Strommarkt, Stromanbieter, Strompreise – einfach erklärt

Verbraucher haben als einzige Orientierung zum Strompreis in der Regel nur den reinen Wert in Cent, den sie pro Kilowattstunde an ihren jeweiligen Anbieter bezahlen. Wie entsteht dieser Preis? Wer sind die Marktakteure? Wie lässt sich die Preisbildung für Verbraucher in verständlichen Worten darstellen?

Betrachten wir als erstes die Anbieter, denn sie sind das direkte Bindeglied zwischen uns und dem, was aus unsern Steckdosen kommt.

Im Jahr 1998 wurde die EU-Richtlinie zum Elektrizitätsbinnenmarkt in deutsches Recht umgesetzt. Damit wurde der deutsche Strommarkt liberalisiert. Seitdem hat sich die Zahl der Stromanbieter regelmäßig erhöht.

Aktuell gibt es auf dem deutschen Strommarkt ca. 1.200 Stromanbieter inklusive vieler Stadtwerke. Trotz Liberalisierung ähnelt die Struktur der Anbieter einem Oligopol: die großen Energieunternehmen wie E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall Europe dominieren den Strommarkt zu fast 80 Prozent.

Über die Vergleichsportale findet man viele kleinere Stromanbieter sowie die anbietenden Stadtwerke. Zwischen den Markakteuren bestehen mitunter große Unterschiede im Hinblick auf die Endpreise, den Service und auch die Vertragsmodalitäten.

Der Netzbetrieb als Grundlage

Der Netzbetrieb ist für den Stromtransport verantwortlich. Er ist das erforderliche Bindeglied zwischen Stromerzeugern und Stromverbrauchern. Die vorhandenen Netzebenen Höchstspannungsnetz, Hochspannungsnetz, Mittelspannungsnetz und Niederspannungsnetz werden von unterschiedlichen Dienstleistungsunternehmen betrieben. Dabei unterscheidet man zwei Kategorien. Die erste Ebene sind die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion, 50Hertz Transmission, TenneT und TransnetBW. Sie bewirtschaften die 35.000 km an überregionalen Netzen. Die zweite Ebene sind die Verteilernetzbetreiber (VNB), die auf regionaler und lokaler Ebene arbeiten.

Derzeit sorgen 883 VNB dafür, dass der Strom aus Höchstspannungsleitungen sowie von regionalen Produzenten zum im Einzugsbereich liegenden Verbrauchern gelangt. Der Strom fließt über weitverzweigte und engmaschige Netze mit einer Gesamtstromkreislänge von 1.679.000 km.

Allein schon die Länge des Verteilernetzbetriebs erklärt, dass dieser wesentlich kostenintensiver als der Übertragungsnetzbetrieb ist.

Die VNB sind für den einwandfreien Betrieb verantwortlich. Sie müssen ihre Infrastruktur, wie beispielsweise Stromleitungen oder Trafos, kontinuierlich warten und modernisieren. Sie leisten technische Service- und Systemdienste, wie zum Beispiel das Verbinden von Beleuchtungs- und Glasfaserkabeln oder die Einsätze bei Störungen innerhalb des Versorgungsgebietes.

Von der Regelenergie zum Strompreis

Die Regelenergie ist die entscheidende Komponente bei der Stabilität unseres Stromnetzes. Sie definiert sich durch die konstante Einhaltung der Stromfrequenz. Der Wert im Stromnetz muss stets nahe 50 Hz gehalten werden. Nur so kann die Netzstabilität gewährleistet werden.

Unvorhersehbare Ereignisse oder natürliche Fluktuationen, wie zum Beispiel die Einspeisung durch zu viel und zu wenig erneuerbare Energien können dazu führen, dass zu viel oder zu wenig Energie im Netz ist. Damit würde sich die Frequenz erhöhen oder verringern und muss daher ausgeglichen werden.

Positive Regelenergie springt ein, wenn plötzlich mehr Energie benötigt wird, als aktuell vorhanden ist. Dies geschieht durch den Einsatz schnell reagierender Kraftwerke, durch Stromeinkäufe aus dem europäischen Versorgungsnetz oder durch Strom aus Energiespeichern.

Negative Regelenergie wird aktiviert, um überschüssige Energie aus dem Netz zu nehmen. Diese entsteht, wenn die Produktion den Verbrauch übersteigt, also wenn die Sonne zu viel Photovoltaik-Strom produziert oder sich die Windräder zu schnell drehen. Dies würde zu Überlastungen, also zu einer zu hohen Frequenz führen. Daher werden sowohl Windkraftanlagen als auch große Photovoltaikfelder abgeregelt, d.h. vom Netz genommen.

Beide Abweichungen sind der Grund für Schwankungen bei den Preisen der Regelenergie. Die Verfügbarkeit auf Basis der Day-Ahead oder Spot-Preise gestaltet dann den Bezugspreis für die Anbieter.

Die gelegentlich auftretenden hohen Preisspitzen im Regelleistungsmarkt treiben auch Investitionsanreize an. So ermöglichen neue Power-to-Gas-Anlagen, die Strom in Gas umwandeln, auch die Speicherung von überschüssigem Strom.

Auch bereits im Markt existierende Kapazitäten, wie etwa die Bioenergie, erhalten Anreize zum flexiblen Betrieb ihrer Anlagen und können aktiv zur Netzstabilität beitragen und vom Regelenergiemarkt profitieren.

Der verstärkte Ausbau von Batteriespeichern ist essenziell, um Überschüsse aus erneuerbarer Energie effektiv zu managen und abzufedern. Ihre schnelle und flexible Speicherfähigkeit trägt zur Netzstabilität bei, indem sie Lastspitzen abmildern und Energie für Zeiten geringerer Produktion vorhalten.

All diese Technologien sind unerlässlich für die zunehmende Integration der Erneuerbaren im Stromnetz.

Aktuelle Strompreise

Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) hat vor wenigen Tagen die Entwicklung der Großhandelspreise für Strom des Jahres 2024 analysiert.

Die deutschen Strompreise im Großhandel fielen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 16,8 Prozent auf durchschnittlich 7,95 Cent/kWh. Die Preise an der Strombörse liegen trotz des Atomausstiegs im letzten Jahr wieder unter dem Niveau von 2021 (9,66 Cent/kWh). Seinerzeit waren übrigens noch sechs Atomkraftwerke in Deutschland am Netz.

Bitte beachten Sie den Link zu den Zahlen des IWR am Ende dieses Artimkels. DIe Grafik erklärt die jeweiligen Begründungen für die Ausschläge bei den Strompreisen!

Was bedeutet das für Verbraucher?

Leider hat der Strompreis im Großhandel nur wenig mit dem Preis zu tun, den wir Verbraucher an unseren jeweiligen Stromanbieter bezahlen. Wichtig ist aber der Trend nach unten, der auch hoffentlich in diesem Jahr bei den meisten von uns in entsprechend sinkenden Strompreisen ankommen sollte.

Ich habe meinen Strompreis 2024 und 2025 als Vergleich genommen. Mein Tarif basiert auf reinem Ökostrom. Im Jahr 2024 bezahlte ich 37,80 Cent je kWh. Dieser Preis sinkt für das Jahr 2025 um 2,4 Prozent auf 35,40 Cent je kWh. Hier die Übersicht der einzelnen Preisbestandteile:

Ich hoffe, dass dieser Artikel für die notwendige Transparenz des deutschen Strommarktes und dem Zustandekommen der Verbraucher-Strompreise sorgt.

Es ist wichtig, die Preise der einzelnen Anbieter zu vergleichen. Es ist mindestens ebenso wichtig, auch auf die Seriosität der einzelnen Anbieter und die Transparenz der Preiszusammensetzung zu achten.

Link zu den IWR-Daten:

https://www.iwr.de/news/strom-grosshandelspreise-in-deutschland-2024-niedriger-als-2021-mit-sechs-atomkraftwerken-news39000