Verrückt: Trotz einer Kaltfront wird es wärmer - Experte Markus Köss über die Paradoxie einer maskierten Kaltfront

Am vergangenen Samstag war es mal wieder soweit: Das Hochdruckwetter war vorbei und eine Kaltfront zog von Nordwesten nach Deutschland, doch anstatt kälter, wurde es in vielen Regionen hinter der Front sogar wärmer als zuvor. Wie kommt es zu diesem Wetterphänomen der sogenannten maskierten Kaltfront?

Inversion
Einer maskierten Kaltfront geht in aller Regel eine Hochdruckwetterlage im Winterhalbjahr voraus (Foto Markus Köss in den Alpen, Nov. 2024)



Normalerweise bringt eine Kaltfront, wie es ihr Name schon sagt, kältere Luft und damit eine Abkühlung mit sich. Im Gegensatz dazu sorgt eine Warmfront für einen Temperaturanstieg. Wie aber kann es zu dem scheinbaren Paradoxon kommen, dass es trotz einer Kaltfront wärmer wird?

Ein gutes Beispiel hierfür waren die vergangenen Tage: Zum Ende der Woche war ein Hochdruckgebiet in Deutschland wetterbestimmend. Wie in mehreren Artikeln schon häufiger erklärt, bedeutet Hochdruck im Winter für das Flachland aber häufig nicht nur eitel Sonnenschein, sondern oft zähes Nebel- und Hochnebelgrau.

Oben hui, unten pfui

So auch am am vergangenen Freitag, wo weite Teile Deutschlands unter einer grauen Hochnebeldecke lagen, während auf den Bergen die Sonne von einem meist wolkenlosem Himmel schien. Während es auf den Bergen verhältnismäßig mild war, gab es im Dauergrau oft nur Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Dabei handelte sich um eine sogenannte Inversion, sprich in den Niederungen war es kälter als auf den Bergen. Dies ist gleichzeitig auch der Grund, warum maskierte Kaltfronten fast ausschließlich in den Herbst- und Wintermonaten auftreten: Durch die langen Nächte und der damit verbundenen starken Auskühlung, bildet sich eine bodennahe flache Kaltluftschicht, die durch die schwache Sonneneinstrahlung im Winter nicht mehr ausreichend erwärmt werden kann.

Von der im Grunde eigentlich vorherrschenden milden Luftmasse profitieren also nur die Berglagen, die aus dieser bodennahen Kaltluftschicht herausragen. Zieht nun aber, wie am vergangenen Samstag, eine Kaltfront auf, wird diese Inversionswetterlage beendet und es treten wieder "normale Temperaturverhältnisse" auf, sprich es wird mit der Höhe kälter.

In den Hochlagen und damit im größten Teil der Troposphäre, wird es mit der Kaltfront ja tatsächlich kälter. Nur in den Niederungen, wo die meisten Menschen leben, wird es dagegen wärmer, weil durch die Kaltfront die bodennahe Kaltluftschicht ausgeräumt und damit die Inversion beendet wird.

Maskierte Kaltfront: Im Flachland wärmer, auf den Bergen kälter

Dies führte zum Beispiel im Nordwesten Deutschlands dazu, dass die Höchsttemperatur am Samstag hinter der Kaltfront deutlich höher war als davor. Am Freitag lag die Höchsttemperatur in Emden nur knapp über dem Gefrierpunkt, hinter der Front am Samstag stieg sie bis zum Abend auf +6 Grad. Die bodennahe kalte Schicht wurde ausgeräumt, stattdessen setzte sich maritime Polarluft durch, die durch den Atlantik und die Nordsee zusätzlich erwärmt wurde.

Anders auf den Bergen: Auf dem Wendelstein (1838m) in den bayerischen Alpen lag die Temperatur am Freitagabend (19.50 Uhr) noch bei für diese Höhenlage sehr milden 3,1 Grad plus und sank bis zum Samstagnachmittag (15.50 Uhr) auf minus 4 Grad. Die Kaltfront führt also nur in den Niederungen zu einem Temperaturanstieg und ist deswegen hier eine "maskierte Kaltfront".