Sargassum wird zum Superkraftstoff: Barbados erfindet das erste Auto, das mit Algen fährt!

Barbados hat das weltweit erste Bio-CNG-Fahrzeug vorgestellt, das mit Sargassum-Seetang, Abwasser aus Rumdestillerien und Schafsmist betrieben wird, und setzt damit einen wegweisenden Akzent für erneuerbare Energie in der Karibik.

Karibischer Strand auf der Atlantikseite mit Sargassum-Algen
Karibischer Strand auf der Atlantikseite mit Sargassum-Algen

Ein Meilenstein in der erneuerbaren Energietechnologie: Das weltweit erste Bio-CNG-Fahrzeug aus Barbados

Barbados hat kürzlich ein bahnbrechendes Projekt vorgestellt, das die Nutzung erneuerbarer Energien auf ein neues Niveau hebt. Auf der Guinea Plantation in St. John wurde das weltweit erste Fahrzeug präsentiert, das mit Bio-CNG (komprimiertem Biogas) betrieben wird.

Dieser innovative Kraftstoff wird aus Sargassum-Algen, Abwasser von Rumdestillerien und dem Dung indigener Schafe gewonnen. Die Einführung wurde von Energie-Ministerin Lisa Cummins geleitet, die das Projekt als Vorbild für die Region und darüber hinaus lobte.

Die Herausforderung: Sargassum-Invasionen

Seit über einem Jahrzehnt kämpft die Karibik mit einem Umweltproblem von enormem Ausmaß: Massen von Sargassum-Seetang werden von Meeresströmungen an die Küsten geschwemmt.

Diese invasive Alge bedeckt die Strände der Region, setzt beim Verrotten Schwefelwasserstoff frei und schädigt sowohl die Gesundheit der Bewohner als auch den Tourismus, der eine der zentralen Einnahmequellen der Karibik darstellt. Zusätzlich werden heimische Tierarten wie Meeresschildkröten bedroht, die in den dichten Algenmassen gefangen werden.

Barbados, dessen Wirtschaft stark vom Tourismus abhängt, erklärte 2018 die Sargassum-Problematik zum nationalen Notstand.

Ein Jahr später begannen Wissenschaftler der Universität der Westindischen Inseln (UWI) am Campus Cave Hill mit intensiver Forschung, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Hierbei entstand die Idee, Sargassum in eine Ressource für erneuerbare Energie umzuwandeln.

Die Technologie hinter Bio-CNG

Das Herzstück des Projekts ist die anaerobe Vergärung – ein biologischer Prozess, bei dem organisches Material wie Algen in einer sauerstofffreien Umgebung abgebaut wird. Dabei entsteht Methan, das als Hauptbestandteil des Biogases genutzt wird.

Die Forscher der UWI kombinierten Sargassum mit Abwasser aus lokalen Rumdestillerien und dem Dung der schwarzen Barbados-Schafe. Letzterer enthält Bakterien, die den Gärungsprozess beschleunigen.

Dr. Legena Henry, Ingenieurin und Dozentin an der UWI, leitete das Forschungsteam. Ursprünglich untersuchten sie die Nutzung von Zuckerrohr als Rohstoff, stellten jedoch fest, dass die Menge nicht ausreichte, um den Energiebedarf zu decken. Stattdessen rückte Sargassum in den Fokus. Eine ihrer Studentinnen, Brittney McKenzie, schlug vor, die riesigen Mengen Seetang von den Stränden zu nutzen, was die Grundlage für das heutige Verfahren bildete.

Die Forschungen führten zu einer patentierten Formel, die optimale Ergebnisse für die Biogasproduktion liefert.

Laut den Wissenschaftlern ist die Umrüstung eines Autos auf Bio-CNG in nur vier Stunden möglich und kostet etwa 2.500 US-Dollar.

Die Präsentation des ersten Bio-CNG-Fahrzeugs

Das erste Fahrzeug, das mit diesem Biokraftstoff betrieben wird, ist ein Nissan Leaf, der vom Caribbean Centre for Renewable Energy and Energy Efficiency (CCREE) zur Verfügung gestellt wurde. Das Fahrzeug trägt die Aufschrift „Runs on Sargassum“ und wurde bei seiner Vorstellung von den Anwesenden mit großem Applaus gefeiert. Ministerin Lisa Cummins betonte die Bedeutung dieses Durchbruchs nicht nur für Barbados, sondern für die gesamte Karibik. Sie sagte:

Barbados hat eine Technologie entwickelt, die das Potenzial hat, den gesamten karibischen Raum zu revolutionieren.

Cummins hob hervor, dass Barbados mit dieser Innovation seine Führungsrolle im Bereich erneuerbarer Energien untermauert. Sie rief dazu auf, diese Entwicklung als Chance für die Diversifizierung der Energiequellen in der Region zu sehen.

Traditionell setzt die Karibik vor allem auf Solarenergie. Dieses Projekt zeigt jedoch, dass auch unkonventionelle Quellen wie Sargassum einen bedeutenden Beitrag leisten können.

Positive Auswirkungen und zukünftige Perspektiven

Das Projekt bietet zahlreiche Vorteile:

Erstens hilft es, die Strände von Sargassum zu befreien und so den Tourismus zu schützen.

Zweitens reduziert es die Gesundheitsrisiken durch die Freisetzung von Schwefelwasserstoff. Drittens verringert es die Abhängigkeit von teuren, importierten fossilen Brennstoffen, die die Wirtschaft der Region stark belasten.

Langfristig plant das Team, die Biogasproduktion auszuweiten:

Ziel ist es, größere Produktionsanlagen zu errichten und die Technologie auf andere karibische Länder zu übertragen. Das Team strebt an, bis zu 300 Taxis in Barbados mit Bio-CNG zu betreiben. Hierfür werden Investitionen in Höhe von 7,5 Millionen US-Dollar benötigt.

Die Forschungen an der UWI sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Neben der Nutzung als Kraftstoff untersuchen die Wissenschaftler auch andere Anwendungsmöglichkeiten für Sargassum, wie die Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Internationale Anerkennung und Unterstützung

Das Projekt hat internationale Aufmerksamkeit erregt. Es wurde auf einer Nebenveranstaltung der UN-Generalversammlung 2019 in New York vorgestellt, wo es großes Interesse weckte. Nach der Rückkehr nach Barbados erhielt das Team zahlreiche Glückwünsche, darunter ein Angebot der Blue Chip Foundation, 100.000 US-Dollar für die Umsetzung bereitzustellen.

Laut Dr. Henry könnte die Technologie auch in anderen Regionen eingesetzt werden, die von Sargassum betroffen sind, etwa in Westafrika, Südamerika und Florida. Sie betonte, dass die Karibik mit dieser Innovation nicht nur eine regionale, sondern auch eine globale Vorreiterrolle übernehmen könne. „Diese kleinen Inseln haben Technologie geschaffen, die der ganzen.

Die Umwandlung von Sargassum in eine nachhaltige Energiequelle ist nicht nur eine Lösung für die Umweltprobleme der Karibik, sondern auch ein Modell für andere Regionen. Es beweist, dass selbst kleine Länder mit begrenzten Ressourcen eine bedeutende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen können.

Die Einführung des weltweit ersten Bio-CNG-Fahrzeugs ist ein Beispiel dafür, wie regionale Probleme durch kreative Lösungen gemeistert werden können. Ministerin Cummins formulierte es treffend: „Barbados hat gezeigt, dass wir mehr sind als nur ein kleiner Punkt auf der Weltkarte. Wir sind ein Beispiel für Innovation und Anpassungsfähigkeit