Wie Hochs und Tiefs zu ihren Namen kommen – und wie Sie eines kaufen können
Ob Hurrikan KATRINA 2005, Orkan KYRILL 2007, Schneesturm FILOMENA 2021 oder Hitzehoch MICHAELA 2003 – die extremsten Wettersysteme tragen häufig einen Namen. Wieso und warum Hoch- und Tiefdruckgebiete benannt werden und wie man jetzt Taufpate wird und sich einen Platz auf den Wetterkarten sichert, erfährst du hier.
"Tief BORIS" sorgt für Schlagzeilen: Das Unwettertief, das sich am vergangenen Wochenende über Norditalien gebildet hatte, zog mit extremen Niederschlägen über die Adria und die Balkanhalbinsel hinweg in Richtung Ungarn und Rumänien und verursacht verheerende Überschwemmungen und Hochwasser in Osteuropa. Meteored hat in den letzten Tagen mehrfach über die Unwetterlage berichtet.
In diesem Zusammenhang hat sich der ein oder andere bestimmt schon mal gefragt: Warum tragen Hoch- und Tiefdruckgebiete eigentlich Namen? Und wie kommen diese auf die Wetterkarten?
Ursprünge reichen bis in zweiten Weltkrieg zurück
Das Drucksysteme Namen tragen reicht bist in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Während des Zweiten Weltkriegs benannte der amerikanische Wetterdienst (NOAA) Taifune über dem Pazifik mit weiblichen Vornamen, um die verschiedenen Stürme voneinander zu unterscheiden.
Dieses System erwies sich als praktisch, etwa bei gleichzeitig auftretenden Stürmen, aber auch um die Entwicklung einzelner tropischer Wirbelstürme besser verfolgen zu können. Ab 1953 wurde die Namensvergabe auch auf Hurrikans im Atlantik angewandt.
Im Zuge der Gleichberechtigung und Antidiskreminierung empfahl die Weltmeteorologie-Organisation WMO in den 1970er Jahren einen jährlichen Wechsel der Namen von Hochs und von Tiefs.
Wie kam es zur Namensvergabe in Deutschland?
In Europa fand die Idee, Hochs und Tiefs Namen zu geben, an der Freien Universität Berlin bald schon Interesse. Am 1948 gegründeten Meteorologischen Institut lag ein Fokus der Forschung damals auf der genauen Wetteranalyse von Drucksystemen über dem Atlantisch-Europäischen Raum.
Anders als in den USA benannten die Berliner Meteorologen jedoch nicht nur die stärksten Stürme, sondern jedes Hoch- und Tiefdruckgebiet, die für Mitteleuropa wetterrelevant wurden. So erhielten 1954 die ersten Drucksysteme ihre Namen: Tief ANKA und Hoch ALBERT.
Lange blieben diese Namen der Öffentlichkeit eher unbekannt, trotzdem sie bereits in einigen Zeitungen und im Fernsehen verwendet wurden. Erst mit der zunehmenden Berichterstattung über Extremwetter und Stürme ab den 1980er und 1990er Jahren erfuhren die Namen eine gewisse Popularität.
Verwirrung um Namen in Europa
In anderen europäischen Ländern übernahmen teils Medien, teils nationale Wetterdienste später die Praxis der Namensvergabe – allerdings oft nur für die extremsten Stürme die auch das jeweilige Land betrafen. So startete das Norwegische Meteorologische Institut 1995 mit einer jährlichen Namensliste, während in Großbritannien lange die Presse die Namen der kräftigsten Zyklonen bestimmte.
Eine Systematisierung der Namensvergabe in Europa kam erst in den letzten Jahren zustande, als sich mehrere europäische Wetterdienste auf eine gemeinsame Praxis einigten. Trotzdem gibt es noch Verwirrung, da Hochs und Tiefs in den verschiedenen Ländern teils unterschiedliche Namen tragen.
Wetterpatenschaften für 2025 ab sofort verfügbar
Trotz der internationalen Unterschiede bleibt die Freie Universität Berlin ihrer Tradition treu und vergibt weiterhin für jedes relevante Wetterereignis eigene Namen. Das Besondere: Diese Namen sind käuflich. Für 390 € für ein Hoch und 260 € für ein Tief kann man Wetterpate werden.
Die Einnahmen fließen in die studentische Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem – einer der wenigen noch bemannten Wetterstationen in Europa. Am 18. September um 00 Uhr startete die Vergabe der Wetterpatenschaften für 2025. In diesem Jahr erhalten die Hochdruckgebiete weibliche Namen, die Tiefs männliche.
In den letzten Jahren wurden durchschnittlich 120-140 Tiefs und 50-60 Hochs benannt. Die Differenz resultiert aus dem in unseren Regionen vorherrschenden Westwindströmung. Der atlantische Einfluss sorgt für eine Vielzahl von Tiefdruckgebieten, die Mitteleuropa überqueren. Hochdruckgebiete hingegen treten seltener auf und sind zudem langlebiger.
Ob als originelles Geschenk oder zur Unterstützung der Wissenschaft – eine Wetterpatenschaft ist eine gute Gelegenheit, für alle die selbst mal Petrus sein wollen. Mehr Informationen und die Anträge gibt es unter wetterpate.de.
P.S. Als Wetterpate erhält man neben einer offiziellen Taufurkunde und dem Namen auf den Wetterkarten auch eine Abschlusspaket. Darin enthalten eine "Lebensgeschichte", die den Lebenszyklus des Hochs bzw. Tiefdruckgebiets mitsamt dem "gebrachten" Wetter erzählt.