Was hältst du von KI-generierter Poesie? Eine Studie findet heraus, was Leser bevorzugen
Neue Forschung zeigt, dass Menschen oft KI-generierte Poesie nicht von menschlicher unterscheiden können – und sie manchmal sogar besser finden.
Der Gedanke, dass Künstliche Intelligenz Gedichte schreiben kann, die uns berühren und faszinieren, mag seltsam erscheinen. Doch genau das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie: Leser konnten in vielen Fällen nicht unterscheiden, ob ein Gedicht von einem Menschen oder einer KI stammt. Überraschenderweise gefiel den Teilnehmern die maschinelle Poesie sogar häufiger – zumindest, bis sie erfuhren, dass sie von einer Maschine geschrieben wurde.
Die Studie im Detail
In einer experimentellen Untersuchung wurden Teilnehmern Gedichte im Stil berühmter Dichter wie Sylvia Plath oder William Shakespeare präsentiert. Die Gedichte stammten sowohl von echten Menschen als auch von Künstlicher Intelligenz, die gebeten wurde, den Stil der jeweiligen Autoren nachzuahmen. Die Leser sollten dann einschätzen, ob ein Gedicht von einem Menschen oder einer Maschine geschrieben wurde, und ihre Sicherheit auf einer Skala von 1 bis 100 bewerten.
Eine zweite Testgruppe wurde anders herangeführt: Einige glaubten, sie läsen nur menschliche Werke, andere ausschließlich KI-Texte, während eine dritte Gruppe gar keine Information über die Herkunft der Gedichte erhielt. Alle mussten bewerten, wie gut ihnen die Verse gefielen. Hier zeigte sich ein überraschendes Muster.
Poesie, die Erwartungen erfüllt
Die von Künstlicher Intelligenz erstellten Gedichte erzielten oft hohe Punktzahlen in Bereichen wie Kreativität und emotionaler Tiefe. KI-Modelle wie GPT-3.5 schaffen es, die richtigen „poetischen“ Zeichen zu setzen – seien es Reime, eingängige Bilder oder ein Hauch von Melancholie. Doch was bedeutet es, wenn ein maschinengenerierter Vers tatsächlich emotional berührt?
Das Problem ist, dass wir häufig eher die Oberfläche eines Gedichts bewerten: Klingt es poetisch, ist es leicht verständlich, vermittelt es Gefühle? Genau hier liegt die Stärke der KI, die darauf programmiert ist, Erwartungen zu erfüllen. Das funktioniert, wenn wir Poesie als eine Sammlung formaler Regeln sehen – aber Poesie kann so viel mehr sein.
Warum wir uns oft täuschen
Ein Grund, warum Leser auf maschinelle Gedichte hereinfallen, ist, dass viele von uns wenig geübte Poesie-Leser sind. Abgesehen von dem, was wir in der Schule gelernt haben, beschäftigen sich die wenigsten im Alltag intensiv mit Gedichten. Wenn Gedichte also wie das klingen, was wir für „typisch poetisch“ halten, lassen wir uns leicht beeindrucken. Doch die wahre Kunst der Poesie erschließt sich oft erst beim mehrmaligen Lesen.
Poetische Werke können tiefgründige Verbindungen herstellen, die sich nicht sofort offenbaren. Ein Beispiel ist Sylvia Plaths „Winter Landscape, With Rooks“, das durch komplexe Metaphern und unerwartete Bilder besticht. Diese Art von Poesie lädt uns ein, tiefer zu gehen, während KI-Texte häufig einfacher und direkter sind.
Was KI nicht kann
Künstliche Intelligenz ist darauf programmiert, uns das zu liefern, was wir wollen – Gedichte, die uns schnell gefallen. Doch echte Poesie kann uns auch herausfordern und uns dazu bringen, die Welt anders zu sehen. Der Literaturkritiker Derek Attridge spricht von einem „Ereignis“, das stattfindet, wenn ein Gedicht unsere Sicht auf die Dinge verändert. Diese Tiefe bleibt der Maschine verwehrt.
Die Studie zeigt letztlich, wie unsere Wahrnehmung und unsere Vorurteile das Leseerlebnis beeinflussen. KI kann Verse erzeugen, die beeindruckend klingen, doch das wahre Potenzial der Poesie bleibt weiterhin eine zutiefst menschliche Erfahrung.