Wetterexperte Johannes Habermehl ist verblüfft - Droht Deutschland ein Winter ohne Winter?

Ein ungewöhnlich stabiler Hochdruckeinfluss dominiert seit Ende Oktober das Wetter in Mitteleuropa. Welche Ursachen hat das, wie lange könnte es anhalten, und was bedeutet das für den Winter?

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Winterfans freuen sich schon auf den ersten Wintergruß, doch der könnte noch lange auf sich warten lassen.


Seit Ende Oktober hält ein Dauerhoch die Wetterlage über Mitteleuropa fest im Griff. Durch die stabile Hochdrucklage entsteht wenig Luftbewegung, und Wolken werden über großen Teilen des Kontinents unterdrückt. Das führt zu milden Temperaturen, klaren Tagen und vor allem frostfreien Nächten. Typischerweise geht solch ein Hochdruckgebiet mit trockener Luft und wenig Niederschlag einher. Die Folge sind ungewöhnlich milde Tage und kühle Nächte ohne erste winterliche Vorboten.

Ursachen der stabilen Hochdrucklage

Der anhaltende Hochdruck hat seine Wurzeln in atmosphärischen Großwetterlagen. Die sogenannte „Blocking-Lage“ verhindert das Vordringen atlantischer Tiefdruckgebiete und damit auch den Zustrom kälterer, feuchter Luftmassen. Gleichzeitig halten sich milde Luftmassen über Süd- und Westeuropa und verstärken den Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa. Solche „Blocking“-Hochdrucklagen, die oftmals durch die Polarwirbelstruktur beeinflusst werden, treten nicht häufig, aber regelmäßig auf und können sich, wie derzeit, über Wochen stabilisieren.

Ein Weihnachtsfest ohne Schnee?

Ob diese Lage bis Weihnachten bestehen bleibt, ist noch unklar. Meteorologen beobachten jedoch, dass solche blockierenden Hochdruckzonen manchmal mehrere Wochen anhalten, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit eines verspäteten Wintereinbruchs steigt. Der Dezember könnte demnach nicht nur mild, sondern auch schneearm bleiben. Für ein winterliches Wetterereignis benötigt es das Einbrechen kalter Luftmassen und das Vorhandensein feuchter Tiefdruckgebiete – beides ist aktuell nicht in Sicht.

Potenzielle Nachteile der stabilen Hochdrucklage

Die beständige Hochdruckwetterlage bringt einige Herausforderungen mit sich. Die Böden trocknen nach einem heißen Sommer weiter aus, was in einigen Regionen die Grundwasserversorgung belastet. Für Natur und Landwirtschaft bedeutet dies weiterhin schwierige Bedingungen, da die für den Winter typischen Niederschläge ausbleiben. Eine anhaltende Trockenheit im Winter könnte auch die Startbedingungen für die Vegetation im kommenden Frühjahr beeinträchtigen.

"Hoher Luftdruck im Herbst und Winter kann langanhaltende Blockadelagen verursachen, die oft wochenlang stabile und trockene Witterung mit sich bringen."

Johannes Habermehl, Wetterexperte

Weniger Schutz vor Kälteperioden

Eine weitere Konsequenz ist, dass bei einem plötzlichen, unvorbereiteten Wintereinbruch die Infrastruktur stark beansprucht werden könnte. Sollte die Hochdrucklage in den kommenden Wochen plötzlich durch eine Kaltfront unterbrochen werden, könnte die fehlende Schneeschicht die Vegetation sowie empfindliche Gewächse schutzlos zurücklassen. Schnee dient normalerweise als natürliche Isolationsschicht, die Pflanzen und Boden vor extremer Kälte schützt.

Ausblick auf die Winterentwicklung

Langfristige Wetterprognosen sind immer mit Unsicherheiten verbunden. Doch aktuelle Modelle deuten darauf hin, dass die Hochdrucklage zumindest bis in den Dezember hinein bestehen könnte, wenn auch mit Unterbrechungen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Großwetterlage verändert und die Tiefdruckgebiete wieder die Oberhand gewinnen. Ein ausgedehnter Wintereinbruch und eine weiße Weihnacht könnten noch kommen, aber die Chancen stehen aktuell eher gering.