Der viele Schnee auf den Alpengletschern ist Geschichte: Saharastaub und Wärme beschleunigen die rasante Schmelze
Selten lag in den Hochlagen der Alpen im Frühjahr so viel Schnee wie in diesem Jahr. Davon profitierten auch die Gletscher mit einem riesigen Schneepolster, doch inzwischen ist davon nur noch wenig übrig. Neben der Wärme spielt auch Saharastaub eine entscheidende Rolle.
In mehreren Artikeln habe ich auf die großen Schneemengen in den Hochlagen der Alpen in diesem Frühjahr hingewiesen. Das gesamte Winterhalbjahr war in den Alpen ausgesprochen niederschlagsreich und das Frühjahr zudem verhältnismäßig kühl.
Der vergangene Winter war zwar ausgesprochen mild, für die Hochlagen der Alpen reichte es aber natürlich trotzdem für Schnee. "Oben hui, unten pfui" beschrieb die Schneelage im letzten Winter gut: Unterhalb von 1500 Metern lag nur wenig und selten Schnee, da die Niederschläge immer wieder auch als Regen fielen, darüber lag überdurchschnittlich viel Schnee.
Kühles Frühjahr mit viel Schnee
Das Frühjahr setzte den Niederschlagstrend fort, so dass es in den Gipfellagen der Alpen immer wieder zu neuen Schneefällen kam. Davon profitierten natürlich auch die Gletscher, die ein im Vergleich zu den vergangenen Jahren enormes Schneepolster auf ihrem Eis aufbauen konnten. Der Schnee schützt das Eis des Gletschers vor dem Abschmelzen.
Noch im Mai türmten sich auf den Alpengletschern zwischen 3 und 7 Meter Schnee. Auch der Juni war verhältnismäßig kühl, so dass sich das Tauwetter in den Hochlagen und auf den Gletschern in Grenzen hielt. Es lag im Schnitt rund 30 Prozent mehr Schnee als in durchschnittlichen Jahren.
Die Voraussetzungen für ein gutes Gletscherjahr waren also so gut wie lange nicht mehr, auch wenn es aufgrund des fortschreitenden Klimawandels nur eine kleine Atempause für das Gletscherschmelzen bedeutet hätte. Der Trend zum weiteren Abschmelzen der Alpengletscher wird auch bei ambitioniertem Klimaschutz noch lange weitergehen!
Der Juli sorgte dann aber doch noch dafür, dass es dem vielen Schnee mächtig an den Kragen ging. Das lag einerseits an der vielen Sonne und der wieder großen Wärme und andererseits an den großflächigen Ablagerungen von Saharastaub auf dem Schnee. Das habe ich schon beim Besuch auf der Timmelsjoch-Hochalpenstraße (2474m) Ende Juni diesen Jahres eindrucksvoll dokumentiert.
Die Folgen dieser Staubablagerungen sind gravierend: Sie fördern die Schneeschmelze und tragen zur negativen Bilanz trotz der reichlichen Schneefälle im Frühjahr bei. Der Grund liegt darin, dass "schmutziger" Schnee mehr Sonneneinstrahlung absorbiert, während "sauberer" weißer Schnee einen Großteil der Einstrahlung reflektiert.
Mehr als 3 Meter Schnee weggetaut
Mittlerweile sind im Juli mehr als 3 Meter Schnee abgetaut und die Alpengletscher unterhalb von etwa 3000 Meter Höhe wieder schneefrei. Es fehlten auch die so wichtigen Sommer-Schneefälle in den Gipfellagen. Damit beginnt jetzt das Abtauen des Eises und ein weiteres Verlustjahr ist trotz der guten Ausgangsbedingungen nicht mehr abzuwenden.
Ganz so schlimm wie in den beiden Hitzesommern der vergangenen Jahre wird es in diesem Jahr aber wohl nicht. Da haben die Gletscher in der Schweiz insgesamt 10 Prozent an Masse verloren! Je nach weiterem Witterungsverlauf in diesem Sommer werden die Gletscher in diesem Jahr voraussichtlich zwischen 1 und 3 Prozent an Masse verlieren und das trotz des enorm vielen Schnees in den Hochlagen der Alpen im Winter und Frühjahr.