Wie Dänemark mit der Besteuerung von Landwirtschaftsemissionen seine Klimaziele erreichen will

Dänemark will im Jahr 2030 die weltweit erste Steuer auf
Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft einführen. Kernstück der
Vorschläge ist der Plan, die Landwirtschaft für die Emissionen ihres
Viehbestands zu besteuern.

Viehzucht
Mutiges Dänemark: Einführung einer CO2-Steuer für Emissionen aus der Landwirtschaft bis 2030 in Planung


Die Steuer für die Treibhausgasemissionen am Beispiel der Viehzucht würde am Beispiel einer Kuh jährlich ca. 100 Euro pro Tier kosten. Der Vorschlag ist Teil einer umfassenderen Vereinbarung zwischen der Regierung und verschiedenen Landwirtschafts- und Umweltgruppen, die dem Land helfen soll, seine Klimaziele für 2030 und darüber hinaus zu erreichen.

Dänemark ist ein großer Produzent von Milchprodukten und Schweinefleisch.

Antworten auf viele Fragen dazu von Carbon Brief

Die britische Webseite Carbon Brief berichtet auf der Basis von wissenschaftlichen Artikeln und Pressemitteilungen von Regierungsstellen täglich über die neuesten Entwicklungen der Klimawissenschaft, der Klimapolitik sowie der Energiepolitik.

In einer Betrachtung von vier zentralen Fragen zu der geplanten Besteuerung hat Carbon Brief die Agrarsteuerpläne, die möglichen Auswirkungen auf die Landwirte und den möglichen Effekt auf die Emissionsreduzierung Dänemarks beleuchtet.

Wie genau soll diese Besteuerung funktionieren?

Die Copenhagen Post hatte berichtet, dass dänische Landbesitzer ab dem Jahr 2030 eine Abgabe auf der Grundlage ihrer Emissionen aus „Viehzucht, Düngung, Forstwirtschaft und der künstlichen Beeinträchtigung von kohlenstoffreichen landwirtschaftlichen Böden“ bezahlen müssen.

Die Kosten der von den Landwirten zu zahlenden Steuer werden sich bei Einführung im Jahr 2030 auf ca. 16€ pro Tonne ausgestoßenem CO2-Äquivalent (CO2e) belaufen. Ab 2035 werden sie auf ca. 40€ pro Tonne CO2e steigen.

Die tatsächlichen Kosten dieser Steuern sind höher (40€ pro Tonne CO2e im Jahr 2030 und 100€ pro Tonne ab 2035. Die Regierung werde gleichzeitig eine steuerliche Abzugsmöglichkeit von 60 % für diese CO2-Abgabe einführen. Das Ziel dieser „grundlegenden Steuererleichterung“ sei es, „die Auswirkungen der Maßnahme auf die Produktionskosten zu begrenzen“, berichtete die europapolitische Medienplattform EurActiv. Dies solle dazu führen, dass auf lange Sicht „…die klimaeffizientesten Bauernhöfe fast keine Steuern zahlen müssten“.

Die Steuer ist ein Element eines umfassenderen Abkommens für ein „Grünes Dänemark“.

Dieses wurde von einem Dreierbündnis unterzeichnet, an der die dänische Regierung, diverse Naturschutzverbänden sowie der dänische Landwirtschafts- und Ernährungsrat beteiligt war.

Im Rahmen des Abkommens werden in Dänemark einige landwirtschaftliche Flächen aufgegeben, um mehr Platz für Natur und Artenvielfalt zu schaffen. Diese Flächen werden Heiden, Wiesen, Flusstäler und Sümpfe umfassen, die in der Vergangenheit landwirtschaftlich genutzt wurden.

Dänemark plant, bis 2045 etwa 250.000 Hektar neue Wälder anzulegen. Bis 2030 sollen 140.000 Hektar Tiefland vorgehalten werden, um kohlenstoffreiche Böden zu schützen.

Wie wird diese Steuer dazu beitragen, Dänemarks Klimaziele zu erreichen?

Laut Dänemarks aktuellem nationalen Emissionsbericht ist der Agrarsektor nach dem Energiesektor die zweitgrößte Treibhausgas-Emissionsquelle des Landes. Die Landwirtschaft trägt mit rund 28 Prozent zu Dänemarks gesamten Treibhausgasemissionen bei. Insbesondere ist sie für mehr als 80 Prozent der Methan- und Lachgasemissionen verantwortlich.

Ein „großer Teil“ dieser Emissionen stammt laut Bericht aus der Viehzucht. In Dänemark gibt es mehr als 15.000 Viehzuchtbetriebe mit Millionen von Kühen, Schweinen und anderen Tieren.

Die hohen Emissionen der Landwirtschaft des Landes können nicht so weitergehen, sagte Klimaminister Lars Aagaard in einer Erklärung zu den Vorschlägen zur CO2-Reduzierung.

Bis 2030 will das Land die gesamten Treibhausgasemissionen um 70 Prozent und die Emissionen in der Land- und Forstwirtschaft im Speziellen um 55-65 % senken.

Die neue Steuer wird Dänemark helfen, seine Klimaziele für 2030 zu erreichen und „einen großen Schritt näher an die Klimaneutralität im Jahr 2045 zu kommen“, sagte Steuerminister Jeppe Bruus in einer Erklärung.

Laut der Präsidentin der dänischen Gesellschaft für Naturschutz, Maria Reumert Gjerding, wird das Abkommen auch Wälder, große Feuchtgebiete und den Naturschutz fördern.

Wie kam es zu der Einigung?

Die „historische Einigung“ wurde nach fast fünfmonatigen Gesprächen erreicht und unterzeichnet.

„Die Einigung auf die Steuer war ein sehr schwieriger Weg“, sagte Martin Kristian Brauer, Chefökonom des dänischen Landwirtschafts- und Ernährungsrates, einer der größten dänischen Organisationen, die Landwirte vertritt und Teil der grünen Dreiparteienvereinbarung ist gegenüber Carbon Brief.

Brauer betonte, dass seine Organisation zu Beginn der Verhandlungen gegen die Steuer war, da das mit einer solchen Steuer verbundene Risiko für den Sektor viel zu groß sei. In den letzten zwei Jahren hätten aber alle Parteien daran gearbeitet, die Risiken zu identifizieren, den Bedenken der Landwirte Gehör zu schenken und mit der Regierung zu verhandeln. In seinem Interview mit Carbon Brief sagte er:

Obwohl es in Dänemark viele [Landwirte] gibt, die diese Steuer immer noch ablehnen, denke ich, dass wir einen Punkt erreicht haben, an dem wir damit leben können.

Was bedeutet die Steuer für dänische Landwirte?

Experten zufolge werde die Einführung im Jahr 2030 und die schrittweise Erhöhung der Kosten, die Landwirte von 2030 bis 2035 zahlen werden, der Branche genügend Zeit verschaffen, sich anzupassen, die Auswirkungen möglicher Minderungsmaßnahmen zu Treibhausgasemissionen einzuführen und zu dokumentieren.

Landwirte, die bewährte Klimalösungen einhalten, können ”…die Steuer vermeiden“, heißt es in einer Erklärung von Søren Søndergaard, Präsident des dänischen Landwirtschafts- und Ernährungsrates.

Die Vereinbarung sieht eine Reihe von Klimamaßnahmen vor, die für landwirtschaftliche Betriebe bereits verfügbar sind. Diese reichen von verändertem Einsatz von Düngemitteln bis hin zum Management von Viehfutter. Sie hält auch fest, dass die dänische Regierung neue Klimatechnologien und -maßnahmen für den Agrarsektor suchen und dokumentieren wird.

So können Futterzusätze dazu verwendet werden, die direkten Emissionen von Nutztieren zu reduzieren. Mit derartigen Zusatzstoffen, die dem Futter zugesetzt werden, können die Emissionen um ca. 20 - 30 Prozent reduziert werden.

Und Deutschland?

Nach der Analyse des Carbon Brief Berichts habe ich mir die Frage gestellt, wie die deutsche Landwirtschaft und die Agrarindustrie auf derartige Regierungsvorschläge reagieren würden. Die Gedanken der vergangenen Bauernproteste mit Mahnfeuern, Traktorkolonnen und physischen Angriffen auf PolitikerInnen haben mir die Antwort auf diese Frage gegeben.

Link zum Bericht von Carbon Brief:

https://www.carbonbrief.org/qa-how-denmark-plans-to-tax-agriculture-emissions-to-meet-climate-goals/