Weltweite Datenanalyse der erneuerbaren Energien
Die internationale Energieagentur, IEA, liefert regelmäßige Berichte mit Daten fossiler und erneuerbarer Energieträger. Einmal jährlich erscheint ein Sonderbericht mit speziellem Fokus auf den Erneuerbaren.
Renewables 2024 – Wo steht die Welt bei den erneuerbaren Energieträgern
In der am 9. Oktober erschienenen aktuellen Ausgabe des jährlichen Marktberichts der IEA zum Stand der erneuerbaren Energien stellt die Agentur deren aktuelle Situation dar. Gleichzeitig liefert sie Prognosen für deren Einsatz auf den Gebieten Strom, Verkehr und Wärme bis 2030.
Meilensteine für die Weltklimakonferenz COP 29
Bei der Weltklimakonferenz COP28 im Dezember 2023 vereinbarten die Regierungen von 200 teilnehmenden Ländern ein Ziel, mit dem die weltweit installierten Energiekapazitäten der Erneuerbaren bis 2030 verdreifacht werden sollen. Der Bericht „Renewables 2024“ (am Ende dieses Artikels verlinkt) bietet eine umfassende Analyse auf Länderebene. Damit können die Fortschritte auf dem Weg zum globalen Verdreifachungsziel unter Berücksichtigung der aktuellen Politik sowie der Marktentwicklungen verfolgt werden.
Erstmals enthält das Werk ein spezielles Kapitel über erneuerbare Kraftstoffe, einschließlich Bioenergie, Biogas, Wasserstoff und E-Kraftstoffe. Damit wird deren Rolle im globalen Energiebedarf bis 2030 ebenso dargestellt wie ihr Potenzial für die Dekarbonisierung mehrerer Branchen.
Zusätzlich zu den detaillierten Marktanalysen und Prognosen stellt „Renewables 2024“ die wichtigsten Entwicklungen für Photovoltaik- und Windstrom dar und beleuchtet die Kostenentwicklung erneuerbarer Technologien.
Wichtig ist auch eine Betrachtung der Kapazitäten für die grüne Wasserstoffproduktion, inklusive der Entwicklungen bei den Elektrolyseuren und den Transport- bzw. Versorgungsnetzen.
Ziel: ambitioniert, aber noch knapp erreichbar
Die Analysten der IEA erwarten, dass die Kapazität der Erneuerbaren die Verdreifachung nicht ganz erreichen wird. Sie sehen bestenfalls bis 2030 eine Erhöhung um das 2,7-fache der Produktionsmenge des Jahres 2022. Immerhin übertreffen die Erwartungen der IEA die aktuellen Ambitionen der einzelnen Länder um fast 25 Prozent.
Die nationale Klima- und Energiespolitik in fast 140 analysierten Ländern hat eine entscheidende Rolle gespielt, erneuerbare Energien im Vergleich zu fossilen Kraftwerken wettbewerbsfähig zu machen.
Im Bericht wird die Politik und die Industrie ermutigt, die lokale Herstellung von PV-Modulen und Windturbinen voranzutreiben.
"Renewables 2024“ listet in seiner Vorhersage die Inbetriebnahme von 5.500 Gigawatt (GW) an neuen Kapazitäten der Erneuerbaren bis 2030. Dies bedeutet eine deutliche Steigerung des dass globalen Zubaus in jedem der kommenden Jahre. So soll allein im Jahr 2030 auf Jahresbasis ein Zubauwert von ca. 940 GW erreicht werden. Dieser Wert liegt 70 Prozent über dem Rekordwert an Neuanlagen im vergangenen Jahr.
Photovoltaik und Windkraft tragen zusammen 95 Prozent des gesamten Wachstums der erneuerbaren Kapazitäten bis zum Ende dieses Jahrzehnts. In fast allen analysierten Ländern wird ihre wirtschaftliche Attraktivität zunehmen.
Die Prognose der IEA geht davon aus, dass ca. 70 Länder, die zusammen 80 Prozent der globalen erneuerbaren Kapazität ausmachen, ihre aktuellen Zubauziele bis 2030 erreichen oder übertreffen werden.
Bei einer kleinen Gruppe von „Überfliegern“ der Energiewende dominiert China sehr deutlich. Auch andere große Volkswirtschaften wie Brasilien, Indien und die Vereinigten Staaten sind „auf der Spur“, ihre Ziele zu erreichen oder zu übertreffen.
Länder und Regionen
China wird seine Position als globaler Marktführer für erneuerbare Energien festigen. Der Bericht schätzt, dass bis 2030 etwa 60 Prozent der Ausweitung der globalen Kapazität der Erneuerbaren allein in China stattfindet.
Seit 2020 hat sich Chinas kumulierte Photovoltaik-Kapazität fast vervierfacht. Die Kapazität von Windkraft hat sich laut dem Bericht verdoppelt. Die Hauptursachen dafür liegen in einer hohen Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren und in einer die Energiewende unterstützenden Politik.
Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten werden die Kapazität ihrer erneuerbaren Energien zwischen 2024 und 2030 verdoppeln.
In Indien findet das schnellste Wachstum unter den großen Volkswirtschaften statt. Hier wird speziell der Ausbau von Photovoltaik auf Dächern gefördert.
Nach Sektoren
Die Kapazität an bis 2030 neu installierten Photovoltaikanlagen wird bis zum Ende dieses Jahrzehnts 80 Prozent des weltweiten Anstiegs erneuerbarer Energien ausmachen. Die Umsetzung begründet sich mit weiter sinkenden Kosten, kurzen Genehmigungszeiten und großer gesellschaftlicher Akzeptanz.
Die Kostensenkung und politische Unterstützung sind die Treiber des Wachstums sowohl bei Privat- als auch bei Gewerbe- und Industriekunden an, da die Installation von Neuanlagen sofort die Stromrechnungen von Haushalten und Unternehmen senkt.
Die Windkraft wird sich trotz der aktuellen Lieferkettenprobleme und makroökonomischen Herausforderungen erholen. So wird seitens der IEA erwartet, dass politische Änderungen in Bezug auf Auktionsverfahren, Genehmigungen und Netzanschlüsse in Europa, den Vereinigten Staaten, Indien und anderen Schwellen- und Entwicklungsländern die Projektfähigkeit verbessern und dem Windsektor helfen werden, sich von den jüngsten finanziellen Schwierigkeiten zu erholen. In der Prognose wird die globale Windkapazitätsexpansion zwischen 2024 und 2030 im Vergleich zu 2017 bis 2023 verdoppelt.
Das Wachstum der Wasserkraftkapazität bleibt stabil, angetrieben durch China, Indien, die ASEAN-Region und Afrika.
Es wird erwartet, dass die Rolle anderer erneuerbarer Energien, einschließlich der Bioenergie, der Geothermie oder der Gezeitenenergie aufgrund fehlender politischer Unterstützung zurückgehen wird.
Wasserstoff bleibt leider ein vernachlässigbarer Treiber für neues Wachstum der Kapazitäten an Erneuerbaren. Trotz zunehmender politischer Unterstützung wird grüner Wasserstoff bis 2030 nur 4 Prozent der gesamten Wasserstoffproduktion im Jahr 2030 ausmachen.
Hauptgrund dafür liegt nach Meinung der Analysten bei noch schwankender und damit unzureichender Nachfrage. Während die weltweit installierte Kapazität der Elektrolyseure bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich um das Fünfzigfache steigen wird, wird nur ein Teil davon von neuen Kraftwerken mit erneuerbarer Energiegewinnung geliefert. Die Experten schätzen, dass die Hälfte der Elektrolyseure die Erzeugung erneuerbarer Energien aus bestehenden Anlagen vornehmen wird. Insgesamt wird das Wasserstoffsegment bis 2030 nur 43 GW an neuen und erneuerbaren Kapazitäten betragen. Damit ist sein Anteil weniger als 1 Prozent des gesamten globalen Ausbaus an erneuerbaren Energien.
Quellenhinweis: