20, 30, 50 oder sogar 100 cm Schnee in Deutschland? Was kommt wirklich vom Himmel - Wetterexperte Habermehl erklärt

In den vergangenen Tagen wurde in den Medien wild spekuliert, wie viel Schnee in der nächsten Woche fallen könnte. Da war von VB-Wetterlage mit Schneemassen die Rede oder von Schneestürmen. Doch was erwartet Deutschland wirklich?

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Viel Neuschnee ist bis Mittwoch in Deutschland nicht in Sicht. Von bis zu 1 Meter Schnee ist nichts mehr zu sehen.

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche - jedes Jahr wird im Winter von einigen "Experten" wild über das mögliche Winterwetter spekuliert. Jedes Jahr die gleichen Parolen und Aussagen und am Ende passiert in Sachen Winterwetter bei den meisten Menschen dann doch eben fast gar nichts. Dabei ist es immer wieder das europäische Wettermodell, was die Jagd nach Schnee so richtig anheizt. Ständig berechnet dieses Wettermodell deutlich zu viel Schnee und auch zu große Schneemengen bzw. Schneehöhen.

Das jüngste Beispiel: Vor drei Tagen wurde vom europäischen Wettermodell ECMWF für die nächste Woche Schnee bis zu 1 Meter Höhe berechnet, und zwar für die Mittelgebirgslagen in Deutschland. Das US-Wettermodell GFS der NOAA und das ICON-Modell vom Deutschen Wetterdienst haben dagegen mit viel weniger Schnee gerechnet und sollten nun auch recht behalten. Statt bis zu 1 Meter fallen in den höheren Lagen nächste Woche maximal 10 bis 20 cm Schnee, wenn überhaupt. Für unseriöse Schlagzeilen sind die Prognosen des ECMA-Modells natürlich immer willkommen.

Warum liegt das ECMWF-Modell bei den Schneehöhen immer so weit daneben?

Das ECMWF-Modell (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) neigt dazu, Schneehöhen in Wetterprognosen systematisch zu hoch anzusetzen. Dies liegt vor allem an der vereinfachten Methodik zur Umrechnung von Niederschlag in Schnee. Häufig wird dabei ein Standardverhältnis verwendet, bei dem ein Millimeter Niederschlag einem Zentimeter Schnee entspricht. Diese Annahme berücksichtigt jedoch nicht die tatsächlichen physikalischen Bedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit oder die Schneebeschaffenheit, die erheblich variieren können. So entsteht beispielsweise bei tieferen Temperaturen leichter Pulverschnee, der eine größere Höhe erreicht, während feuchter, schwerer Schnee deutlich weniger aufbaut.

Ein weiterer Faktor ist die oft unzureichende Einbeziehung von Schmelzprozessen. Das Modell unterschätzt die Schneeschmelze, die durch leicht positive Temperaturen, Wärmeabstrahlung vom Boden, Wind oder Sonneneinstrahlung verursacht wird. In der Praxis würde ein Teil des berechneten Schnees bereits während oder kurz nach dem Niederschlag wieder verschwinden, was zu niedrigeren realen Schneehöhen führt.

Darüber hinaus beeinflusst die räumliche Auflösung des Modells die Genauigkeit, da lokale Gegebenheiten wie Mikroklimata oder topographische Unterschiede nicht detailliert genug erfasst werden. Diese Faktoren, insbesondere in komplexen Gebieten wie Gebirgsregionen, führen zu deutlichen Abweichungen. Insgesamt zeigt sich, dass das ECMWF-Modell Schneehöhen oft überschätzt, da es die Dynamik realer Bedingungen nur unzureichend abbildet.

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Es wird zwischen dem 2. und 3. Advent wahrscheinlich keine Schneemassen geben. Das europäische Wettermodell hatte in den deutschen Mittelgebirgen zeitweise bis zu 1 Meter Neuschnee berechnet.

Fazit: Wie erwartet keine Schneemassen

Schaut man sich die aktuellen Berechnungen der Schneehöhen an, so sind keine Unmengen an Schnee zu erwarten. Es bleibt bei den seriösen Schneehöhen zwischen 10 und 20 cm. Das kann regional auch weniger oder etwas mehr sein. Aber 50 oder gar 100 cm wird es in den deutschen Mittelgebirgen nächste Woche definitiv nicht geben. Unterhalb 300 bis 400 m geht man ohnehin meist komplett leer aus. Dort könnte es höchstens mal in der Nacht für Schneeflocken bis runter reichen.