Muss Europa nun öfter mit den Folgen starker Hurrikans rechnen?
Ophelia entwickelte sich am Wochenende des 14. und 15. Oktobers zu einem sogenannten großen Hurrikan und erreichte am Montag die Küste Irlands und der Britischen Inseln als starkes Unwetter. Müssen wir uns in Europa nun öfter auf solche Wetterereignisse gefasst machen?
Der starke Hurrikan Ophelia (Kategorie 3) ist über dem Atlantik so östlich wie noch kein Hurrikan zuvor vorangeschritten, dies hat viele Meteorologen aus dem Konzept gebracht. So geschah es auch, als sich Vince an der spanischen Küste zum Hurrikan der Kategorie 1 entwickelte.
Wenn tropische, oder auch subtropische Wirbelstürme die westlichen Küsten Europas erreichen, dann ist das eher eine Ausnahme. Jedoch kommt es gelegentlich vor, dass tropische Wirbelstürme sich erst vor den Küsten der westlichen Länder auflösen. Vereinzelt ist eine extratropische Umwandlung zu beobachten und der Ex-Hurrikan hinterlässt ein Unwetter.
Die Auswirkungen können sich in Form von Regen, starkem Wind, Überschwemmungen und Sturmfluten im europäischen Küstengebiet bemerkbar machen. Das durch Ophelia bewirkte Unwetter hat in Irland am 16. Oktober 2017 erhebliche Schäden verursacht: drei Tote und mehrere Verletzte. Ferner wurden Stromausfälle und Sachschäden verzeichnet. All dies geschah 12 Stunden nachdem der Hurrikan sich vor den Küsten der iberischen Halbinsel auflöste.
Manche tropischen Wirbelstürme des zentralen Atlantiks bauen sich weit entfernt von den 26,5 bis 27°C des Meerwassers auf, so wie die Wirbelstürme der Karibik. Ophelia hat sich in Gebieten aufgebaut, wo die Meerestemperatur bei 26 bis 25 °C lag, 1 bis 2 °C über der herkömmlichen Temperatur.
Die Unbeständigkeit dieser Strukturen hat sich bis zu einem bestimmten Grad durch die niedrigen Temperaturen der oberen Wasserschichten in Kombination mit schwacher Windscherung verstärkt.
Aufgrund der Erderwärmung, die auf das Verhalten der Menschen zurückzuführen ist, wird erwartet, dass die Hurrikans vermehrt ihre Stärke in Richtung der nördlichen Breitengrade beibehalten und auch als solche, oder auch als Post-Hurrikans, ankommen.
So wie Jeff Master von Wunderground.com 2014 in der Studie "The poleward migration of the location of tropical cyclone maximum intensity" von Jim Kossin schildert, wurde in den vergangenen 30 Jahren eine ausgeprägte Migration zum Pol der tropischen Wirbelstürme, die Ihre höchste Intensität in den mittleren Breitengraden erreichen, verzeichnet.
Die Tendenz in Richtung des Pols wird offensichtlich, wenn man sich die historischen globalen Daten anschaut, sowohl was die Nord- als auch die Südhälfte angeht. Es werden jeweils 53 und 62 km pro Jahrzehnt verzeichnet.
Wissenschaftler haben die Hypothese aufgestellt, dass diese Entwicklung mit der Expansion der Tropen im Zusammenhang stehen könnte. Es handelt sich hierbei um ein Ereignis, dass schon vor langer Zeit als mögliche Folge der, durch den Menschen verursachten Erderwärmung, vorhergesagt wurde. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Tendenz, laut der Datenbank für tropische Wirbelstürme über dem Atlantik, bisher minimal ist.
Aufgrund fehlender langfristiger Aufzeichnungen von Hurrikans und Post-Hurrikans über dem östlichen Atlantik sind die Schlussfolgerungen und Zukunftsprognosen nicht eindeutig. Jedoch ist an der Erderwärmung nicht zu zweifeln: höhere Wassertemperaturen in Tropengebieten, stärkere und anhaltende Auffälligkeiten mit Expansionen der tropischen Gebiete, längere Sommer, etc. Bleibt abzuwarten, wie sich die Windscherung oder der schneidende Wind bezüglich dieser zukunftsbezogenen Aussagen verhält.
Jedoch gehen jüngste Studien noch einen Schritt weiter und sagen eine höhere Zahl an Hurrikans und Post-Hurrikans, die sich auf Europa auswirken voraus. Zurückzuführen sei dies auf den Klimawandel. Diese Schlussfolgerung zieht zum Beispiel Reindert J.H. (2013 et al.) in seiner Studie “More hurricanes to hit western Europe due to global warmingen” Geophysical Research Letters.