Welthungerindex 2024: Der Kampf gegen den Hunger stagniert – schuld daran sind Kriege und Klimakatastrophen
Der Welthungerindex der Deutschen Welthungerhilfe e. V. zeigt, dass noch immer Milliarden Menschen keine angemessene Ernährung erhalten. 733 Millionen Menschen sind unterernährt. Zudem hat sich die Hungerreduzierung im letzten Jahrzehnt dramatisch verlangsamt.
Am Donnerstag stellt die Deutsche Welthungerhilfe e. V. ihren neuesten Statusbericht zum Welthunger vor – mit einem ernüchternden Ergebnis. „Weltweit haben 733 Millionen Menschen keinen Zugang zu ausreichend Kalorien, und 2,8 Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten“, lautet das Fazit des Berichts.
Der Bericht zeigt, dass in den Regionen Afrika südlich der Sahara (26,8) und in Südasien (26,2), der Hunger allgemein als ernst eingestuft wird. (Zum Vergleich: Europa und Zentralasien liegen bei 5,7.) Den höchsten WHI-Wert hat Somalia (44,1), den zweithöchsten Jemen (41,2). Ebenfalls in die Kategorie sehr ernst werden Burundi, Südsudan, Tschad und Madagaskar eingeordnet. Für 36 weitere Länder ist das Hungerniveau ernst.
Auf dem Weg zu Zero Hunger 2030?
Zero Hunger ist eines der UN-Entwicklungsziele (SDGs), die bis 2030 erreicht werden sollen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass der globale WHI-Wert seit 2016 auf einem mäßigen Niveau stagniert (2024: 18,3 statt 2016: 18,8).
Der WHI-Wert hat seit 2016 sogar in 22 Ländern zugenommen. Bei diesen Zahlen muss damit gerechnet werden, dass 64 Länder bis 2030 das Ziel eines niedrigen Hungerniveaus verfehlen werden. Bleibt die Geschwindigkeit auf dem Niveau von 2016 bis jetzt, wird ein niedriges Hungerniveau erst im Jahr 2160 erreicht werden.
Multiple Krisen bremsen beim Kampf gegen den Hunger
Es gibt etliche Faktoren, die jegliche Bemühungen um Ernährungssicherheit aushebeln. Dazu zählen etwa bewaffnete Konflikte, Klimakrisen, lokale Nahrungsmittelpreise und Wirtschaftskrisen.
115 Millionen Menschen sind allein wegen Verfolgung, Konflikten und Gewalt auf der Flucht. Viele weitere Menschen fliehen wegen Wetterkatastrophen. Die Kriege im Sudan und im Gazastreifen haben beispielslose Ernährungskrisen zur Folge.
Allgemein ist zwar in Ländern mit mittlerem Einkommen die extreme Armut zurückgegangen, in den ärmsten Ländern jedoch ist die Armut allerdings noch größer als vor der Pandemie.
Ein besonderer Schwerpunkt: Gendergerechtigkeit
Der Bericht weist daher drei Lösungen auf, wie der Hunger bekämpft werden könnte:
- Es muss eine Rechenschaftspflicht für alle Länder geben.
- Gendertransformative Ansätze in der Ernährungs- und Klimapolitik müssen gefördert werden.
- Gender-, Klima- und Ernährungssicherheit müssen gestärkt werden.
„Frauen und Mädchen sind in der Regel am stärksten von Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung betroffen und leiden unverhältnismäßig stark unter den Auswirkungen von Wetterextremen und Klimakatastrophen“, heißt es in dem Bericht. Ernährungssysteme würden Frauen strukturell benachteiligen, weil Landwirtschafts- und Ernährungspolitik oft keine sozialen Machtverhältnisse berücksichtigen.
Doch auch wenn es für das Ziel Zero Hunger 2030 zu spät sein dürfte, wurden dennoch in den letzten 24 Jahren beträchtliche Erfolge eingefahren. Länder wie Sierra Leone, Äthiopien, Angola und Sambia konnten sich aus dem Bereich gravierend (WHI über 50) auf das Niveau mäßig (WHI 10,0–19,9) heraufarbeiten. Länder wie Bangladesch und Mosambik haben es von einem mäßigen auf einen niedrigen WHI-Wert geschafft.