von uns verwendeten Computermodelle untermauern, um zu untersuchen, wie das Eis über den Kontinent fließen wird, wenn die Temperaturen steigen. Stellen Sie sich vor, Sie gießen Sirup über einen Steinkuchen – alle Klumpen, alle Unebenheiten bestimmen, wohin der Sirup fließt und wie schnell. Und so ist es auch in der Antarktis: Einige Erhebungen werden das fließende Eis aufhalten; die Vertiefungen und glatten Stellen sind die Stellen, an denen das Eis beschleunigt werden könnte.“
Dr. Hamish Pritchard, Glaziologe am BAS und Hauptautor der Studie

Wenn man die Topographie auf Form und Höhe des darüberliegenden Eises bezieht, ergeben sich neue Statistiken:

  • Volumen des antarktischen Eises (inkl. Schelfeis): 27,17 Millionen Kubikkilometer
  • Fläche des antarktischen Eises (inkl. Schelfeis): 13,63 Millionen Quadratkilometer
  • mittlere Dicke des antarktischen Eises (inkl. Schelfeis): 1.948 Meter (exkl. Schelfeis: 2.148 m),
  • globaler Meeresspiegelanstieg, sollte das gesamte Eis schmelzen: 58 Meter,
  • mittlere Höhe des Grundbetts: 74 m,
  • tiefster Punkt unter dem Meeresspiegel: –2.973 m (unter dem Byrd-Gletscher),
  • Fläche unterhalb des Meeresspiegels: 5,65 Millionen km²,
  • Fläche unterhalb des Meeresspiegels in Prozent: 46,7%.

Quellenhinweis:

Pritchard, H.D., Fretwell, P.T., Fremand, A.C. et al. (2025): Bedmap3 updated ice bed, surface and thickness gridded datasets for Antarctica. Scientific Data.