Wetterexpertin Kathy Schrey spricht von "Apokalypse" - Verheerende Überschwemmungen fordern über 60 Menschenleben

Spanien wird von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht, die in mehreren Regionen mindestens 63 Menschenleben forderten. Besonders betroffen sind Valencia und Andalusien, wo die Rettungskräfte im Dauereinsatz sind.

Symbolbild, Straße, schlammige Überschwemmungen, Überlauf eines Flusses gesperrt
Symbolbild: Die Straße wurde wegen schlammige Überschwemmungen und den Überlauf eines Flusses gesperrt

Unwetterkatastrophe in Spanien: Sintflutartige Regenfälle fordern Dutzende Todesopfer

Spanien erlebt derzeit eine der schlimmsten Unwetterkatastrophen in seiner jüngeren Geschichte. Besonders betroffen ist die Region Valencia, in der bis zu 62 Menschen durch Überschwemmungen und Starkregen ums Leben gekommen sein sollen.

Die Situation bleibt kritisch, da Unwetterwarnungen weiterhin bestehen und die Rettungskräfte mit schwierigen Bedingungen kämpfen.

Wissenschaftler und Behörden diskutieren zudem verstärkt über die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf diese extremen Wetterereignisse, die immer häufiger auftreten.

Unwetterlage und meteorologische Daten

Seit mehreren Tagen wird Spanien von schweren Unwettern heimgesucht. Die spanische Wetterbehörde AEMET (Agencia Estatal de Meteorología) registrierte außergewöhnlich hohe Regenmengen, besonders entlang der Mittelmeerküste und in den Regionen Valencia, Andalusien und Murcia.

In Teilen Valencias wurde innerhalb von nur 24 Stunden eine Niederschlagsmenge von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter gemessen, was einer durchschnittlichen Monatsmenge entspricht.

Solche Extremniederschläge sind äußerst selten und stellen für diese Region ein Ausnahmeereignis dar,

erklärte ein Sprecher der AEMET. Die Wetterbehörde gab eine rote Wetterwarnung aus und sprach von außergewöhnlichen Niederschlägen, die normalerweise nicht in dieser Intensität auftreten.

Die Meteorologen führen die Regenfälle auf ein besonders energiereiches Tiefdruckgebiet zurück, das sich entlang der spanischen Küste gebildet hat.

In Kombination mit warmen Meerestemperaturen verstärkte sich die Niederschlagsintensität und führte zu einem sogenannten „Cut-Off-Tief“.

Die Behörde AEMET wies darauf hin, dass die Regenfälle innerhalb weniger Stunden zu Überschwemmungen führten, die Flüsse über die Ufer treten und Straßen und Infrastruktur zerstören ließen.

Menschliche Tragödie und Rettungseinsätze

Die heftigen Regenfälle verursachten eine Reihe von tödlichen Unfällen. Besonders tragisch ist die Lage in Valencia, wo die meisten Todesopfer zu beklagen sind.

Regionalpräsident Carlos Mazón sprach von einer „Katastrophe nationalen Ausmaßes“ und rief die Menschen dazu auf, sich in höhergelegene Gebiete zurückzuziehen.

In der nahegelegenen Stadt Albacete in Kastilien-La Mancha werden ebenfalls mindestens sechs Personen vermisst. Rettungskräfte arbeiten rund um die Uhr, um Menschen zu bergen, die in ihren Häusern oder Fahrzeugen eingeschlossen sind.

Die Rettungseinsätze gestalten sich allerdings äußerst schwierig, da viele Straßen unpassierbar sind oder nur per Hubschrauber erreicht werden können.

Die spanische Zentralregierung in Madrid hat eine auf Kriseneinsätze spezialisierte Militäreinheit entsandt.

Über 1.000 Soldaten sind im Dauereinsatz, um die betroffenen Menschen zu evakuieren und beim Aufbau von Notunterkünften zu helfen.

Wir haben ein solches Ausmaß an Zerstörung lange nicht erlebt,

so ein Sprecher der Feuerwehr von Valencia.

Auch in den sozialen Medien nutzen Menschen Plattformen, um Hilferufe abzusetzen, die von den Behörden schnell aufgegriffen und an die Einsatzkräfte weitergeleitet werden.

Zerstörung und Infrastrukturprobleme

Neben der hohen Zahl an Opfern und Vermissten entstanden auch erhebliche Sachschäden. Straßen, Häuser und landwirtschaftliche Flächen in der Region Valencia und in angrenzenden Gebieten wurden überflutet.

Tausende Fahrzeuge, Bäume und Trümmer wurden von den Wassermassen mitgerissen und haben viele Straßen unpassierbar gemacht.

Besonders dramatisch war ein Zwischenfall im Süden Spaniens, bei dem ein Hochgeschwindigkeitszug nahe Málaga entgleiste, da Schlammmassen die Gleise blockierten. Glücklicherweise blieb der Zwischenfall für die knapp 300 Passagiere weitgehend ohne Verletzte.

Der Containerhafen von Valencia wurde vorübergehend geschlossen, ebenso wie der Flughafen der Stadt.

Die örtliche Verkehrsgesellschaft Renfe musste zahlreiche Zugstrecken sperren und gab an, dass Maßnahmen zur Sicherung weiterer Strecken entlang der Küste derzeit höchste Priorität haben.

Die Infrastruktur hat stark gelitten, und es wird einige Zeit dauern, bis die Schäden behoben sind,

erklärte ein Sprecher der Bahngesellschaft.

Wissenschaftliche Einordnung und Klimadiskussion

Experten wie Dr. Santiago Marín vom spanischen Nationalen Zentrum für Umweltforschung betonen, dass extremere Wetterereignisse durch den Klimawandel häufiger werden.

Wärmere Meerestemperaturen führen zu einer erhöhten Verdunstung und zur Bildung von Tiefdruckgebieten, die immense Mengen an Niederschlag mit sich bringen,

erklärte Marín. Klimaforscher argumentieren, dass die warmen Temperaturen des Mittelmeers mitverantwortlich für die Intensität des Sturms sein könnten. Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Euroclima, einer EU-Umweltorganisation, zeigt, dass die Häufigkeit solcher extremen Regenereignisse in Südeuropa mit der Klimaerwärmung zunimmt und dringende Anpassungsmaßnahmen erforderlich macht.

Auch die EU-Umweltschutzorganisation Euroclima unterstrich, dass Städte wie Valencia und Málaga ihre Abwassersysteme und den Hochwasserschutz verbessern müssen, um auf die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Unwetter vorbereitet zu sein.

Internationale Unterstützung und Reaktionen

König Felipe VI. sprach den Angehörigen der Opfer auf der Plattform X sein Beileid aus und nannte das Ereignis eine „nationale Tragödie“.

Die spanische Regierung organisierte im Parlament eine Schweigeminute, während Premierminister Pedro Sánchez seine Besorgnis über die zunehmenden Extremwetterlagen äußerte und weitere Investitionen in den Katastrophenschutz ankündigte.

Mehrere europäische Länder, darunter Frankreich und Portugal, boten bereits Unterstützung in Form von Militär- und Rettungseinheiten an, um die Rettungseinsätze zu unterstützen und dringend benötigte Hilfsgüter bereitzustellen.

Wetterprognosen

Obwohl sich das Schlechtwettergebiet allmählich Richtung Nordosten bewegt, besteht weiterhin die Gefahr von weiteren Regenfällen. Laut AEMET könnten einige Regionen weiterhin von schweren Niederschlägen und Sturmböen betroffen sein, weshalb die Behörde Wetterwarnungen der Stufen Gelb, Orange und Rot für bestimmte Küstengebiete aufrechterhält.

Die Lage bleibt angespannt, und wir rechnen mit weiteren Überflutungen in besonders betroffenen Regionen,

so ein Sprecher der AEMET. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Situation frühestens am Donnerstag entspannen könnte.