Polarwirbel-Prophezeiungen: Wie Möchtegern-Experten ohne Abschluss jeden Winter den Kälteschock voraussagen

Jedes Jahr dasselbe Spiel: Kaum fallen die Temperaturen, kommen angebliche Experten aus ihren Löchern und warnen vor einem bevorstehenden Wintereinbruch wegen des Polarwirbels. Doch was steckt wirklich dahinter?

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Wehe wenn der Polarwirbel mal wieder in den Medien zuschlägt. Was hat es damit auf sich und was ist das eigentlich genau?


Die Vorhersagen um den Polarwirbel klingen in den Medien oft dramatisch: Der große Wintereinbruch steht bevor, die Temperaturen stürzen ab, und wir sollen uns auf Schneechaos einstellen. Der Polarwirbel, dieser mysteriöse „Kältebringer“, wird in den Schlagzeilen als das ultimative Instrument zur Wintervorhersage präsentiert. Doch was genau ist der Polarwirbel, und wie zuverlässig sind solche Prognosen für Deutschland?

Der Polarwirbel ist ein zirkuläres Wettersystem, das in den Wintermonaten über den Polargebieten der nördlichen Hemisphäre auftritt. Es besteht aus kalter, dichter Luft, die in großen Höhen zirkuliert und normalerweise durch starke Winde „eingeschlossen“ bleibt. Wenn der Polarwirbel stark ist, bleibt die Kälte am Pol gefangen, wenn er jedoch schwächer wird, kann es passieren, dass kalte Luftmassen in Richtung Europa – und damit auch nach Deutschland – abwandern. So weit, so simpel.

Doch was die vermeintlichen Experten allzu gerne verschweigen: Der Polarwirbel ist ein komplexes System, das sich nicht so einfach vorhersagen lässt. Ein schwacher Polarwirbel bedeutet nicht automatisch einen eisigen Wintereinbruch in Deutschland.

Schlechte Nachrichten für die Kälte-Propheten: Der Polarwirbel ist nicht der einzige Faktor

Die einfache Wahrheit ist, dass der Polarwirbel zwar einen Einfluss auf das Wetter hat, aber keineswegs der einzige Faktor ist, der das Winterwetter bestimmt. Andere Einflüsse, wie der Jetstream, die Nordatlantische Oszillation (NAO) und auch kurzfristige meteorologische Entwicklungen, spielen eine ebenso wichtige Rolle. Wenn jemand also behauptet, allein anhand des Polarwirbels eine exakte Vorhersage für Deutschland zu treffen, handelt es sich meist um heiße Luft – oder um Clickbait.

Die Atmosphäre ist ein viel zu komplexes System, um sich bei winterlichen Prognosen allein auf den Polarwirbel zu verlassen. Es klickt aber halt jedes Mal sehr schön.

Besonders fragwürdig wird es, wenn solche Experten keinerlei meteorologische Ausbildung haben, aber trotzdem mit Begriffen um sich werfen, die sie vielleicht selbst nicht ganz verstehen. Es reicht eben nicht, ein paar Modelle auf Google zu durchforsten und daraus eine Sensationsmeldung zu stricken. Leider hält das viele selbsternannte Wettergurus nicht davon ab, die alljährliche „Polarwirbel-Panik“ zu verbreiten.

Die Wahrheit hinter der Kälte-Angstmacherei

Es gibt zwar Fälle, in denen ein gestörter Polarwirbel zu einem sogenannten „Kälteausbruch“ führen kann. Ein prominentes Beispiel ist der Winter 2013/2014, als die USA unter extremen Temperaturen litten, die bis zu -30 Grad Celsius erreichten. Doch solche Extremereignisse sind selten und schwer vorherzusagen – und sie betreffen nicht automatisch Europa oder Deutschland.

Die Wissenschaftler, die sich ernsthaft mit diesen Themen beschäftigen, geben in der Regel keine alarmierenden, drastischen Vorhersagen heraus. Stattdessen arbeiten sie mit Wahrscheinlichkeiten und Modellen, die komplexer sind als das einfache „Polarwirbel schwach = Wintereinbruch“. Wenn also jemand allzu selbstbewusst einen „Polarwirbel-Winter“ ankündigt, lohnt es sich, genauer hinzusehen: Wie oft lagen diese Propheten in der Vergangenheit richtig? Spoiler: Meistens nicht!

Was wirklich hinter den Prognosen steckt: Viel Lärm um nichts?

In Wahrheit ist die Wettervorhersage, insbesondere für den Winter, extrem schwierig. Selbst die besten Meteorologen können nicht genau vorhersagen, ob und wann ein extremer Wintereinbruch kommt. Das Wetter ist ein chaotisches System mit unzähligen Variablen, die zusammenwirken. Auch der Jetstream, also die Luftströmungen in der Atmosphäre, spielt eine entscheidende Rolle bei der Verteilung von Kalt- und Warmfronten.

Wenn der Polarwirbel schwächer wird, kann das dazu führen, dass Kaltluft nach Süden abfließt, aber das ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Das heißt: Es gibt keine Garantie für einen schneereichen Winter, nur weil der Polarwirbel sich verändert. Andere Phänomene wie La Niña oder El Niño können ebenfalls das Wetter beeinflussen – und diese werden von den Möchtegern-Experten oft komplett ignoriert.

Die "Experten" ohne Abschluss: Hauptsache Drama

Was haben diese selbsternannten Wettergurus gemeinsam? Sie treten oft in sozialen Netzwerken oder auf unseriösen Wetterseiten auf, geben sich den Anschein von Seriosität, obwohl sie weder eine meteorologische Ausbildung noch fundierte wissenschaftliche Kenntnisse haben. Oft haben sie nicht einmal ein Diplom oder einen Uniabschluss, geschweige denn einen Master oder Bachelor in einem relevanten Fach. Aber mit der richtigen Rhetorik und einer Portion Dramatik schaffen sie es, ihre Vorhersagen in den Köpfen der Menschen zu verankern – und sorgen damit für Klicks und Aufmerksamkeit.

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Die seriösen Wettertrend deuten auch in diesem Jahr wieder auf einen eher milden Winter hin.

Diese Taktik funktioniert: Die Menschen haben ein natürliches Interesse am Wetter, und die Aussicht auf einen harten Winter ist ein sicherer Klickgarant. So entsteht ein Kreislauf: Jedes Jahr gibt es neue „Schock-Winter“-Meldungen, basierend auf vermeintlich wissenschaftlichen Grundlagen, die aber bei genauerem Hinsehen ziemlich dünn sind.

Fazit: Vorsicht bei den „Polarwirbel“-Schreiern

Der Polarwirbel ist ein faszinierendes meteorologisches Phänomen, das durchaus Einfluss auf das Wetter haben kann. Aber die Behauptung, dass man damit jedes Jahr präzise Wintereinbrüche in Deutschland vorhersagen kann, ist schlichtweg unseriös. Wer solche Vorhersagen macht, ohne fundierte Kenntnisse und ohne wissenschaftliche Basis, ist nichts anderes als ein Scharlatan.

Also, beim nächsten Mal, wenn wieder ein „Experte“ den harten Winter ankündigt: Einfach mal innehalten und sich daran erinnern, dass Wettervorhersagen alles andere als einfach sind – und dass nicht jeder, der laut „Polarwirbel“ schreit, wirklich weiß, wovon er spricht.