Zwischen Saharaluft, Schneegestöber und Jahrhunderthochwasser - So war der Frühling 2024 in Deutschland!
Es war ein Frühling der Extreme: von fast sommerlichen Temperaturen im März über einen späten Wintereinbruch im April bis hin zu den Pfingstunwettern im Mai. Trotz aller Wetterkapriolen, wie normal war dieses Frühjahr?
Was war das bitte für ein Frühling? Da war alles dabei: Ein explosiver Frühlingsbeginn mit fast sommerlichen Temperaturen Ende März, ein verspäteter Wintereinbruch mit Schneefällen Mitte April, extreme Niederschläge über Pfingsten im Westen und Südwesten und gleichzeitig Trockenheit und Waldbrände im Nordosten. Schließlich endete der Frühling mit launisch wechselhaftem Schauer- und Gewitterwetter und lokalen Unwettern.
Nach vorläufigen Berechnungen wird der Frühling 2024 wohl der wärmste seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen 1881. Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,8°C lagen die Werte knapp 2 Grad über dem klimatologischen Mittel der Jahre 1991-2020.
Auch bei den Niederschlägen gab es deutliche Abweichungen innerhalb Deutschlands. Extreme Wetterereignisse wie das Pfingstunwetter im Saarland und das 100-jährige Hochwasser in Rheinland-Pfalz sorgten im Westen für über 300 l/qm Regen. Dagegen blieb der Osten des Landes, allen voran Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, mit stellenweise weniger als 100 l/qm erneut die "Sandkiste der Republik".
Dichte Wolkenfelder und die vielen Niederschlägen drückten auch die Sonnenscheinbilanz. Leicht überdurchschnittlich, mit über 600 Stunden schien die Sonne im Osten (+10 bis +15%). Gerade im Norden und Westen Deutschlands gab es dagegen nur 450-500 Sonnenstunden in 3 Monaten, was 10-20 % unterhalb der Norm liegt.
Ein März so warm, wie sonst der April - Saharastaub lag in der Luft
Gleich der erste Frühlingsmonat brach Rekorde. Nach Aussagen des Deutschen Wetterdienstes "erlebte Deutschland 2024 des wärmsten März seit Messbeginn im Jahre 1881". Mit einer Abweichung von +2,9 Grad (gegenüber der alten Referenzperiode von 1961-1990 waren es sogar +4,0 Grad) dürfte sich dieser Monat für viele wie ein "falscher April" angefühlt haben.
Zwar beeinflussten anfangs atlantische Tiefs mit kühlerer Meeresluft die West- und Südhälfte Deutschlands, ab Monatsmitte gab es dann wiederholt Warmluftvorstöße aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika. Am 30. März wurde in Torgau und Cottbus mit 24,9°C fast der erste Sommertag des Jahres erreicht.
Die Niederschläge, die fielen, waren vielerorts zu niedrig, besonders in Ostdeutschland, etwa in Vorpommern, wo örtlich nicht mal 10 l/m² fielen. Im Gegensatz dazu war es in der Kölner Bucht, der Eifel, der Pfalz und dem Saarland nasser als üblich, mit Regensummen von 80-100 Litern pro Quadratmeter.
Die Sonne ließ sich im März insgesamt etwas länger als im Durchschnitt blicken, im Berliner Raum schien sie mit 158 Stunden etwa 32% länger.
Vom Sommer in den Winter und wieder zurück, der April war heftig
Der April brachte einen richtigen Booster für die Natur. Denn anfangs gelangte sehr warme Saharaluft nach Deutschland und ließ den Himmel milchig-trüb, mit einem grauen Schleier erscheinen. Am 6. April wurde in Ohlsbach mit 30,1°C der erste heiße Tag des Jahres gemessen, knapp 14 Tage früher als üblich.
Doch kräftige Kaltfronten und der Zustrom arktischer Luftmassen beendeten das frühsommerliche Intermezzo noch vor Monatsmitte. Plötzlich waren einstellige Temperaturen und typisches Aprilwetter mit Regen-, Gewitter- und Graupelschauern an der Tagesordnung.
Zwischen dem 18. und 26. April erlebte Deutschland dann einen späten Wintereinbruch wie seit Jahren nicht mehr. Neuschnee in den Mittelgebirgen, tiefwinterlichen Verhältnissen in den Alpen und Flockenwirbel selbst bis ins Flachland. So wurde am 21. April im ostwestfälischen Paderborn 2 cm und im hessischen Fulda 7 cm Schnee gemessen.
Gleichzeitig führten Nachtfröste zu Schäden bei Wein- und Obstbauern. Trotz der Wetterkapriolen erreichte der Monat eine Durchschnittstemperatur von knapp 10°C, was etwa 1 Grad über der aktuellen Klimareferenz liegt.
Der Mai, ein Wonnemonat? Nicht überall in Deutschland!
Im Mai sorgte schließlich eine Luftdruckanomalie, in der Meteorologie als "High-over-low" bezeichnet für wie festgefahrene Wetterbedingungen. Einem Kaltlufthöhentrog über Westeuropa stand ein stabiles Hochdruckgebiet über Skandinavien gegenüber. Das sorgte für trockenes, sonniges Wetter im Osten und Nordosten, während es im Westen und Südwesten extrem nass und gewittrig wurde.
Schwere Unwetter mit Dauerregen und Überschwemmungen rund um Pfingsten trafen das Saarland, Rheinland-Pfalz sowie Teile Bayerns und Baden-Württembergs. In Saarbrücken etwa fielen unglaubliche 240 l/m² – mehr als normalerweise in allen drei Frühlingsmonaten zusammen.
Trotz der lokal heftigen Niederschläge war es temperaturmäßig einer der wärmsten Mai-Monate seit Aufzeichnungsbeginn, mit einer gemittelten Temperatur von (vorläufig) 15,3 °C.
Die milden Nächte, besonders in Städten wie Berlin, wo die Temperaturen oft nicht unter 15-20 °C sanken, trugen dazu bei. Die Sonnenscheindauer war leicht überdurchschnittlich, besonders im Nordosten.
Das absolute Highlight: Polarlichter
Das absolute Highlight des Monats waren die beeindruckenden Polarlichter, die rund um das Himmelfahrtswochenende, besonders in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai, den Himmel in zartes Grün und lila-rote Farbtöne tauchten.
Ein kosmisches Spektakel!