Fossilien aus der unteren Kreidezeit zeigen, dass männliche Stechmücken ihre Fähigkeit, Blut zu saugen, verloren haben!
Die Entdeckung revolutioniert die Theorie, dass sich nur die Weibchen dieses Insekts von Blut ernähren. Die im Bernstein gefundenen Exemplare könnten der Schlüssel zur Klärung der "Geisterlinie" der Stechmücken sein.
Sie scheinen klein und unbedeutend zu sein, abgesehen von der Lästigkeit, die sie in heißen Sommernächten verursachen. Aber Moskitos gelten als die Tierart, die die meisten Todesfälle und Krankheiten beim Menschen verursacht, weil sie durch ihre Stiche zahlreiche Infektionen übertragen.
Bisher war bekannt, dass nur weibliche Mücken sich von Blut ernähren, einer Substanz, die sie für ihre Fortpflanzungsfunktion benötigen. Um die Entwicklung der Eier zu gewährleisten, werden Proteine und Nährstoffe benötigt, die nicht ausschließlich aus pflanzlichen Quellen gewonnen werden können. Und Blut enthält diese.
Die weibliche Stechmücke, das tödlichste Tier der Welt
Ihre hämatophage Eigenschaft macht die weibliche Mücke zu einem der wichtigsten Vektoren für die Verbreitung von Infektionskrankheiten, wie Dengue, Malaria, Zika-Virus und Gelbfieber. Diese Krankheiten verursachen jedes Jahr etwa 750.000 Todesfälle. Allein an Malaria, die von der Anopheles-Mücke übertragen wird, sterben 600.000 Menschen (vor allem Kinder) und weitere 200 Millionen sind tagelang arbeitsunfähig.
Aufgrund der Ansteckung basiert die Ernährung der männlichen Mücken hauptsächlich auf Zuckerquellen wie Blütennektar, Pflanzensaft und anderen kohlenhydratreichen Flüssigkeiten, die ihnen die Energie liefern, die sie zum Fliegen, zur Fortpflanzung und zur Aufrechterhaltung ihrer Stoffwechselfunktionen benötigen.
Eine Mundstruktur mit sechs kräftigen "Nadeln
Dieser Unterschied in der Nahrungsaufnahme manifestiert sich auch in der Anatomie von Männchen und Weibchen in Bezug auf den Rüssel, die orale Struktur, die für die Nahrungsaufnahme verwendet wird. Während der Rüssel der Männchen nicht stark genug ist, um die Haut zu durchdringen, enthält der Rüssel der Weibchen sechs kräftige Nadeln, mit denen sie das Blut von Lebewesen saugen können.
Zwei dieser "Nadeln" haben eine sehr scharfe, sägeähnliche Struktur, die als Zahnbacken bekannt sind und verwendet werden, um die Lederhaut zu durchstechen. Zwei weitere dienen als Backen, um das Gewebe zu trennen, und eine fünfte Nadel dringt in das Blutgefäß ein und saugt Blut ab.
Um diese Übertragung zu erleichtern, wird mit der sechsten Nadel, dem sogenannten Hypopharynx, der Speichel der Mücke in die Blutbahn ihres Opfers injiziert. Neben den Krankheitserregern enthält dieser Speichel gerinnungshemmende Substanzen, die den Blutfluss erleichtern und damit die Aufnahme beschleunigen. Sie sind offenbar die Ursache für die juckende Haut nach dem Stich.
Männchen aus der frühen Kreidezeit saugten auch Blut
Die Theorie, dass sich aus evolutionärer Sicht nur weibliche Stechmücken von Blut ernähren, wird durch eine kürzlich in der Zeitschrift Current Biology.
Ein Forscherteam hat in zwei männlichen Mücken, die in Bernstein konserviert sind, stechende Mundwerkzeuge mit gezahnten Kiefern entdeckt, die als die ältesten mit einer signifikanten Anzahl von Gliederfüßern gelten. Sie befinden sich im Nahen Osten, genauer gesagt im Libanon.
Dieser Ambar ist etwa 125-135 Millionen Jahre alt und gilt als sehr wertvoll für die Wissenschaft, da er eines der ältesten Ökosysteme der Welt bezeugt.
Nun, die Entdeckung dieser beiden Moskitos aus der Kreidezeit und ihres stechenden und saugenden Mundapparats hat unser Verständnis der Entwicklung der Blutspeisung bei Insekten revolutioniert, indem sie nahelegt, dass die Männchen zu dieser Zeit wahrscheinlich auch Hämatophagen waren, d.h. sie ernährten sich von Blut.
Der Grund, warum sie dieses Verhalten aufgegeben haben, ist noch unbekannt, obwohl die Autoren der Studie spekulieren, dass die Blutproteine die Flug- und Paarungsfähigkeit der kreidezeitlichen männlichen Stechmücken erhöhten.
Die "Geisterlinie" der Stechmücken
Im Jahr 2015 wurde eine Genomstudie durchgeführt, bei der die DNA von Mücken der Gattung Anopheles analysiert wurde. Bei dieser Studie wurde eine interessante Entdeckung gemacht: Es wurden genetische Sequenzen identifiziert, die keiner bekannten Abstammungslinie in der Evolution der Stechmücke entsprechen. Mit anderen Worten: Diese genetischen Segmente scheinen keinen eindeutigen Ursprung in einer der existierenden Mücken zu haben. Daher wurde der Begriff "Geisterlinie" geprägt, um dieses mysteriöse genetische Material zu beschreiben, das keiner bekannten Mückenart direkt zugeordnet werden konnte.
Diese Entdeckung hat das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft geweckt, da sie die Möglichkeit aufwirft, dass es eine evolutionäre Divergenz bei den Stechmücken gab, die bei den heutigen Arten noch nicht entdeckt oder katalogisiert wurde. Weitere Untersuchungen der Fossilien dieser beiden hämatophagen Männchen könnten die Lücke in diesem Phantomstamm der Stechmücken schließen.