Rekordregen und Zerstörung: Zyklon Hyacinthe 1980 – Die vergessene Katastrophe, die Réunion unter Wasser setzte
Vor 45 Jahren erlebte die Insel Réunion eine beispiellose Naturkatastrophe: Zyklon Hyacinthe brachte Rekordniederschläge und verheerende Zerstörungen.
Im Januar 1980 wurde die idyllische Insel Réunion im Indischen Ozean von einer Naturgewalt heimgesucht, die ihresgleichen sucht. Zyklon Hyacinthe, der am 15. Januar entstand, entwickelte sich schnell zu einem der verheerendsten Stürme der Geschichte. Mit einer chaotischen Zugbahn umkreiste er die Insel mehrfach und brachte dabei sintflutartige Regenfälle mit sich. Innerhalb von nur 15 Tagen, vom 14. bis 28. Januar, fielen am Commerson-Krater unglaubliche 6.083 mm Niederschlag – ein bis heute ungebrochener Weltrekord. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem Zehnfachen des durchschnittlichen Jahresniederschlags in Deutschland.
Die katastrophalen Folgen
Die Auswirkungen auf Réunion waren katastrophal. Nahezu die gesamte Insel wurde von Extremregen getroffen, was zu verheerenden Überschwemmungen führte. Straßen wurden weggespült, Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten und unzählige Erdrutsche verwüsteten die Landschaft. Insgesamt wurden rund 2.000 Häuser beschädigt oder zerstört, und die landwirtschaftlichen Flächen der Insel erlitten massive Verluste. Die Bananen-, Mango- und Avocado-Plantagen wurden nahezu vollständig vernichtet, und etwa 1.000 Rinder kamen ums Leben. Der Gesamtschaden belief sich auf schätzungsweise 167 Millionen US-Dollar, und tragischerweise verloren 25 Menschen ihr Leben.
Warum war Hyacinthe so außergewöhnlich?
Doch was machte Hyacinthe so außergewöhnlich? Neben den rekordverdächtigen Regenmengen war es vor allem die ungewöhnliche Zugbahn des Zyklons. Anstatt wie die meisten tropischen Wirbelstürme eine relativ gerade Route zu verfolgen, führte Hyacinthe mehrere Schleifen und kehrte mehrfach in die Nähe von Réunion zurück. Diese Bewegung, kombiniert mit der orografischen Verstärkung – bei der feuchte Luftmassen auf die bergige Topografie der Insel treffen und abregnen –, führte zu den extremen Niederschlagsmengen. Einige Orte meldeten innerhalb von nur 12 Stunden über 1.000 mm Regen.
Infrastruktur am Rande des Kollapses
Die Infrastruktur der Insel litt enorm unter den Folgen. Etwa die Hälfte des Straßennetzes wurde beschädigt, und drei Dörfer waren zeitweise vollständig isoliert. Rettungskräfte mussten per Hubschrauber Lebensmittel und Hilfsgüter in die abgeschnittenen Gebiete bringen. Die Strom- und Wasserversorgung brach in vielen Teilen der Insel zusammen, und etwa 30 % der Telefonverbindungen fielen aus. Die Bewohner standen vor der gewaltigen Aufgabe, ihre Heimat wieder aufzubauen und sich von den verheerenden Verlusten zu erholen.
Die Lehren aus der Katastrophe
Heute, 45 Jahre nach dieser Tragödie, erinnert man sich auf Réunion noch immer an die zerstörerische Kraft von Zyklon Hyacinthe. Er dient als Mahnung an die unberechenbare Macht der Natur und die Notwendigkeit, stets vorbereitet zu sein. Die Ereignisse von damals haben die Insel geprägt und das Bewusstsein für die Gefahren tropischer Wirbelstürme geschärft.