Umwelt: Warum haben wir Menschen das Bedürfnis Abfall zu hinterlassen?
Viele von uns haben das vielleicht schon bei sich selbst einmal beobachten: Man wirft einfach gedankenlos Müll weg und sei es "nur" den Zigarettenstummel aus dem Autofenster. Immer wieder landet Müll irgendwo in der Umwelt.
Schnell fliegt mal das Burgerpapier aus dem offenen Autofenster, nachdem man einen kurzen Zwischenstopp in einem Drive-in-Lokal gemacht hat. Das passiert meist in Gedanken und völlig unachtsam. Doch was steckt dahinter? Welche Psychologie steckt hinter diesem Verhalten. Das wurde nun wissenschaftlich untersucht.
Der stellvertretende Generalsekretär der Vereinten Nationen bezeichnete die Vermüllung der Meere als ein "allgegenwärtiges globales Problem". Warum können manche Leute nicht einfach das Burgerpapier behalten? Oder eine Plastikflasche zurück in ihre Tasche stecken?
Littering-Verhalten
Forscher nennen das "Littering-Verhalten", und es gibt viele Gründe, warum Menschen ihren Müll achtlos wegwerfen. Wissenschaftler versuchen, mehr über das Littering-Verhalten zu erfahren, um chronische Litterer umzustimmen und die Abfallmenge, insbesondere die Plastikmenge, die die Gewässer der Welt verunreinigt, zu verringern. Umweltschützer sagen, dass dies ein kritisches Problem ist, das sich noch verschlimmern wird.
Willkommen in der Wegwerfgesellschaft
Dieses Wegwerfverhalten wurde bereits in diversen Studien untersucht. Als Abfall gelten alle Arten von festen Abfällen, die unsachgemäß entsorgt werden. Das kann so klein wie ein Bonbonpapier oder so groß wie ein verlassenes Auto sein. Im Jahr 2011 wurde in einer Studie in der Zeitschrift "Environment and Behavior" beobachtet, wie Menschen an öffentlichen Plätzen Abfall entsorgen. Die Forscher begaben sich an 130 öffentliche Orte im Freien in 10 US-Bundesstaaten und beobachteten fast 10 000 Menschen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit. Als die Forscher zum ersten Mal an einem Ort ankamen, hatten sie die Aufgabe, die Sauberkeit und die Verfügbarkeit von Mülleimern zu bewerten. Von den 130 Standorten verfügten 91 Prozent über mindestens einen Abfalleimer. Nur an zwei Standorten gab es keine sichtbaren Abfälle.
Die Feldforscher notierten alle "Entsorgungsverhaltensweisen" und ob die Menschen ihren Müll falsch entsorgten. Zu den unsachgemäßen Entsorgungen zählten Personen, die Gegenstände absichtlich auf den Boden warfen, und Personen, die nicht bemerkten, dass sie etwas fallen gelassen hatten. Von allen Entsorgungen waren 17 Prozent unsachgemäß, und 4 Prozent der Personen wurden als "Litterbugs" eingestuft. Warum haben sie es also getan? Die Zugänglichkeit war ein Faktor.
Mehr Mülleimer = weniger "wilder Müll"
Die Forscher stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit, Abfall wegzuwerfen, größer war, wenn sich kein Mülleimer in der Nähe befand. Je mehr Mülleimer zur Verfügung stehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Person ihren Müll ordnungsgemäß entsorgt. Auch in Gegenden, in denen bereits Müll auf dem Boden liegt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Menschen ihren Abfall wegwerfen.
Vorhandener Müll sorgt für noch mehr Müll
Eine Person an einer Autobahnraststätte, die mit Zigarettenstummeln und Essensverpackungen übersät war, war eher geneigt, ihren Müll wegzuwerfen als jemand in einem gepflegten Park. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Reinigung und Pflege eines müllfreien Raums eine Präventionsstrategie ist, um künftige Menschen vom Littering abzuhalten.
Auch die leichte Verfügbarkeit von Mülleimern wird das Littering reduzieren. Diese Ansätze können Gelegenheitsmüllsammler dazu motivieren, ein Gebiet sauber zu halten, aber andere Studien haben ergeben, dass chronische Müllsammler möglicherweise nicht dazu gezwungen werden, sich zu ändern.
Müssen unser Verhalten dringend überdenken
Ganz gleich, ob die Menschen aus Spaß an der Frechheit oder weil sie es hassen, Müll in ihren Autos zu haben - Befürworter warnen davor, dass sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Im Jahr 1950 wurden weltweit 2 Millionen Tonnen Plastik produziert. Im Jahr 2017 wurden mehr als 438 Millionen Tonnen pro Jahr produziert. Nur 10 Prozent des Kunststoffs wurden recycelt, der Rest landete auf Mülldeponien oder im Meer.