Viele negative Vorzeichen für die Weltklimakonferenz COP 29 in Baku
Die politischen Ereignisse in den USA und Deutschland trüben den Konferenzbeginn. Viele Staatschefs haben ihre Anwesenheit abgesagt und schicken Delegationen auf die Konferenz, deren Entscheidungskompetenz begrenzt sein dürfte.
Klimawissenschaft intensiviert ihre Warnungen
Die Welt hat eine bewegte Woche erlebt. Die Wahl des bekennenden Klimawandel-Skeptikers Donald Trump zum Präsidenten der USA lässt auf einen Richtungswechsel der US-amerikanischen Klimapolitik schließen.
In Deutschland, der führenden EU – Volkswirtschaft und bisheriger Musterschüler für eine progressive Klimapolitik ist die Regierung gescheitert. Neuwahlen lassen auch hier einen Richtungswechsel vermuten. Dieser könnte die gesamte EU-Klimapolitik betreffen.
Ein aktueller Bericht des Copernicus Climate Change Service (C3S), den meine brasilianische Kollegin Karen Teixera analysiert hat, sagt aus, dass etwas mehr als zwei Monate vor Ende des Jahres 2024 dieses Jahr bereits als das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gelten dürfte. Schon in diesem Jahr werden wir das in der Klimakonferenz von Paris im Jahr 2015 definierte Klimaziel einer Erwärmung um maximal 1,5°C -Grenze im Vergleich zum vorindustriellen Durchschnitt verfehlen.
Aserbeidschan, Gastgeber der COP 29, zeigt sein wahres Gesicht
Die BBC berichtete am 8. November, dass ein hochrangiger aserbeidschanischer Beamter der COP29-Klimakonferenz seine Rolle als Gastgeber genutzt zu haben scheint, um ein Treffen zu arrangieren, bei dem es um mögliche Geschäfte mit fossilen Brennstoffen ging.
Eine von einem investigativen Journalistenteam verdeckt aufgenommene Interview-Aufzeichnung zeigt, dass der Chef des aserbaidschanischen COP29-Teams, Elnur Soltanov, "Investitionsmöglichkeiten" im staatlichen Öl- und Gasunternehmen mit einem Mann diskutierte, der sich als potenzieller Investor ausgab.
Er betonte unter anderem in dem Gespräch, dass das Land viele Gasfelder habe, die zu entwickeln seien.
Ein ehemaliger hoher Beamter des UNFCCC, das für die Ausrichtung der Weltklimakonferenz und die Klimagespräche verantwortlich ist, betonte gegenüber der BBC, dass Solanovs Handlungen "völlig inakzeptabel seien" und einen "Verrat" am COP-Verfahren darstellen würden.
Soltanov ist nicht nur der Vorsitzende der COP29, sondern auch stellvertretender Energieminister Aserbaidschans und im Vorstand von SOCAR, dem staatlichen Energiekonzern des Landes.
Das aserbaidschanische COP29-Team hat gegenüber der BBC mit einer Bitte um Stellungnahme noch nicht reagiert.
Ich habe den BBC – Bericht am Ende dieses Artikels verlinkt. Aserbaidschan ist zu mehr als 90 % seines Exportvolumens von Öl und Gas abhängig. Dieser Bericht unterstreicht die Vermutung, dass das Ausrichterland der Weltklimakonferenz, wie auch im vergangenen Jahr die Vereinigten Arabischen Emirate, seine eigene Agenda hat, die nicht unbedingt mit der Reduzierung fossiler Energieträger zusammenhängt.
Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist Beschlusslage
Der Weltklimarat IPCC gesteht fossilen Brennstoffen durchaus zu, dass sie bis 2050 eine gewisse, aber stets abnehmende Rolle spielen werden. Für den IPCC sei es nach eigenen Aussagen jedoch sehr klar, dass
Die Position aus dem Interview widerspricht auch der Vereinbarung der vergangenen Weltklimakonferenz COP 28, in der die Welt sich sehr einig beim Übergang von fossilen Brennstoffen hin zu regenerativen Energieträgern war.
Was erwartet uns in Baku?
In Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Welt, der politischen Veränderungen, den bestehenden Konflikten und Kriegen und nicht zuletzt den Interessen des Ausrichterlandes ist eine Einigkeit der Weltgemeinschaft auf der COP 29 bei den Maßnahmen gegen die Erderwärmung zumindest sehr zweifelhaft.
Die UNFCCC als Veranstalter erhoffen sich zumindest deutliche Signale zur Finanzierung der Klimafolgen für die vom Klimawandel besonders betroffenen Ländern sowie klare Aussagen und Zeitpläne der Teilnehmerländer zu den NDCs (Nationally Determined Contributions), also den nationalen Klimaplänen. Diese müssen bis 2025 vorliegen.
Ich werde am 15.11. einen Zwischenbericht der ersten Woche veröffentlichen.
Quellenhinweis: