Von kleinen und großen Stromspeichern

Die enorme Zunahme von Batteriespeichern in Verbindung mit privaten Photovoltaikanlagen zeigt, dass private Verbraucher sehr wohl verstanden haben, wie wichtig die Speicherung ihres erzeugten Stromes zur Reduzierung ihrer Abhängigkeit vom öffentlichen Bezug ist.

Batterie-Großspeicher: dynamisches Wachstum der nächsten Jahre

Bei der Anschaffung und der Installation einer privaten Photovoltaikanlage sollte gleichzeitig die Installation von Batteriespeichern mitberücksichtigt werden. Die Preise der verschiedenen Anbieter haben sich in den letzten fünf Jahren enorm reduziert.

Dadurch erfolgt eine positive Rentabilitätsberechnung der Investition in einen Batteriespeicher nahezu parallel mit der Rentabilität der PV-Erzeugung selbst. Als wichtige Zusatzfunktion sollte unbedingt die Installation eines Schaltsystems erfolgen, dass bei einem Stromausfall eine Energieautarkie im Haus gewährleistet. Soweit die Empfehlungen der Solarteure.

Doch wie genau sieht die Marktentwicklung aus?

Strom aus Photovoltaik in Deutschland

Die installierte PV-Leistung lag Ende 2024 bei 99 Gigawatt (GW). Der Zubau im Jahr 2024 betrug ca. 15,9 GW. Die 4,75 Millionen gewerblichen, genossenschaftlichen und privaten Photovoltaikanlagen haben im Jahr 2024 ca. 72,2 Terrawattsunden (TWh) Strom erzeugt. Davon wurden ca. 59,8 TWh in das öffentliche Netz eingespeist und 12,4 TWh selbst verbraucht.

Die gesamte Solarstromproduktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 10,8 TWh bzw. 17,6 Prozent erhöht.

...und dessen Speicherung

Die Installation von Batterie-Heimspeichern hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Lag der Wert der installierten Kapazität im Jahr 2020 noch bei 2,4 Gigawatt (GW), so waren dies Ende 2024 bereits 17,6 GW.

Lediglich knapp 10 Prozent davon sind Großspeicher mit einer Anschlussleistung von mindestens 1000 Kilowatt (kW) – oder einem Megawatt (MW). Die Menge an Strom, die bislang installierte Großspeicher vorhalten können, liegt laut der Universität Aachen (RWTH) bei 1,8 Gigawattstunden. Dies entspräche in etwa dem durchschnittlichen Tagesverbrauch von 180.000 Haushalten. Die Studie der RWTH habe ich verlinkt. Sie war eine der Grundlagen dieses Artikels.

Heimspeicher übertreffen Großspeicher - noch

Die Mehrzahl der installierten Anschlussleistung für Batterie-Heimspeicher mit Anschlussleistungen bis 30 kW liegt mit 14 GW bei den mehr als 1,5 Millionen Haushalten. Privatleute speichern folglich fast achtmal so viel Strom zu Hause wie die Betreiber großer Solarparks.

Auch die Kapazität der gewerblichen Batteriespeicher von rund 1,1 GW spielt bereits eine, wenn auch kleine, Rolle in der Gesamtbilanz.

Unternehmen und Privatleute investieren in Batteriespeicher, weil es sich lohnt. Dieser Boom ist ungebrochen. Die Preise für Speicher sind weiterhin im Sinkflug. Heimbatterien mit ca. 10 kW Speicherkapazität gibt es mittlerweile unter 2.000 Euro.

Dynamik greift auch bei Großspeichern

Informationen zum noch viel wichtigeren Feld der Großspeicher findet man bislang nur in wenigen Fachpublikationen, wie dem Onlinefachmagazin der Analystenfirma »Montel News«. Dieses stellte den mit Anschlussleistungen bis 30 kW – 50Hertz, Amprion TenneT und TransnetBW – die Frage, wie viele Großspeicherprojekte derzeit im Antragsverfahren sind. Die Antwort überraschte alle Experten.

»Wir werden gerade überrollt von einem Tsunami an Anschlussbegehren«,

zitiert Montel einen Vertreter von Amprion. Eine TransnetBW-Sprecherin und ein 50Hertz-Sprecher benutzten gleichlautend den Begriff »Boom«. Die »Anschlussbegehren« für Großspeicherprojekten summieren sich nach dem Bericht von Montel News auf erstaunliche 161 GW Gesamtleistung. Dies bedeutet, dass derzeit mehr als hundertmal an neuen Anschlussleistungen beantragt sind als Großanlagen derzeit ans Netz angeschlossen ist.

Anfragen sind aber nicht gleichbedeutend mit Installationen. Manche Unternehmen fragen mehrere Standorte parallel an, um am Ende nur ein Projekt zu realisieren. Andere bringen keine Finanzierung zustande oder nehmen aus anderen Gründen wieder Abstand von ihrem Antrag.

Wenn man nur die Hälfte der beantragten 161 GW Anschlussleistung annimmt, stünden nach der Installation etwa 80 GW neu zur Verfügung. Dies würde bei einer Speichertiefe von drei Stunden eine Speicherkapazität erlauben, die dem aktuellen Tagesverbrauch von 24 Millionen Haushalten entspräche.

Mit diesen angenommenen 80 GW würden auch die optimistischsten Prognosen positiv pulverisiert werden. Selbst das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geht bis 2045 nach dem Netzentwicklungsplan Strom nur von 43 bis 54 GW installierter Anschlussleistung von Großspeichern aus. Die Prognose für das Jahr 2037 lautet auf nur 24 GW, also fast siebenmal weniger als die derzeit beantragten Anschlussleistungen.

Ende des Abregelns von Anlagen

Bei dieser angenommenen Speicherkapazität wird es überflüssig sein, Windkraftanlagen oder große Solarkraftwerke abzuregeln, nur weil sie gerade zu viel Strom produzieren. Da erneuerbarer Strom konkurrenzlos preiswert ist, würde sich dies auch positiv auf den Börsenpreis von Strom auswirken.

Auch die technische Entwicklung von Batterie- Großspeichern wird weiter vorangehen. Derzeit haben diese eine Speichertiefe von zwei bis vier Stunden, wären also nach dieser Zeit unter Last wieder leer. Neue Systeme könnten dagegen bis zu acht Stunden lang Strom liefern.

All diese Entwicklungen unterstreichen, dass Sonnen- und Windenergie gerade durch die Entwicklung auf dem Speichersektor, Zukunftstechnologien sind. Die Energiewende ist auch international stark auf dem Vormarsch.

Was in Deutschland passiert, ist nur eine Folge von ähnlichen Planungen im Ausland.

Leider ist das Thema der Stromerzeugung gerade unserem Land vor allen Dingen ein Politikum, was natürlich auch an den unterschiedlichen »Glaubensrichtungen« der Akteure liegt. Das notwendige Hintergrundwissen bzw. die Datenlage scheint dabei sekundär zu sein.

Deutschland hat es geschafft, bei der Erzeugung von regenerativem Strom eine Vorreiterrolle zu spielen. Viele Staaten der Welt haben sich das deutsche Modell der Energiewende zum Vorbild genommen.

Umso erstaunlicher erscheint es also, dass wir selbst den Glauben an unser eigenes Können bei den Erneuerbaren scheinbar verloren haben.

Dabei ist die Lösung doch so einfach: Wir müssen einfach nur Kurs halten und den Akteuren bei Verfahren von Genehmigungen die Investitionen erleichtern.

161 GW geplante Anschlussleistung der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland sprechen eine sehr deutliche Sprache.

Quellenhinweis:

Artikel Montelnews

Batterie-Charts der Universität Aachen