Von Kartoffelrevolution zu Streetfood-Hotspot: die vielen Leben der Markthalle Neun
Hinter der Markthalle Neun im Berliner Bezirk Kreuzberg steckt mehr als nur trendige Food-Konzepte. In diesem Artikel wird ein kleiner Einblick in die Geschichte des Gebäudes und seiner Nutzung gegeben und dargestellt, was bei einem Besuch heutzutage erwartet werden kann.
Gelegen in Berlin-Kreuzberg ist die Markthalle Neun, ein interessantes altes Gebäude, das sich von seinen funktionaleren historischen Wurzeln zu einem belebten Zentrum für internationale kulinarische Spezialitäten mit multikulturellem Flair entwickelt hat. Wenn man durch die großen Türen die Markthalle betritt, wird man von einer geschäftigen Atmosphäre mit einer Vielzahl von Kunden und Anbietern begrüßt, die eine eklektische Mischung von regionalen und internationalen Lebensmitteln, Speisen und Getränken anbieten.
Die Geschichte der Markthalle
Die Markthalle Neun hat ihre Wurzeln in der sogenannten Kartoffelrevolution von 1847, als Missernten zu extremen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Hungersnöten, Plünderungen und Massenprotesten in Berlin führten. Diese Ereignisse legten die Notwendigkeit des Schaffens effektiverer, sicherer und zentraler Versorgungseinrichtungen für die rasant wachsende Bevölkerung der Stadt dar und legten den ideellen Grundstein für die Entwicklung von Markthallen. Die ersten Markthallen Berlins wurden schließlich 1886 eröffnet, um Hygienestandards zu verbessern und eine stabile Versorgung mit preiswerten Lebensmitteln zu gewährleisten, zu einer Zeit, als die Bevölkerung Berlins sich innerhalb weniger Jahrzehnte verdreifacht hatte.
Die Markthalle Neun wurde 1891 als weiterer Baustein dieses Konzepts eröffnet und bot unter ihrem Dach eine breite Auswahl an Lebensmitteln. In den folgenden Jahren erlebte sie Höhen und Krisen, darunter eine teilweise Zerstörung aufgrund eines Bombenangriffs während des Zweiten Weltkriegs im Februar 1945 und wirtschaftliche Herausforderungen in den Nachkriegsjahren. Die Zunahme von Selbstbedienungs-Supermärkten in den 1970er und 1980er Jahren stellte die Halle dann vor existentielle wirtschaftliche Schwierigkeiten. Sie verlor einen Großteil ihrer Kundenschaft sowie fast die Hälfte ihrer Anbieter und stand vor der Schließung. Doch durch den Einzug von Discountern entstand eine neue Symbiose und mit diesem Hybrid-Markt-Konzept konnte die Markthalle über Wasser gehalten werden.
Im neuen Jahrtausend sah sich die Halle erneut Herausforderungen gegenüber, darunter wieder Leerstände und ein “Modernisierungs- und Instandhaltungsrückstau”. Erst im Jahr 2011, nach jahrelangen Bemühungen von Nachbarschaftgruppen und Initiativen, wurde der Markt für 1,15 Millionen Euro von der Projektgruppe Markthalle Neun übernommen. Die Gruppe entwickelte dann ein Konzept, das sowohl den Kleingewerbehandel als auch kulturelle und soziale Angebote vorsah.
Regionale und internationale Köstlichkeiten
Die Markthalle Neun heißt Besucher von Montag bis Samstag in der Eisenbahnstr. 42/43 in Berlin-Kreuzberg willkommen. Sie ist montags, dienstags, mittwochs und freitags von 12 bis 18 Uhr, donnerstags von 12 bis 22 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Täglich bieten feste Anbieter eine Vielzahl kulinarischer Köstlichkeiten zum dort essen oder to-go, wie hausgemachte italienische Pasta, türkische Manti, chinesische Dim Sum Dumplings, amerikanisches BBQ und vieles mehr. Neben den Imbissständen gibt es verschiedene spezialisierte Lebensmittelstände, die Brot, Käse, Honig, Wurstwaren, Fleisch, Fisch usw. anbieten. Zwischen Montag und Donnerstag findet außerdem ein kleiner Wochenmarkt statt, der freitags und samstags zum großen Wochenmarkt wird. Die Markthalle veranstaltet auch besondere Events, wie kulinarische Workshops und gastronomische Themenfestivals. Aktuell geplant ist z.B. ein Schoko-Naschmarkt, der am Sonntag den 24. März von 11 bis 18 Uhr stattfindet.
Ein wöchentliches Event-Highlight ist der von Touristen und Einheimischen meistens sehr gut besuchte Street Food Thursday, der immer donnerstags von 17 bis 22 Uhr stattfindet. An diesem Tag gesellen sich zu den ständigen Anbietern auch Gastanbieter, die das Gebäude mit neuen Düften und Geschmäckern aus aller Welt füllen. An den Street Food Thursdays kann es mitunter ziemlich voll werden, mit Wartezeiten an manchen Ständen ist zu rechnen. Die Halle verfügt über große Gemeinschaftstische für alle Marktrestaurants, die zum unkomplizierten Austausch mit anderen Besuchern einladen. Weitere Informationen über die Markthalle Neun und ihr Programm finden Sie hier.