Woher kommt der Weihnachtsbaum im Jahr 2024? – Die größten Anbaugebiete in Deutschland und Umgebung
Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Für die meisten Deutschen undenkbar. Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wurden in den letzten Jahren in Deutschland zwischen 23 und 25 Millionen Bäume verkauft. Doch aus welchen Anbaugebieten stammen die Bäume?
Dieses Jahr wollen sich wieder 42 Prozent der Deutschen einen echten Weihnachtsbaum zulegen, das geht aus der jährlichen Weihnachtsumfrage der Statista Consumer Insights hervor. Auf einen Kunstbaum wollen 28 Prozent in diesem Jahr zurückgreifen, ähnlich viele Menschen verzichten auf einen Baum. – Für 90 Prozent der Familien mit Kindern stellt der Weihnachtsbaum sogar einen elementaren Bestandteil des Weihnachtsfestes dar, so der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Doch wie sieht es mit der Provenienz der Bäumchen aus?
Noch kurz vorab: Baum ist nicht gleich Baum. Die Nordmanntanne stellt mit 80 Prozent Marktanteil den unangefochtenen Favoriten unter den Weihnachtsbäumen dar. Die weichen Nadeln, der gerade Wuchs sowie die Nadelfestigkeit machen die Art oft zur ersten Wahl beim Baumkauf. Deutlich seltener findet man Blaufichten, die etwa 15 Prozent des Marktes ausmachen, so das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. Andere Baumarten wie Rot- oder Weißtanne spielen hierzulande eine marginale Rolle.
Anbau des Weihnachtsbaums: Zahlen und Fakten
Rund 90 Prozent der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume stammen aus heimischem Anbau – eine Zahl, die kontinuierlich steigt. Während vor einem Jahrzehnt noch ein Viertel der Bäume importiert wurde, liegt der Anteil heute bei etwa zehn Prozent. Die meisten dieser Bäume – vor allem große Exemplare von bis zu viereinhalb Metern – kommen aus Dänemark. Gleichzeitig exportiert Deutschland rund eine Million Weihnachtsbäume in Nachbarländer wie die Schweiz, Österreich und Frankreich, berichtet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW).
Nur wenige Bäume, hauptsächlich Fichten, Weißtannen und Kiefern, werden im Rahmen von Waldbewirtschaftungsmaßnahmen direkt dem Wald entnommen – die meisten entstammen jedoch Baumplantagen: Mit einer Anbaufläche von über 30.000 Hektar ist Deutschland europäischer Spitzenreiter, so die SDW. Nordrhein-Westfalen führt mit 18.000 Hektar, davon allein 12.500 im Sauerland, das etwa ein Drittel aller deutschen Weihnachtsbäume liefert. Zusammen mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen entstehen hier zwei Drittel der Bäume. Kleinere Anbaugebiete befinden sich in Bayern und Rheinland-Pfalz.
Europaweit werden Weihnachtsbäume auf 120.000 Hektar angebaut, wobei Deutschland (25 %), Dänemark (20 %) und Polen (11 %) führend sind. Auch Großbritannien (10 %) und Frankreich (8 %) liefern Bäume, so das Nordmanntanne-Informationszentrum im Jahr 2018. Die Branche sichert über 15.000 Arbeitsplätze, und bei einem Durchschnittspreis von 20 Euro pro Baum beläuft sich der Jahresumsatz auf etwa 700 Millionen Euro.
„Pro Baum investiert der Produzent circa zwölf Minuten Arbeitsaufwand“, heißt es seitens der SDW. „Der Arbeitsaufwand für einen Hektar beträgt jährlich 80 Stunden und besteht größtenteils aus Handarbeit.“ Auch Shropshire-Schafe würden dabei helfen, die Grasflora zu bekämpfen und den Pestizideinsatz zu reduzieren.
Die Herkunft der Bäume wird immer wichtiger
Verbraucher legen zunehmend Wert auf Regionalität, nachhaltigen Anbau und Umweltverträglichkeit. Ökologisch angebaute Weihnachtsbäume etwa kommen ohne chemische Pflanzenschutzmittel oder Mineraldünger aus und tragen Bio-Siegel von EU oder den deutschen Anbauverbänden. Noch sind solche Bäume selten, doch das Angebot steigt, und preislich liegen sie in einem ähnlichen Bereich wie konventionelle Bäume.
Alternativ gibt es das „Fair Trees“-Label, das auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Zapfenpflücker in Georgien abzielt, von denen das Saatgut der Nordmanntannen stammt.
Für Umweltbewusste empfiehlt sich auch der Kauf direkt beim Erzeuger, wo man den Baum selbst schlagen kann. Lange Anfahrtswege können den ökologischen Vorteil jedoch schnell zunichtemachen.
Lange Reise bis ins Wohnzimmer
Doch bis der grüne Schmuck überhaupt ins Wohnzimmer geholt werden kann, dauert es normalerweise 12 bis 14 Jahre: Die meisten Weihnachtsbäume kommen aus speziell angelegten Weihnachtsbaumplantagen, in denen die Bäume unter kontrollierten Bedingungen heranwachsen.
Der Lebensweg eines Weihnachtsbaums beginnt in einer Baumschule, von wo aus er nach drei bis vier Jahren in eine Plantage oder Schonung umgepflanzt wird und dort nach weiteren neun bis zehn Jahren Pflege und Schnitt schließlich in die Verkaufsvorbereitung und den Transport geht.
In der gesamten Zeit lagern die Pflanzen Kohlenstoffdioxid ein und liefern Sauerstoff, weswegen der Anbau sogar als nachhaltig bezeichnet werden kann. Bei der Ökobilanz sollten jedoch unbedingt die Transportwege – Stichwort Regionalität – sowie die richtige Entsorgung berücksichtigt werden.
So prächtig der Weihnachtsbaum am Heiligabend auch funkelt, er hat – vor allem zeitlich – einen langen Weg hinter sich. Die jahrelange und sorgfältige Kultivierung kann dabei sogar der Umwelt zugutekommen.