Tief Daniel und seine unfassbaren Regenmengen!
Die Schäden in Griechenland sind verheerend. Die Wassermassen die innerhalb von teils 24 Stunden gefallen sind, sind schier unglaublich. Eine kurze Einordnung,
Um die Lage etwas besser zu erklären, muss man in die Höhe schauen. Genauer gesagt in die Höhenkarte in ca. 5 km Höhe. Dort wird die Höhenströmung deutlich, die ein markantes Feature beinhaltet. Ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa wird durch zwei Tiefs flankiert. Das eine Tief liegt über dem Nordatlantik, das andere südlich von Griechenland. Die Luft strömt um das Hochdruckgebiet. Aus der Form der Höhenströmung erhält diese Wetterlage auch ihren Namen: Omega-Wetterlage.
Dieses blockierende Hoch sorgt dafür, dass die Tiefs um Mitteleuropa gelenkt werden und damit für das sonnige Hochdruckwetter bei uns. Eine weitere Eigenschaft dieser Wetterlage: sie ist sehr stabil. Während bei uns also über längere Zeit wolkenloses und sonniges Wetter vorherrscht, ziehen die Tiefs und ihre Frontensysteme einerseits nicht sehr schnell und andererseits ist ihr Einflussbereich sehr beschränkt. An den Flanken entstehen Unwetter mit hohe Niederschlagssummen.
Erst Spanien, dann Griechenland
So hatte die Omegalage bereits am Wochenende vom 2. bis 3. September in Spanien für heftige Überflutungen gesorgt. Innerhalb weniger Stunden fielen lokal zwischen 50 bis 150 mm Niederschlag. Summen, die vielerorts in Deutschland normalerweise innerhalb eines Monats fallen und nicht an einem Tag.
Das Tief, das für die unglaublichen Summen in Spanien gesorgt hatte, bildete sich erst ab dem 4. September aus. Es wurde auf den Namen Daniel getauft. Das Unwetter bildete sich also aus der Höhenströmung heraus aus. Die besonders hohen Niederschlagssummen haben vielerlei Gründe. Die relative Persistenz sorgte für eine nahezu gleichbleibende Anströmung. Die Niederschläge wurden durch die relativ hohe Temperatur des Mittelmeers (ca. 26 - 29°C) zusätzlich begünstigt, da die darüber liegende Luftschicht sich erwärmen und somit mehr Luftfeuchtigkeit aufnehmen konnte. Lokal sorgten Gebirge durch die Orographie für eine zusätzliche Verstärkung der Niederschläge.
Es war also das Zusammenspiel verschiedener Dinge, die für die unglaublichen Regenmengen gesorgt haben. Tief Daniel entwickelt sich übrigens momentan möglicherweise zu einem Medicane und zieht Richtung Libyen, wo ebenfalls hohe Niederschlagssummen in den kommenden Tagen erwartet werden.
Die Berichte aus Griechenland sind erschreckend. Weite Teile des Landes sind überflutet. Bei den gefallenen Regenmengen aber auch nicht verwunderlich. Verbreitet fielen in einem Gebiet zwischen Thessaloniki und Athen 300 mm an einem Tag.
Lokal fiel vereinzelt deutlich mehr. Erwähnt sei hier die Station Zagora, wo 900 mm fielen, davon 528 mm innerhalb von nur zehn Stunden. Die Station meldete aber ab einem gewissen Zeitpunkt keine Daten mehr. Eine genaue Einordnung steht also noch aus, wenn dies überhaupt möglich ist. Als Einordnung zur gefallenen Regenmenge: Berlin hat eine mittlere Jahresniederschlagssumme von rund 580 mm.
Einfluss der Klimaerwärmung
Blicken wir auf eine kurze Einordnung zum Ereignis und der anthropogenen Klimaerwärmung, auch wenn sich die Attributionsforschung damit sicher in Zukunft detaillierter beschäftigen wird. Obwohl eine Studie besagt, dass Omegalagen wie die jetzige im September in einem Zeitraum von 1990 bis 2019 abgenommen haben, spielt die Meerestemperatur eine nicht unwesentliche Rolle, denn dadurch wird unter anderem der Treibstoff für die immensen Regensummen geliefert.
Die Wasseroberflächentemperatur des Mittelmeers ist seit den 1980ern ungefähr um ein Grad gestiegen. Damit wird auch die Luftschicht über dem Mittelmeer wärmer und kann somit mehr Wasserdampf aufnehmen, welcher wieder als Niederschlag fallen kann. Das heißt, selbst wenn im September diese Wetterlagen seltener werden, ist anzunehmen, dass sofern diese Wetterlagen entstehen die Niederschläge intensiver ausfallen werden.