Sturzfluten: "Das wird heftig" Wetterexpertin Kathy Schrey erklärt die gefährliche Unwetterlage am Wochenende!
Deutschland hat in den letzten Wochen reichlich konvektive Niederschläge abbekommen, wie Platzregen oder Gewitter, die sich typischerweise zwischen Frühling und Spätsommer häufen.
Es ist normal, dass in den Sommermonaten bei uns auch die größten Niederschlagsmengen fallen, wobei die Varianz zwischen den verschiedenen Jahren sehr groß sein kann. Für Gewitter braucht es eine labile Luftschichtung, das heißt, ein aufsteigendes Luftpaket steigt immer weiter (Hebung) und wird dabei nicht gebremst. Ist die Luft dabei allerdings trocken, passiert nicht viel.
Nun kommt der Wasserdampf ins Spiel: Je mehr Feuchtigkeit in der Luft vorhanden ist, umso mehr kann im Falle des Falles auch wieder ausregnen. Ausregnen bei schwachen Höhenwinden hat zur Folge, dass enorme Wassermassen ziemlich stationär vom Himmel fallen.
Jetzt wird es richtig heftig am kommenden Wochenende
Fühlbar sind für jedermann die aktuell schwülwarmen Luftmassen, die quasi ganz Deutschland geflutet haben. Für den Organismus ist diese Wetterlage grundsätzlich eine große Herausforderung, durch die Kombination von heißen, hochsommerlichen Tages-Temperaturen, tropischen Nächten und der hohen UV-Belastung.
Niederschlagbares Wasser ist die Wassermenge in der Atmosphäre, die bei vollständiger Kondensation als Niederschlag (Regen, Schnee) ausfallen könnte. Es wird oft in Millimetern angegeben und spiegelt das Potenzial für Niederschläge wider.
Kathy Schrey, Wetterexpertin
Doch allein der Faktor Luftfeuchte stellt eine enorme physiologische Belastung dar. Eine hohe Konzentration an Wasserdampf in der Luft bedingt unter anderem Atemnot, insbesondere bei Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. Feuchte Luft kann das Gefühl von Atemnot verstärken und die Atemwege weiter reizen.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor ist die Einflussnahme der Luftfeuchte auf die Evaporation. Der menschliche Körper reguliert seine Temperatur hauptsächlich durch Schwitzen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann der Schweiß auf der Haut jedoch nicht so effektiv verdunsten, da die Luft bereits gesättigt ist, was eine starke Beeinträchtigung der Funktionstüchtigkeit des organischen Kühlsystems bedeutet.
Gefährliche Schwergewitterlage!
Zum „Luft anhalten“ und „ins Schwitzen kommen“ sind nun auch die Unwetter-Aussichten für das kommende Wochenende: Eine überregionale Schwergewitterlage mit einem wahrscheinlichen Gewittercluster steht uns bevor. Aufgrund sehr schwacher Höhenwinde finden diese Unwetterereignisse ortsfest statt und der Niederschlag summiert sich zu Mengen, die Überflutungen und Überschwemmungen nach sich ziehen, mit Regenmassen von bis zu 30 l/qm in kurzer Zeit oder mit bis zu 60 l/qm über mehrere Stunden anhaltend. Bereits heute Nachmittag und Abend gab es im Westen und Norden schwere Unwetter. In Detmold und Hamburg hieß es beispielsweise "Land unter".
Am Freitag kommt es zu einzelnen Gewittern mit allem Drum und Dran (Hagel, Sturmböen und Starkregen) im Süden. Doch ein kompletter Luftmassenwechsel hat sich vom Nordwesten her nach dem Durchzug einer Kaltfront vollzogen. So ist die schwülwarme Luft rückseitig dieser ausgeräumt und die Luftqualität ist um einiges kühler und trockener.
Besonders am Samstagabend Tornadogefahr
Doch damit ist die Gewittersaison noch nicht vorüber! Richtig explosiv wird es am Samstagabend: Ein kleinräumiges Tief zieht von Frankreich in den Süden. Dieses Druckgebilde pumpt Luft ins Land, die extrem heiß und feucht ist, sprich energiereich. Die Bestandsluft, die sich vom Nordwesten her seit Freitag behauptet hat, wird nun mit der aus dem Süden konfrontiert. Es bildet sich eine gefürchtete Konvergenzlinie. Die Gewitterenergie ist somit explosiv und liegt am oberen Limit der bis dato aufgezeichneten CAPE-Werte.
Ein Gewittercluster bildet sich und kann zu großem Hagel, Orkanböen, eventuell Tornadobildung und heftigem Starkregen führen. Die heiße Luft aus dem Süden hat große Mengen Wasserdampf gespeichert, der stationär sturzflutartig abgeregnet wird, und es kommt zu Überschwemmungen. In den nächsten Tagen werden sich die möglichen Unwetterregionen immer weiter herauskristallisieren, doch bleibt es der Wissenschaft weiterhin, wie altbekannt, unmöglich, die tatsächlichen Regionen genau zu bestimmen. Bitte behaltet unsere Wetterwarnungen gut im Blick!