Was bedeutet eigentlich ein typischer Sommer in Deutschland? Wetterexperte Gregor Pittke klärt auf
Ein Sommer in Deutschland – das bedeutet, so wie in diesem Jahr, oft wechselhaftes Wetter zwischen Hitze und Regen, Sonnenschein und Gewitter. Doch was ist eigentlich der Durchschnitt? Wir werfen einen Blick auf die Wetterstatistiken und erklären, wie ein typischer deutscher Sommer aussieht.
Das Wetter in Deutschland ist bekanntermaßen sehr abwechslungsreich und geprägt durch die unterschiedlichen Jahreszeiten. Während viele Menschen bei "Sommer" an lange Sonnentage und heiße Temperaturen denken, kann das Wetter hierzulande eine große Bandbreite abdecken – von tropischen Hitzewellen bis hin zu kühlen, regnerischen Tagen. Doch was ist eigentlich ein „durchschnittlicher“ Sommer in Deutschland?
Um das zu verstehen, stellen Meteorologen gerne Statistiken auf. Als Basis hierzulande werden meist die Daten des Deutschen Wetterdienstes verwendet, der an seinen über 1000 Messpunkten permanent Daten zu Temperatur, Luftdruck, Wind, Feuchte, etc. erhebt. Über die Jahre ergibt sich dann eine klimatologische Statistik, etwa zur mittleren Sonnenscheindauer oder der mittleren Niederschlagsverteilung (siehe Abbildung).
Der Zeitraum zwischen 1961-1990 wird gerne als Referenz verwendet, um zu vergleichen, wie sich das Klima im Laufe der Jahre verändert. Aber auch innerhalb dieser Jahre gab es immer wieder ungewöhnliche Wetterphänomene: So zählte München im Sommer 1965 ganze 32 Gewittertage, Dresden erlebte im August 2002 ein "Jahrhunderthochwasser" und Frankfurt am Main schwitzte 1976 an 29 Tagen bei über 30 Grad Celsius.
In diesem Artikel nehmen wir die Durchschnittswerte eines deutschen Sommers genauer unter die Lupe und erklären, was typisch, aber auch was außergewöhnlich für diese Jahreszeit in Deutschland ist.
Statistik bringt Ernüchterung, ständig 25 oder 30 Grad sind ein Märchen.
Die wohl wichtigsten Parameter um das Wetter zu beschreiben sind Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge.
Die Statistik für den Referenzzeitraum 1961-1990 ergibt, dass die Temperatur in den Sommermonaten in Deutschland bei durchschnittlich 16,3°C liegt. Diese Angabe ist etwas irreführend, besser wäre es zu unterscheiden nach mittlerer Tagestemperatur (20-22°C) und mittlerer Nachttemperatur (12-14°C).
Regional existieren jedoch große Unterschiede, generell ist es im Norden kühler und im Süden wärmer. In Bayern und Baden-Württemberg gibt es beispielsweise 30-50 Sommertage mit über 25 Grad, in Schleswig-Holstein nur 10-20 solcher Tage. Hitzetagen mit über 30°C treten in Hamburg an durchschnittlich 5 Tagen, in Berlin an 10 Tagen, in München an 8 Tagen und in Frankfurt/ Main an 15 Tagen auf. Während der letzten 30 Jahre hat sich die Anzahl heißer Tage nahezu verdoppelt.
Die durchschnittliche Sonnenscheindauer im Sommer beträgt etwa 604 Stunden. Am Sonnigstens ist es in Vorpommern, Rügen und Usedom mit über 700 Stunden, am Schattigsten in den westdeutschen Mittelgebirgen mit unter 500 Stunden.
Einfluss von geographischen Lage und Wetterlage
Das Klima in Deutschland ist in erster Linie durch seine geografische Lage innerhalb des europäischen Kontinents geprägt. Deutschland liegt im Bereich der gemäßigten Breiten, wo Westwinde und wechselnde Hoch- und Tiefdruckgebiete das Wetter bestimmen, nicht nur im Sommer. Es entspricht also eher der Normalität, dass sich ein bestimmtes Wetter bei uns nur wenige bis einige Tage hält.
Besonders im Sommer können Wetterlagen wie das Azorenhoch stabile Schönwetterperioden bringen, während Tiefdruckgebiete für wechselhaftes und regnerisches Wetter sorgen. Je nachdem woher die Luftströmung kommt kann es dann kühl, warm oder heiß werden.
Geografische Faktoren wie die Nähe zu den Alpen oder zur Nord- und Ostsee beeinflussen ebenfalls die lokalen Klimabedingungen. Während der Süden Deutschlands häufiger durch warme, feuchte Luftmassen geprägt wird, die für hohe Temperaturen und Gewitter sorgen, bleibt der Norden durch die kühlenden Einflüsse der Meere oft gemäßigter.
2012 - Ein typischer deutscher Sommer ?!
Einen ganz gewöhnlichen Sommer, zumindest wenn man von den Zahlen und Statistiken ausgeht, erlebte Deutschland 2012. Mit einer durchschnittlichen Mitteltemperatur von 17,2°C, lag der Monat im Bereich des langjährigen Normalwerts. Die Monate Juni und Juli waren eher durch wechselhaftes Wetter geprägt, mit einer Mischung aus kühlen Tagen und vereinzelten mäßig warmen Phasen. Sommerflair kam dann im August auf, wiederholte Vorstöße subtropischer Warmluft brachten sommerlich warmes, teils heißes Wetter.
Eine kurze Hitzewelle erlebte das Land in der zweiten Augusthälfte, als die Temperaturen für 2-3 Tage verbreitet über 30°C stiegen. Die höchste Temperatur des Jahres wurde am 20. August in Dresden-Hosterwitz mit 39,8°C gemessen.
Vom Niederschlag her lag der Sommer 2012 etwa 10 % über dem Durchschnitt, mit 263 Liter pro Quadratmeter regnete etwas mehr als im klimatischen Mittel. Die Mehrniederschläge gingen größtenteils auf das Konto heftiger Schauer und Gewitter, die vor allem in den ersten zwei Monaten über Deutschland hinwegzogen. Besonders kräftig fielen die Regenfälle aus, die am 06. Juli über die Region Zwickau zogen. In Lichtentanne westlich von Zwickau wurden in 24 Stunden 81,1 l/m² registriert.
In Sachen Sonnenschein bot der Sommer ein gemischtes Bild. Mit insgesamt 591 Stunden verfehlte er das normale Mittel von 604 Stunden nur knapp. Nach einem sonnenarmen Start in den Juni und Juli konnte der sonnenreiche August viel des anfänglichen Defizits wieder wettmachen, was die saisonalen Schwankungen innerhalb des Sommers unterstreicht.
Während Sommer wie der des Jahres 2012 das statistische Mittel gut widerspiegeln, unterstreichen die jüngsten Hitzerekorde (z.B. Sommer 2018, 2019) und ungewöhnlichen Wetterphänomene (wie Jahrhunderthochwasser in Rheinland-Pfalz und Saarland 2024) die wachsenden Einflüsse des Klimawandels auf unser alltägliches Wettergeschehen.
Wir werden uns in Zukunft auf wärmere und heißere Sommer in Mitteleuropa einstellen müssen!