Wer seinen Baum liebt, schneidet mit Bedacht: Warum falsche Pflegemaßnahmen deinen Garten ruinieren können

Bäume sind wahre Überlebenskünstler, doch ein einziger falscher Schnitt kann sie unwiderruflich zerstören. Wer seine Bäume liebt, muss wissen: Es geht um mehr als Ästhetik. Unsachgemäße Pflegemaßnahmen können nicht nur den Baum, sondern auch das gesamte Ökosystem schädigen. Neben empfindlichen Strafen droht der Verlust wertvoller Lebensräume. Wer seine Bäume schützt, schützt auch die Natur.

Herbst, Baum, Pflegezeit
Herbst ist Baum-Pflegezeit

Baumschnitt und Naturschutz: Was Gartenbesitzer und Landwirte wissen müssen

Das Beschneiden von Bäumen ist ein essenzieller Bestandteil der Gartenpflege und Landschaftserhaltung. Doch diese Aufgabe erfordert nicht nur handwerkliches Geschick und Fachwissen, sondern auch das Einhalten gesetzlicher Vorgaben.

In Deutschland sind insbesondere der Naturschutz sowie Regelungen zur Baum- und Gehölzpflege von großer Bedeutung. Wer hierbei unachtsam handelt, kann sich nicht nur strafbar machen, sondern auch der Natur erheblichen Schaden zufügen.

Sachbeschädigung und Pflegemaßnahmen in der freien Landschaft

In der freien Landschaft greifen strenge Regelungen: Wer Hecken, Bäume oder Waldsäume schneidet, die ihm nicht gehören, riskiert eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung.

Dies gilt insbesondere für Landschaftselemente, die im Eigentum von Gemeinden, Städten oder dem Staat stehen. Diese Elemente haben oft eine wichtige ökologische Funktion, indem sie Lebensraum für verschiedene Tierarten bieten und das Landschaftsbild prägen.

Landwirte, die von EU-Agrarförderungen profitieren, müssen ebenfalls vorsichtig sein. Unsachgemäße Pflegemaßnahmen, wie das übermäßige Zurückschneiden oder gar Entfernen von Hecken und Feldgehölzen, können nicht nur zu finanziellen Sanktionen führen, sondern auch den Verlust der Fördergelder bedeuten.

Landschaftselemente bis zu 2.000 Quadratmeter dürfen laut der geltenden Bestimmungen nicht einfach entfernt oder stark beschnitten werden.

Hier greifen spezielle Regelungen, die darauf abzielen, die ökologischen Funktionen dieser Elemente zu bewahren.

Der richtige Schnitt zur richtigen Zeit

Bäume sind Lebewesen mit einer potenziell sehr langen Lebensdauer. Ihre Pflege sollte daher besonders verantwortungsbewusst erfolgen. Dies gilt nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch, um nachfolgende Generationen von gesunden und vitalen Bäumen profitieren zu lassen.

Falsche oder unbedachte Schnitte können das Baumwachstum erheblich beeinträchtigen und langfristig zu einer Schädigung des gesamten Baumes führen.

Ein häufiger Fehler bei Baumschnittmaßnahmen ist der falsche Schnitt unabhängig von der Jahreszeit!

Bäume mit weichem Holz, wie Birken, Linden oder Weiden, benötigen andere Schnitte als solche mit hartem Holz wie Eichen, Buchen oder Robinien.

Besonders wichtig ist, dass Schnittwunden von mehr als fünf Zentimetern Durchmesser möglichst vermieden werden sollten.

Große Wunden bieten einen perfekten Nährboden für holzzersetzende Pilze, Bakterien und Viren, die in den Baum eindringen und ihn langsam absterben lassen können.

Der Sachgemäße-Schnitt ist überlebenswichtig
Der 'Sachgemäße-Schnitt' ist überlebenswichtig

Arten des Baumschnitts

Jede Baumart und jeder Schnitt hat spezifische Anforderungen. Zu den gängigsten Schnittarten gehören:

  • Form- und Pflegeschnitt: Ein geringer Eingriff, der ganzjährig erlaubt ist. Dabei werden vor allem neue, störende Triebe entfernt, um die natürliche Form der Krone zu bewahren.
  • Totholzentfernung: Abgestorbene Äste sind ein Risiko für die Baumgesundheit und sollten möglichst im frühen Herbst entfernt werden. Dies hilft, den Baum vital zu halten und Krankheiten vorzubeugen.
  • Obstbaumschnitt: Diese Schnittart zielt darauf ab, die Erträge des Obstbaums zu steigern. Dazu werden konkurrierende Triebe sowie tote oder überwucherte Äste entfernt, um eine bessere Lichtversorgung sicherzustellen.
  • Radikalschnitt: Bei stark vernachlässigten oder alten Bäumen kommt der Radikalschnitt zum Einsatz. Hier werden größere Äste entfernt, um den Baum zu verjüngen und langfristig wieder in Form zu bringen .

Bäume, die im Herbst nicht geschnitten werden sollten

Nicht alle Baumarten sind für den Herbstschnitt geeignet. Einige Bäume können Schnittwunden im Winter nur schwer verschließen, was sie anfälliger für Krankheiten macht. Dazu zählen Laubbäume wie Rotbuchen, Ahorn und Eichen sowie Steinobstbäume wie Kirschen und Pflaumen. Diese Gehölze sollten besser im Frühjahr oder Sommer geschnitten werden, wenn der Saftfluss wieder aktiver ist.

Nadelbäume wie Fichten und Tannen reagieren ebenfalls empfindlich auf Herbstschnitte. Andererseits profitieren Bäume wie Birken, Walnüsse und Pappeln, die im Sommer einen hohen Saftdruck aufweisen, von einem Schnitt im Herbst, da der Saftdruck zu dieser Zeit geringer ist.

Im Herbst richtig geschnittene Bäume sind im Frühling Vital
Im Herbst richtig geschnittene Bäume sind im Frühling Vital

Kronenpflege und Sicherheitsschnitte: Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für den Baumschnitt. Je nach Art des Schnitts gibt es Vor- und Nachteile. Ein Kronenpflegeschnitt, der darauf abzielt, abgestorbene oder geschädigte Äste zu entfernen, sollte idealerweise im belaubten Zustand des Baumes erfolgen. So können problematische Äste anhand der schwach ausgeprägten oder fehlenden Blätter besser identifiziert werden.

Für Erhaltungs-, Regenerations- oder Sicherheitsschnitte, die das Ziel haben, die Baumstruktur zu verbessern oder die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, ist hingegen der unbelaubte Zustand des Baumes von Vorteil. Ohne Blätter sind die Baumstruktur und die einzelnen Äste besser erkennbar, was präzisere Schnitte ermöglicht.

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Ein Schnitt bei Frost ist für die meisten Baumarten in unseren Gärten nicht geeignet

Vorteile des Herbstschnitts

Mit sinkenden Temperaturen und kürzeren Tagen verlangsamt sich der Stoffwechsel der Bäume, bis sie in die sogenannte Winterruhe, die Dormanz, eintreten. Der Herbstschnitt unterstützt den Baum dabei, sich effizienter auf den Winter vorzubereiten. Dieser Prozess bietet mehrere Vorteile:

  1. Energiereserven-Verteilung: Durch den gezielten Rückschnitt konkurrierender Triebe oder bruchgefährdeter Äste kann der Baum seine Energiereserven gezielter einsetzen und Nährstoffe für die Überwinterung speichern.
  2. Gesteuerter Austrieb im Frühjahr: Ein sorgfältiger Schnitt im Herbst ermöglicht es, das Wachstum im nächsten Jahr zu steuern, sodass die Krone symmetrisch und vital austreibt.
  3. Sicherheit und Baumgesundheit: Das Entfernen brüchiger oder kranker Äste reduziert das Risiko, dass diese bei Sturm oder Schneefall abbrechen und Schaden verursachen. Auch die Entfernung von Totholz beugt Krankheiten und Schädlingsbefall vor.
  4. Ertragssicherung bei Obstbäumen: Insbesondere Obstbäume profitieren von einem rechtzeitigen Rückschnitt, da dieser zu einem gesteigerten Ertrag im kommenden Jahr führen kann.
  5. Nachhaltige Verwertung: Das Schnittgut kann als wertvolles Material im Garten wiederverwendet werden, etwa als Mulch, Kompost oder Brennholz .

Gesetzliche Vorgaben: Nicht jeder Baumschnitt ist erlaubt

In vielen deutschen Städten und Gemeinden gibt es sogenannte Baumschutzsatzungen, die genau regeln, welche Bäume wann und wie beschnitten werden dürfen. Bäume, die unter diese Satzungen fallen, dürfen nur nach den Vorgaben der „ZTV-Baumpflege“ (Zusätzlich-Technische-Vertragsbedingungen) geschnitten werden.

Unzulässige oder unsachgemäße Maßnahmen können eine behördliche Genehmigung erfordern und bei Verstößen sogar zu Strafen führen.

Darüber hinaus regelt das Bundesnaturschutzgesetz den Schutz von Gehölzen und den darin lebenden Wildtieren.

Zwischen dem 1. März und dem 30. September ist es verboten, Bäume und Hecken zu fällen oder stark zurückzuschneiden. Diese Regelung dient in erster Linie dem Schutz von brütenden Vögeln und anderen Tieren, die in dieser Zeit auf Gehölze als Lebensraum angewiesen sind. Ausgenommen von diesem Verbot sind lediglich Pflegeschnitte an Ziersträuchern in Privatgärten.

Der NABU empfiehlt, Baumschnitt- und Pflegemaßnahmen zwischen Oktober und Februar durchzuführen, sofern triftige Gründe vorliegen.

Vorsicht bei Hecken und Sträuchern

Vor jedem Schnitt sollten Gartenbesitzer prüfen, ob sich Nester in den zu beschneidenden Hecken oder Büschen befinden. Der § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes verbietet es, gesetzlich geschützte Tierarten oder deren Nester zu schädigen. Dies gilt sowohl für Privatpersonen als auch für Landwirte, die für unsachgemäße Maßnahmen ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden können.

Fazit: Achtsamkeit und Fachwissen sind entscheidend

Die Baumpflege erfordert sowohl fachliches Wissen als auch eine genaue Kenntnis der geltenden Vorschriften.

Der Baumschnitt im Herbst ist eine unverzichtbare Maßnahme für die langfristige Gesundheit und Sicherheit der Gehölze. Doch er muss gut geplant und gesetzeskonform durchgeführt werden.

Indem man die Bedürfnisse der einzelnen Baumarten beachtet und die gesetzlichen Regelungen einhält, kann man Bäume nicht nur auf den Winter vorbereiten, sondern auch deren Vitalität und Schönheit für viele Jahre bewahren.

Besondere Vorsicht gilt während der Vegetationsperiode zwischen März und September, in der die Natur und die Tierwelt besonderen Schutz genießen.