Temperaturrekord im Ozean: Darum sind Experten über die Werte des Jahres 2023 beunruhigt! Wilde Hurrikan-Saison erwartet
Die Ozeane werden immer wärmer. Das Jahr 2023 war das wärmste je gemessene Jahr – zum zehnten Mal in Folge. Während Forscher noch um Erklärungen ringen, häufen sich die Anzeichen für eine ausgedehnte Hurrikane-Saison. Selbst die Meeresströmungen könnten unter der Hitzewelle leiden.
Im letzten Jahr waren die Ozeane wesentlich wärmer als sonst. Der Januar 2024 war der wärmste je gemessene Januar. Die Temperaturen waren nur geringfügig niedriger als im August 2023 – der wärmste Monat für Ozeane jemals. Das gilt auch für die Temperaturen der Meeresoberfläche, ebenfalls die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1980er Jahren, und das sogar zum zehnten Mal in Folge.
"Es ist ziemlich beängstigend", so Rob Larter, Meereswissenschaftler in Cambridge, England. "Wir sind es gewohnt, die Dinge ziemlich gut im Griff zu haben. Aber im Moment hat man den Eindruck, dass die Dinge sich weiter und schneller entwickelt haben, als wir erwartet haben. Das ist eine unangenehme Situation für einen Wissenschaftler."
Die weltweite Meereisbedeckung lag 2023 weit unter dem Durchschnitt: Mit 6,90 Millionen Quadratmeilen war sie die siebtkleinste in der 46-jährigen Aufzeichnung. Die Ausdehnung des arktischen Meereises war hingegen nur knapp unter dem Durchschnitt, während die Ausdehnung des antarktischen Meereises deutlich unterdurchschnittlich war, der fünfkleinste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Doch was ist der Grund für die Rekordtemperaturen im Wasser? Der Haupttreiber dürfte die globale Erwärmung sein, bei Temperaturen von mittlerweile mehr als 1,5 Grad Celsius höher als vor dem Industriezeitalter. Dazu kommt, dass die El-Niño-Bedingungen, die im Juni 2023 auftraten, auch im Januar angehalten haben. Doch bisher gibt es keine handfeste wissenschaftliche Erklärung für die Wärmespitzen.
Eine mögliche Ursache könnte zum Beispiel die Reduktion der Luftverschmutzung sein. So wurde etwa 2020 eine neue Regelung beschlossen, nach der die Menge an Schwefeldioxid im Treibstoff von Containerschiffen begrenzt wurde. Durch die Verringerung von Teilchen in der Luft konnte mehr Sonnenstrahlung auf die Erde treffen, was wiederum zur Erwärmung beitrug.
Dazu kommen komplexe Feedbackschleifen in den Wettermustern der Erde. Zum Beispiel war der Himmel über dem Nordatlantik letztes Jahr unüblich klar, wodurch die Wolken das Sonnenlicht nicht reflektieren konnten, sondern es ungebremst auf Erd- und Meeresoberfläche traf. Zudem gab es auch ungewöhnlich wenig Wind, weshalb das kältere Wasser aus den tieferen Schichten des Ozeans nicht an die Wasseroberfläche gewirbelt wurde, so Matthew England.
In nächster Zeit könnten die warmen Wassermassen im Atlantik eine starke und ausgedehnte Hurricane-Saison antreiben, sagt McNoldy. "Verglichen mit anderen bedeutenden Hurricane-Saisons ist es dieses Jahr zu dem Zeitpunkt sogar schon weit wärmer", sagt er. Auch wird erwartet, dass sich das arktische Meereis reduziert.
Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Abschmelzen der Gletscher und dem Einströmen von mehr Süßwasser in den Atlantik eine wichtige Meeresströmung ins Stocken geraten könnte, was zu drastischen Veränderungen der globalen Wettermuster führen könnte, beispielsweise zu einem raschen Rückgang der Temperaturen in Europa.
McNoldy sagte, man könne momentan noch nicht sagen, ob die derzeitige Hitzewelle das Anfangsstadium eines solchen Wandels ist. "Ich hoffe, dass es sich nicht um etwas viel Schlimmeres handelt, wie zum Beispiel eine signifikante Veränderung der Meeresströmungen", sagte er. "Das hätte weitaus größere Auswirkungen."