Wird Europa bald zur Hurrikan-Zone? Wie der Klimawandel immer mehr tropische Stürme nach Deutschland bringt

In den letzten Jahren scheinen Hurrikane immer häufiger auf Europa zuzusteuern. Hat der Klimawandel auch hier seine Finger im Spiel? Und wie wirken sich diese Stürme auf unser Herbstwetter in Deutschland aus? Wir klären auf.

sturm, hurrikan, europa
Werden die Stürme in Europa immer heftiger? Hurrikans erreichen immer öfters Westeuropa als schwere außertropische Sturmtiefs.


Hurrikane und Europa? Das klang früher nach einem seltenen Naturereignis. Die tropischen Wirbelstürme waren bekannt dafür, in der Karibik und den USA ihre zerstörerische Kraft zu entfalten. Doch in den letzten Jahren beobachten Meteorologen immer öfter, dass die Überreste von Hurrikanen auch Europa erreichen – so wie jetzt Ex-Hurrikan Isaac.

Wie kommt es dazu? Der Grund ist, dass Hurrikane, die sich im Atlantik bilden, immer häufiger auf den Jetstream, einen mächtigen Höhenwind, treffen und von ihm Richtung Europa gelenkt werden. Während sie über dem Ozean an Kraft verlieren, schaffen sie es dennoch oft, als Sturmtiefs bei uns anzukommen und ordentlich Wind und Regen mitzubringen. Der Name „Hurrikan“ mag zwar wegfallen, aber die Auswirkungen sind spürbar.

Klimawandel als Verstärker

Dass Hurrikane immer häufiger den Weg nach Europa finden, liegt auch am Klimawandel. Die Erwärmung der Ozeane sorgt dafür, dass mehr Energie in der Atmosphäre verfügbar ist, was die Entstehung tropischer Stürme begünstigt. „Die Hurrikansaison verlängert sich, und es werden auch mehr starke Stürme beobachtet“, so der bekannte Diplom-Meteorologe und Klimaexperte Dominik Jung. Und diese Stürme haben oft noch genug Power, um Europa zu beeinflussen – selbst wenn sie auf dem Weg zu uns an Stärke verlieren.

Was bedeutet das für uns? Wenn tropische Stürme nach Europa kommen, beeinflussen sie vor allem unser Herbstwetter. Starke Regenfälle, heftige Windböen und Temperaturschwankungen sind die Folge. Aber nicht nur das: Solche Stürme können auch Warmluft aus dem Süden mitbringen und so für ungewöhnlich milde Phasen im Oktober sorgen. Klingt erstmal gut, kann aber auch problematisch werden.

Das Wetter im Herbst steht Kopf

Ein goldener Oktober mit angenehmen Temperaturen klingt traumhaft, doch Hurrikan-Reste können das Wetter auch komplett auf den Kopf stellen. Solche Stürme bringen instabile Wetterlagen mit sich. Das bedeutet: Während an einem Tag die Sonne scheint und sommerliche Temperaturen herrschen, kann am nächsten Tag bereits ein schwerer Sturm über das Land fegen.

Der Klimawandel verändert die üblichen Wettermuster, und das macht es schwerer, den typischen Verlauf der Jahreszeiten zu prognostizieren. Gerade im Herbst wird das Wetter durch die Überreste tropischer Stürme immer unberechenbarer. Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse – sowohl Stürme als auch Hitzewellen.

Gefahr für Herbst und Winter?

Es wird nicht nur stürmischer, sondern auch milder. Besonders der Wintereinbruch kann sich durch die höheren Temperaturen verschieben. Wir könnten uns in Zukunft häufiger auf milde Herbste einstellen, was auch den Winter beeinflusst“, warnt ein Meteorologe. Die Chancen auf weiße Weihnachten sinken, da die Winter immer später beginnen könnten.

Auch die Natur kommt durcheinander: Pflanzen und Tiere geraten aus ihrem jahreszeitlichen Rhythmus. Bäume verlieren ihre Blätter später, Tiere bereiten sich verzögert auf den Winter vor – das kann langfristig die Ökosysteme beeinträchtigen. Und während wir uns vielleicht über ein paar milde Tage freuen, können diese Wetteranomalien auch negative Folgen für die Landwirtschaft und die Energieplanung haben.

Hurrikan-Überreste als Vorboten für Schlimmeres?

Es ist also durchaus möglich, dass wir in Zukunft noch öfter tropische Stürme über Europa erleben. Ex-Hurrikan Isaac ist nur ein Beispiel dafür, wie sich die globalen Klimaveränderungen auch bei uns bemerkbar machen. Wir sollten uns darauf einstellen, dass solche Sturmtiefs in den kommenden Jahren häufiger werden.

Und wer denkt, dass diese Stürme immer harmlos bleiben, sollte gewarnt sein: Auch wenn Hurrikane auf ihrem Weg nach Europa an Kraft verlieren, können sie bei bestimmten Bedingungen wieder an Intensität gewinnen und für ernsthafte Wetterchaos sorgen. Wir haben es hier mit einer neuen Realität zu tun, auf die wir vorbereitet sein müssen.

Was können wir tun?

Während die großen Lösungen auf politischer und globaler Ebene liegen, können wir uns im Alltag besser auf solche Wetterextreme einstellen. Frühzeitige Sturmwarnungen, eine wetterfeste Infrastruktur und klimagerechtes Bauen sind nur einige der Maßnahmen, die uns helfen können, den Folgen des Klimawandels zu trotzen. Zudem ist es wichtiger denn je, das Thema Klimaschutz ernst zu nehmen und unseren CO₂-Ausstoß zu verringern, um die Erwärmung der Erde zu bremsen.

Eins ist sicher: Der Herbst in Deutschland wird in Zukunft immer unberechenbarer. Also besser den Regenschirm und die Sonnenbrille gleichzeitig im Gepäck haben.