Kein Sommerwetter! Wie passt das mit dem Klimawandel zusammen?

Sommer, Sonne, Sonnenschein und Hitze sind derzeit kein Thema beim Wetter in Deutschland. Stattdessen ist es kühl und vielerorts fallen die Sommerferien hierzulande buchstäblich ins Wasser. Doch wie passt das mit der voranschreitenden Klimaerwärmung zusammen?

Regenwetter
Trotz der Klimakrise ist der Sommer in Deutschland zurzeit regnerisch und kühl

Immer wieder mal wird man in diesen Tagen als Meteorologe mit der Frage konfrontiert, wo denn nun der Klimawandel angesichts des kühlen und verregneten Sommers sei. In den sozialen Medien nutzen Klimaskeptiker und ahnungslose Politiker die Gunst der Stunde, um scheinbar Entwarnung zu geben, was die Dramatik der fortschreitenden Erderwärmung betrifft.

Wetter und Klima

Schon häufig erwähnt, aber immer noch gerne durcheinander gebracht, werden die Begriffe Wetter und Klima. Deshalb noch einmal kurz zur Erläuterung: Das Wetter findet hier und jetzt statt. Es ist also der Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Das Wetter spüren wir folglich unmittelbar und wenn wir auf einer Grillparty frieren und es regnet, stört uns dieses Wetter, aber nicht das Klima!

Klima ist hingegen die Mittelung des Wetters über einen Zeitraum von 30 Jahren. Dieser Zeitraum ist lang genug, um statistisch vernünftige Trendaussagen machen zu können. Wichtig ist dabei auch der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Betrachten wir 30 Jahre nur an einem Ort, so können wir nur für diesen Ort das Klima ermitteln. Nehmen wir dagegen eine Region, lässt sich eine Aussage über das Klima in Deutschland, Europa oder Australien machen und weltweit betrachtet bekommen wir einen Einblick in das globale Klima.

Mit diesem Grundwissen erkennt man in der Überschrift dieses Artikels schon den Fehler im System: Sommerwetter versus Klimawandel! Wir vergleichen also das aktuelle Wetter in einem bestimmten Zeitraum in diesem Sommer (Witterung!) mit einer Veränderung des Klimas, welches über einen sehr langen Zeitraum gemessen und verglichen wird!

Ein weiterer Fehler liegt in der regionalen Betrachtungsweise, hier Deutschland. Ein Blick über den Tellerrand würde uns zum Beispiel die extreme Hitzewelle in den vergangenen Wochen am Mittelmeer oder in anderen Teilen der Erde zeigen. Eine Phase zu kühlem, aber auch zu warmem, zu trockenem oder zu nassem Wetter ist noch kein Klima.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eine Klimaänderung kann nicht anhand einzelner Wetter-Episoden bemessen werden. Dabei gilt eine Klimaperiode von 30 Jahren. Innerhalb dieser Periode gibt es von Jahr zu Jahr und Monat zu Monat große Schwankungen. Das war immer schon so und wird auch in Zukunft so bleiben! Das Wetter unterliegt in unseren Breiten einer riesengroßen Variabilität.

Eine einzelne zu kühle Witterungsphase ist somit überhaupt nicht repräsentativ für die Klimaentwicklung. Die Charakteristik einer Klimaveränderung lässt sich dagegen beim Vergleich verschiedener Klimaperioden feststellen: Das Jahresmittel der Lufttemperatur ist im Flächenmittel von Deutschland von 1881 bis 2021 statistisch gesichert um 1,6°C angestiegen. Die fünf wärmsten Jahre seit 1881 in Deutschland sind nach dem Jahr 2000 aufgetreten.

Hitzetage nehmen zu, Eistage nehmen ab

Die Anzahl der Hitzetage (Tagesmaximum der Lufttemperatur mindestens 30 °C) haben sich laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) - über ganz Deutschland gemittelt - seit den 1950er Jahren von etwa drei Tagen pro Jahr auf derzeit durchschnittlich neun Tage pro Jahr verdreifacht. Auch markante Hitzeperioden nahmen in diesem Zeitraum sowohl in der Häufigkeit als auch in der Intensität zu. Demgegenüber nahm die mittlere Anzahl der Eistage (Tagesmaximum der Lufttemperatur unter 0°C) im gleichen Zeitraum von 28 auf 19 Tage pro Jahr ab.

Übrigens: Der Juli 2023 war in Deutschland mit 18,7°C immer noch 1,8 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Selbst im Vergleich zur aktuelleren und wärmeren Klimaperiode 1991-2020 war der diesjährige Juli noch 0,4°C zu warm. Entscheidend dafür war die von vielen schon vergessene heiße Hochsommerphase zu Beginn des Monats mit bis zu 38,8°C an einer Station südlich von Nürnberg. Global war der Juli 2023 sogar der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen!

Zum Schluss noch die gute Nachricht für alle Sommer-, Sonne- und Wärmeliebhaber: Ab Mitte nächster Woche deutet sich auch in Deutschland ein Sommer- Comeback mit viel Sonne und hochsommerlichen Temperaturen an, wie man am Trend für Freiburg im Breisgau schön erkennen kann. Details bleiben natürlich noch abzuwarten.