Weihnachtstauwetter: Warum es an Weihnachten plötzlich warm wird – ein Experte erklärt: Das ist kein Mythos

Jedes Jahr wundern sich viele: Statt Schnee bringt Weihnachten oft Plusgrade. Was steckt hinter dem Weihnachtstauwetter? Wir klären auf!

weihnachten, tauwetter, singualarität
Das Weihnachtstauwetter tritt mehr oder weniger immer um Weihnachten auf. Was hat es damit auf sich?

Das Weihnachtstauwetter ist ein bekanntes Wetterphänomen, das häufig um die Weihnachtszeit auftritt. Statt eisiger Kälte und Schneeflocken bringt es milde Temperaturen und Regen – sehr zum Leid vieler Winterfans. Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich dabei um eine plötzliche Erwärmung in der kalten Jahreszeit, die oft mit einer bestimmten Wetterlage zusammenhängt. Dieses Phänomen ist kein Zufall, sondern hat handfeste meteorologische Gründe.

Tatsächlich ist das Weihnachtstauwetter in Europa kein Einzelfall. Es tritt regelmäßig auf, wenn auch nicht jedes Jahr. Die Wetteraufzeichnungen zeigen: In etwa 70 Prozent der Jahre wird der Dezember rund um die Feiertage spürbar wärmer. Doch warum passiert das immer wieder?

Die Rolle des Atlantiks und warmer Luftmassen

Der Hauptverantwortliche für das Weihnachtstauwetter ist unser alter Bekannter: der Atlantik. In dieser Jahreszeit dringen oft warme Luftmassen von Westen nach Mitteleuropa vor, gesteuert von einem Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik. Diese Tiefs bringen nicht nur Regen, sondern auch warme Luftströmungen mit, die die kalte Winterluft verdrängen.

Ein weiterer Faktor ist der sogenannte Jetstream, ein starkes Windband in großer Höhe. Wenn der Jetstream nach Norden schwenkt, sorgt er für mildere Temperaturen in weiten Teilen Europas. Gleichzeitig werden durch diesen Effekt kalte Luftmassen in den Norden abgedrängt, während bei uns die Plusgrade Einzug halten. Klingt kompliziert? Kurz gesagt: Der Atlantik und die globalen Wetterströme spielen sich die „Bälle“ zu und verpassen uns eine vorübergehende Winterpause.

Ist es wirklich jedes Jahr so?

Wer auf weiße Weihnachten hofft, wird schnell enttäuscht: Statistisch gesehen stehen die Chancen auf Schnee in Deutschland bei nur 10 bis 20 Prozent. Das Weihnachtstauwetter ist also kein Zufall, sondern fast schon Tradition. Doch wie oft es genau eintritt, hängt von der Wetterlage ab.

Eine meteorologische Singularität ist ein wiederkehrendes Wetterphänomen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer bestimmten Jahreszeit auftritt. Beispiele sind das Weihnachtstauwetter oder die Eisheiligen. Sie entstehen durch typische atmosphärische Strömungsmuster und sind wissenschaftlich belegbar, aber nicht jedes Jahr exakt gleich stark ausgeprägt.

Manchmal bleibt der Winter stabil kalt, und es gibt keine Erwärmung. In anderen Jahren bringt das Weihnachtstauwetter Temperaturen von bis zu 15 Grad – T-Shirt-Wetter mitten im Dezember! Besonders betroffen sind niedrigere Lagen und Städte. In den Alpen und höheren Gebieten kann es hingegen trotzdem winterlich bleiben.

Warum uns das Phänomen überrascht

Das Weihnachtsfest verbinden viele mit Schnee und Romantik – ein Bild, das uns Filme und Traditionen eingeprägt haben. Doch die Realität sieht oft anders aus. Das Weihnachtstauwetter kommt uns nur deshalb „unnormal“ vor, weil wir es anders erwarten. Tatsächlich sind milde Temperaturen um diese Zeit nichts Neues, sondern ein normaler Teil unseres mitteleuropäischen Klimas.

Dennoch bleibt es für viele jedes Jahr aufs Neue überraschend. Kaum jemand denkt bei Glühwein und Weihnachtsbaum an Frühlingsgefühle, doch genau die beschert uns das Weihnachtstauwetter manchmal. Vielleicht liegt die Enttäuschung auch daran, dass wir in der Vorweihnachtszeit mehr Schnee erleben als an den Feiertagen selbst.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Mit dem Klimawandel könnte das Weihnachtstauwetter in Zukunft noch häufiger auftreten. Steigende Durchschnittstemperaturen machen kalte Wintertage seltener, während warme Luftmassen leichter Fuß fassen. Doch das bedeutet nicht, dass weiße Weihnachten für immer passé sind. Kälteeinbrüche gibt es weiterhin – sie werden nur seltener.

Die gute Nachricht: Das Weihnachtstauwetter hat auch Vorteile. Es kann gefährliche Glätte verhindern und spart Heizkosten. Wer Schnee liebt, muss sich jedoch gedulden – vielleicht bringt der Januar die ersehnte weiße Pracht. Oder man plant gleich einen Winterurlaub in den Bergen, wo der Schnee sicher ist.