Meteorologe Gregor Pittke: "Noch kein Herbst in Sicht: Wettermodelle prognostizieren einfach weiter Sommer in Hessen"

Noch kein Ende des Sommers in Sicht: Hessen erwartet auch im September sommerliche Temperaturen und viel Sonnenschein. Auf bis zu schwülheiße 32 Grad könnte das Thermometer am Donnerstag nochmal klettern. Was uns darüber hinaus in den nächsten Tagen erwartet und warum das Wochenende das letzte sommerliche des Jahres sein könnte, erfahren Sie hier!

Ein Junge beist in ein Stück Wassermelone. Es ist Sommer und es ist heiß, Badesachen an und dann Sprung ins kühle Nass.
Spätsommer im September. Bei prognostizierten Temperaturen von 30 Grad und mehr heißt es Badesachen schnappen und ab an den nächsten Badesee oder ins Freibad. Quelle: Adobe Stock.

Der Sommer 2024 scheint in Hessen noch lange nicht die Segel zu streichen. Die letzte Augustwoche zeigte sich von ihrer heißesten Seite und ließ die Quecksilbersäule gleich mehrere Tage in Folge auf schweißtreibende 30 Grad und mehr klettern. Höhepunkt dieser kleinen Hitzewelle war der 29. August, an dem beispielsweise bis zu 34,0°C in Michelstadt und 32,3°C in Fulda gemessen wurden.

Nun, mit dem Start in den September, bleiben die Temperaturen ungewöhnlich hoch – 5 bis 10 Grad liegen sie derzeit über den jahreszeitüblichen Werten. Das sich diese erste Woche im meteorologischen Herbst noch teilweise so sonnig und sommerlich warm präsentiert, damit hätten wohl die allerwenigsten gerechnet.

Doch ist der Herbst wirklich noch in weiter Ferne, oder geht dem Spätsommer bald schon die Puste aus, droht gar ein größerer Wetterumschwung? Zumindest was das Wetter diese Woche angeht, wird ein kleines Höhentief über Frankreich eine wichtige Rolle spielen.

Höhentief über Frankreich schaufelt subtropische Heißluft nach Deutschland

Um die aktuelle Wettersituation und die Entwicklungen der kommenden Tage zu verstehen, muss man einen Blick in die höheren Luftschichten werfen. Dort befindet sich ein schmaler Höhentrog, der sich am Mittwochmorgen vom Nordmeer über die Britischen Inseln bis nach Frankreich erstreckt. Dieser trennt kühlere Meeresluft im Nordwesten und Westen Europas von heißer, subtropischer Luft über Mittel- und Osteuropa.

Ein Höhentrog bezeichnet in der Meteorologie einen Bereich mit niedrigem Druck und kalten Temperaturen, üblicherweise in 3-6 km Höhe. Mit dem Drucksystem geht wechselhaftes Wetter, häufig auch Schauer und Gewitter einher.

Diese Luftmassengrenze, oder Wetterfront, liegt derzeit noch westlich von Deutschland. In der feuchtwarmen Luft entwickelten sich bereits gestern Schauer und Gewitter über Hessen, und auch heute bleibt die Lage weitgehend unverändert.

Im weiteren Verlauf der Woche „tropft“ der Höhentrog nach Süden ab und bildet bis Donnerstag ein Höhentief über Frankreich. Dieser Kaltlufttropfen wird aus dem Süden weiterhin sehr warme Subtropikluft nach Deutschland transportieren. Während diese Heißluft vor allem die Osthälfte Deutschlands mit voller Wucht trifft, bleibt Hessen in der Nähe zum Höhentief und der Luftmassengrenze, was dort ein etwas wechselhafteres Wettergeschehen mit mäßig warmer Luft zur Folge hat.

meteored Wetterkarte mit den prognostizierten Temperaturen für Donnerstagmittag, 05.September 17 Uhr.
Die meteored-Wetterkarte mit den prognostizierten Temperaturen für Donnerstagmittag. Bis zu 32 Grad werden im Rhein-Main-Gebiet laut Vorhersage des europäischen Wettermodells erwartet.

Zum Wochenende schwächt sich das Höhentief ab und verlagert sich weiter Richtung Adria und Italien. In der Folge könnte sich die Wetterlage wieder stabilisieren, allerdings erschweren schwache Luftdruckgegensätze am Boden derzeit noch eine präzise Vorhersage.

Mittwoch bis Freitag: Teils schwülwarm, erhebliches Schauer- und Gewitterrisiko

Der heutige Mittwoch startete vielerorts wolkenverhangen, Schauer und Gewitter zogen über dem Süden und Südwesten des Landes auf und sorgten für einen wechselhaften Vormittag. Am Nachmittag beruhigt sich das Wetter und es gibt sogar einige freundliche Abschnitte, nur vereinzelt erscheinen Regen, Blitz und Donner am Horizont. Die Temperaturen klettern auf warme 24 Grad in Darmstadt bis 28 Grad in Eschwege, in den höheren Lagen bleibt es kühler bei rund 21 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig aus nördlichen Richtungen.

Am Donnerstag wird es nochmal richtig heiß. Zunächst zieren viele Wolken den Himmel, doch ab Mittag lockert es von Norden her auf. Bis zu 10 Sonnenstunden sind etwa in Frankfurt/Main und Kassel möglich. Im Südwesten bleibt jedoch ein gewisses Schauer- und Gewitterrisiko bestehen. Die Temperaturen steigen auf 28 Grad in Gießen bis 31 Grad in Rüsselsheim, in den Bergen wird es ebenfalls sommerlich mit bis zu 25 Grad. Der Wind bleibt meist schwach und dreht auf Nordost.

Am Freitag setzt sich das Sommerwetter fort, es gibt einen freundlichen Mix aus Sonne und Wolken. Im Tagesverlauf entwickeln sich vereinzelt Schauer und Gewitter, und das insbesondere im südlichen Hessen. Die Temperaturen erreichen 25 Grad in Wiesbaden bis 28 Grad in Bad Hersfeld, im Bergland um 22 Grad. Der Wind bleibt schwach, kommt meist aus Nordost.

Perfektes Spätsommer-Wochenende voraus!

Am Samstag heißt es: Sonnenbrille raus und ab nach draußen! Strahlender Sonnenschein und nur lockere Wolken bestimmen das Wetter. Die Temperaturen klettern auf 26 bis 30 Grad, am heißesten wird es im Rhein-Main-Gebiet. Perfekte Bedingungen für einen Tag am See oder eine Wanderung in den hessischen Mittelgebirgen. Der Wind weht schwach aus südlichen bis südöstlichen Richtungen.

Auch der Sonntag bleibt freundlich sommerlich und weitestgehend trocken. Bei einer schwachen Brise erreichen die Temperaturen 24 bis 28 Grad, in den höheren Lagen dürfte es etwas kühler mit 22 bis 24 Grad bleiben. Ein letzter Hauch von Spätsommer? Vielleicht, denn zum Abend hin könnte sich das Wetter mit aufziehenden Schauern oder Gewittern wieder etwas eintrüben.

Sommerliche Straßenszenerie in einer typischen deutschen Stadt wie Frankfurt, Worms oder Koblenz.
Der Sommer will einfach noch nicht gehen. Am Wochenende dürften bei sommerlichen Temperaturen und sonnigem Wetter die Straßen und Cafes In Frankfurt, Wiesbaden und Kassel voll werden. Quelle: Dall-E.

Ausblick: Wetterumschwung in der zweiten Septemberwoche?

Nach den doch sehr sommerlichen Aussichten für die erste Septemberwoche, könnte sich der Spätsommer jedoch bald schon verabschieden. So scheint es den aktuellen Berechnungen der Wettermodelle ab der zweiten Septemberwoche wahrscheinlicher, dass kühlere Luftmassen aus Nordwesteuropa und vom Atlantik auf Deutschland übergreifen. Damit würde eine deutliche Abkühlung einhergehen, begleitet von mehr Wolken und zunehmenden Niederschlägen.

Der Übergang in eine herbstlichere Wetterphase könnte sich durch den Einfluss atlantischer Tiefdruckgebiete vollziehen, die in der zweiten Wochenhälfte die Regie übernehmen. Sollten diese Prognosen eintreffen, dürften auch die Temperaturen spürbar sinken und von den aktuell sommerlichen Werten auf deutlich kühlere, herbstlichere 18 bis 22 Grad fallen. Hält sich der Spätsommer vielleicht doch noch etwas länger oder ist der Herbst schon im Anmarsch? Die kommenden Tage werden mehr Sicherheit in die Wetterpognosen bringen.