Neues von der COP 28 in Dubai: Zehn neue Erkenntnisse der Klimawissenschaft!
Während täglich die Bulletins zur COP28 in den weltweiten Medien veröffentlicht werden, stellte am 3.12. eine Gruppe von WissenschaftlerInnen in einer Veranstaltung ihren aktuellen Bericht zu den Klimaveränderungen vor.
Es gibt nur wenige Veranstaltungen auf der COP28, bei der die Wissenschaft im Zentrum steht. Zwischen zähen Verhandlungen um Positionen, zahlreichen Pressekonferenzen und größtenteils blumigen, inhaltlich aber eher weniger überzeugenden Reden und Ankündigungen von Staatschefs stellte am dritten Tag der Konferenz, dem 3. Dezember, eine Gruppe von WissenschaftlerInnen ihren aktuellen Bericht vor.
Dieser erscheint in regelmäßigen Abständen und trägt den Titel: "Ten New Insights in Climate Science", also „Zehn neue Erkenntnisse der Klimawissenschaft“. Nach 18 Monaten akribischer Arbeit stellt der Bericht den politischen Entscheidungsträgern die neuesten und wichtigsten klimawissenschaftlichen Forschungsergebnisse zur Verfügung. Sie sollen damit direkt als Grundlage für die Verhandlungen auf der COP28 dienen und die Umsetzung notwendiger politischer Maßnahmen fördern.
Einer der beteiligten Wissenschaftler ist Johann Rockström, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). In einer Pressekonferenz auf der COP28 stellte er die Erkenntnisse des aktualisierten Berichts vor. Hier die Zusammenfassung der zehn wissenschaftlichen Erkenntnisse:
Inhalt
- Die Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle bei der Erderwärmung ist aus Sicht der WissenschaftlerInnen zumindest vorübergehend unvermeidbar geworden.
- Um das 1,5Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens nicht auf Dauer aus dem Blick zu verlieren, muss ein schneller und kontrollierter Ausstieg aus den fossilen Energien erfolgen.
- Die Politik muss die Möglichkeiten zur effizienten CO2-Entnahme massiv vorantreiben.
- Die WissenschaftlerInnen warnen davor, sich zu sehr auf natürliche CO2-Senken zu verlassen. Es sei unklar, wie sich die CO2-Aufnahmefähigkeit von Wäldern und Ozeanen mit fortschreitendem Klimawandel verändert.
- Klimakrise und Biodiversitätskrise hängen zusammen. Sie können nur gemeinsam gelöst werden.
- So genannte compound events, also gleichzeitig auftretende Extremereignisse – etwa eine Dürre in Kombination mit einer Hitzewelle – können schlimmere Auswirkungen haben als "die Summe der Einzelereignisse".
- Das immer schnellere Abschmelzen der Gebirgsgletscher gefährdet die in Gebirgen lebenden Gemeinschaften. Etwa zwei Milliarden flussabwärts lebende Menschen seien dadurch mittel- und langfristig von Wasserknappheit bedroht.
- Die Gruppe der Armen und Ärmsten ist besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen.
- Derzeitige Klimaanpassungsmaßnahmen schützen oft nur Teile der Gesellschaft und kann sogar nachteilig für andere sein. Die Gruppe der Wissenschaftlerrinnen betont, dass Gerechtigkeit ein entscheidendes Kriterium in Klimaanpassungsstrategien sein muss.
- Eine Reform des weltweiten Ernährungssystems ist für wirksamen Klimaschutz unerlässlich. Dabei kann das Ernährungssystem von einer der größten Emissionsquellen zu einem Teil der Lösung werden.
Kommentare
Die Ergebnisse des Berichts unterstreichen die drohende Wahrscheinlichkeit, das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel einer globalen Erwärmung von 1,5 °C zu überschreiten. Sie betonen die Dringlichkeit eines schnellen und kontrollierten Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen.
Johan Rockström kommentierte den Bericht mit folgenden Worten: „Die Wissenschaft ist sich einig: COP28 muss das globale Treffen sein, bei dem die Welt den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschließt. Dubai kann der Ort sein, an dem die Anwendung von Kohle, Öl und Gas anstelle eines derzeitigen Anstiegs um 1 % pro Jahr zu einem weltweiten Rückgang um mindestens 5 % pro Jahr übergehen muss. … Bisher haben wir … versagt und uns dabei auf einen gefährlichen Weg begeben. Wir sind dabei, das Ziel des Pariser Abkommens – die biophysikalische Grenze von 1,5 °C Erderwärmung – aus den Augen zu verlieren.“
Dr. Aditi Mukherji, Direktorin von CGIAR Research ergänzte: „Die engen Verbindungen zwischen der Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel, dem Schutz der biologischen Vielfalt und breiteren gesellschaftlichen Bedürfnissen, einschließlich Ernährungssicherheit, erfordern einen transformativen Wandel in der Art und Weise, wie wir gemeinsam zusammenarbeiten.“ Am wichtigsten sei es, dass aufgrund der wachsenden Risiken der Ernährungsunsicherheit Richtlinien und Lösungen gemeinsam mit denen entwickelt und umgesetzt werden, die am meisten unter den Klimafolgen leiden werden.
Der Bericht „10 New Insights in Climate Science“ wird seit 2017 in den ersten Tagen der Klimakonferenzen des UNFCCC präsentiert. Die Zusammenfassung ist eine Gemeinschaftsinitiative von Future Earth, der Earth League und dem World Climate Research Programm. Der aktuelle Bericht stellt die neuesten Entwicklungen in der Klimaforschung dar. An seiner diesjährigen Version haben 67 führende KlimaforscherInnen aus 24 Ländern mitgearbeitet.
Dr. Wendy Broadgate, Global Hub Director von Future Earth, kommt zu dem Schluss: „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass wir auf eine Erderwärmung von über 1,5 °C zusteuern. Die Minimierung dieser Überschreitung ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir Risiken für Gesellschaften auf der ganzen Welt verringern wollen. COP28 muss der Wendepunkt sein, an dem kollektive Maßnahmen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen Fahrt aufnehmen.“