UN: Wie der Klimawandel unsere Sicherheit beeinflusst – diese Bereiche sind besonders betroffen

Der Klimawandel beeinträchtigt die menschliche Sicherheit in verschiedenen Bereichen, etwa bei der Wasserversorgung oder in der Nahrungsmittelproduktion. In besonders vom Klimawandel betroffenen Regionen steigen die Sicherheitsrisiken, insbesondere für schutzbedürftige Personen.

Der Klimawandel wirkt sich direkt auf unsere Lebensbedingungen aus. Bild: UN Climate Action

Der weltweite Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die menschliche Sicherheit aus. Er verschärft die Ressourcenknappheit und verschlechtert bestehende soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedingungen. Die Sicherheitsbedrohungen umfassen Hunger, Krankheit und Unterdrückung.

Dem Notre Dame Global Adaptation Index (ND-GAIN) zufolge sind es vor allem 25 Länder, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind. Der Index spiegelt die Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel wider, inwieweit Länder also dem Klimawandel ausgesetzt sind und sich an seine negativen Auswirkungen anpassen können. Zu den am meisten betroffenen Regionen gehören Zentral- und Ostafrika, die Sahelzone und Länder wie Afghanistan, Bangladesch und Myanmar.

Nach Angaben der UN sind es vor allem fünf Bereiche, die durch den Klimawandel beeinflusst werden. Dazu gehören ein gesteigerter Ressourcenwettbewerb, Nahrungsmittelunsicherheit, Fluchtbewegungen, zunehmende Armut sowie höhere Sicherheitsrisiken für Mädchen und Frauen.

Die fünf größten Bedrohungen für die Sicherheit

Immer längere und intensivere Trockenperioden führen zur Austrocknung von Land und Weideflächen. Die Wasserknappheit nimmt zu – die Konkurrenz um Land und Wasser wächst. Der Verlust von Anbauflächen sowie unzureichende Wasserversorgung führen zu Problemen in der Landwirtschaft. Häufige Dürreperioden, ansteigende Regenfälle und weitreichende Wüstenbildung machen langfristige Planungen unmöglich. Zunehmende Wasserknappheit kann soziale Unruhen und Konflikte um Trinkwasser auslösen wie etwa in Jordanien oder in der Sahelzone.

Entwicklungsländer und schutzbedürftige Gruppen wie Menschen aus niedrigen sozioökonomischen Schichten, Migrantengruppen, ältere Menschen, Frauen und Kinder sind unverhältnismäßig stark von Verlusten und Schäden betroffen. – Dr. Adelle Thomas vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).

Der Klimawandel beeinflusst die Nahrungsmittelproduktion und führt zu Hungerkrisen. Klimakatastrophen zerstören Farmland und bedrohen die Küstenfischerei, worunter auch die Nahrungsmittelproduktion leidet. Ungezieferplagen wie etwa am Horn von Afrika ruinieren die Ernten. Im Pazifik bedrohen Meeresspiegelanstieg, Küstenzerfall und absterbende Korallenriffe die Küstenfischerei, und damit die Nahrungsmittelversorgung. Bereits heute sind 783 Millionen Menschen weltweit von chronischem Hunger betroffen. In Verbindung mit höheren Lebensmittelpreisen und sozialer Exklusion können Hungerkrisen zu Unruhen führen.

Haiti
Kinder bei der Herstellung von Aluminium-Kochtöpfen in Cité Soleil, Haiti. Ein Anstieg der globalen Temperatur führt unweigerlich auch zu einem Anstieg der Armut. Bild: UN Photo/Nektarios Markogiannis

Der Klimawandel zwingt Menschen zur Flucht. Durch katastrophale Überschwemmungen wie kürzlich in Somalia oder Dürren wie in Afghanistan und Madagaskar werden Millionen Menschen vertrieben. Extremwetterereignisse wie starke Regenfälle, lange Dürren und der Anstieg des Meeresspiegels zwingen jährlich etwa 20 Millionen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Meist sind Entwicklungsländer von schwerwiegenden Klimakatastrophen betroffen, wo oftmals bereits Konflikte, Armut und Ernährungsunsicherheit vorherrschen.

Der Klimawandel verschärft Armut und Ungleichheit. In den ärmsten Ländern ist ein großer Teil der Bevölkerung direkt von der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei abhängig – alles Aktivitäten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Die Menschen mit den geringsten Einkommen sind am ehesten auf natürliche Ressourcen angewiesen. Schätzungen der Weltbank zufolge werden bis 2030 weitere 68 bis 135 Millionen Menschen allein durch den Klimawandel in die Armut gedrängt.

Der Klimawandel erhöht die Sicherheitsrisiken für Frauen und Mädchen. Wasserknappheit etwa trägt wie in Somalia zur Häufung von Clan-Gewalt und Ehrenmorden bei. Da die Familien mit einer unsicheren Lebensgrundlage zu kämpfen haben, steigt auch die Zahl der Kinderheiraten. Mit den klimabedingten Zwangsumsiedlungen wiederum steigt auch die Rate der sexuellen Gewalt.

Besonders für Frauen sind Schulbildung und Erwerbstätigkeit für die Versorgung ihrer Familien unerlässlich. Bild: UN Photo/Martine Perret

Finanzielle und Versorgungsunsicherheiten zwingen Mädchen in die Prostitution. Durch fehlende medizinische Versorgung steigen Kinder- und Müttersterblichkeit. Die Möglichkeiten einer normalen Erwerbstätigkeit oder durchgehender Schulbildung reduzieren sich.

Initiativen zur Bekämpfung von Klimawandelfolgen

Es gibt jedoch auch Maßnahmen, die gegen die Auswirkungen des Klimawandels ergriffen werden. Neben der finanziellen Unterstützung durch Fonds oder Konjunkturpakete sind es vor allem gezielte Initiativen, die bestimmte Missstände beheben wollen. So sollen etwa Frühwarnsysteme, die Dürren oder Überschwemmungen voraussagen können, lokale Landwirtschaften schützen und die Ernährungssicherheit verbessern.

Es ist existieren auch Projekte zur Verbesserung der Wasserversorgung. In Jordanien, einem der wasserärmsten Länder der Welt, soll das Jordan Water Sector Efficiency Project die Wasserversorgungsinfrastruktur des Landes und den Umgang mit Dürren verbessern. Schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen werden von der verbesserten Wasserversorgung profitieren.

In der Sahelzone, die durch steigende Temperaturen zunehmend unter Dürren zu leiden hat, konnte zur Bekämpfung der Wüstenbildung eine Zone aus Vegetation von fast 18 Millionen Hektar wiederbepflanzt werden. Bis 2023 sollen es 100 Millionen Hektar sein, die wiederum 250 Millionen Tonnen Kohlenstoff binden und einige Millionen Arbeitsplätze schaffen sollen.

Auch wenn es vereinzelt Grund zur Hoffnung gibt, bleiben die Aussichten auf Änderung allgemein niederschmetternd. Nur durch vereinte Anstrengung könnten die Klimawandelfolgen begrenzt werden – die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft bleiben aktuell jedoch weit hinter den notwendigen Bestimmungen zurück.