Nordatlantik weiterhin so heiß wie nie zuvor! Was sind die Folgen?

Nicht nur über Land kann es Hitzewelle geben, sondern auch in den Ozeanen. Der Nordatlantik erfährt bereits seit dem Frühjahr eine Solche und pulverisiert mit seiner Oberflächentemperatur alle jemals gemessenen Rekordwerte. Ein genauerer Blick zeigt: Auch die restlichen Ozeane sind überdurchschnittlich warm. Wir zeigen mögliche Ursachen auf und diskutieren die Auswirkungen.

Ozean, Hitze
Der Nordatlantik ist aktuell so heiß als jemals zuvor seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Was sind die Gründe und Folgen?

Obwohl der Somme in Deutschland lange hat auf sich warten lassen (30 °C Marke erstmals am 08.06.2023 durchbrochen), bahnte sich schon im Übergang vom Frühjahr zu Sommer eine bisher nie dagewesene Temperaturanomalie im Nordatlantik an. Im Juni beträgt die Durchschnittstemperatur an der Meeresoberfläche 23,3 °C. Dieser Wert liegt mehr als ein halbes Grad über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2010. Vor allem der große Abstand zu den sonst üblichen Messwerten ist beachtlich, insbesondere weil Meere aufgrund ihrer großen Wärmekapizität für eine Erwärmung sehr viel Energie benötigen.

Dass durch die globale Erwärmung nicht nur die Lufttemperatur, sondern auch die Meerestemperatur steigt, liegt auf der Hand. Mit diesem langfristigen Trend lässt sich die aktuelle Anomalie aber nicht erklären. Eine wahrscheinliche Ursache für dieses außergewöhnliche Ereignis führt der Copernicus Climate Change Service an: Eine ebenso außergewöhnliche Flaute über dem Nordatlantik. Der Juni war in Deutschland geprägt von mehreren Blocking-Wetterlagen, bei denen das Azorenhoch bis weit in den Nordatlantik vordrang und Tiefdruckausläufer in die hohen Breiten verdrängt wurden. Rund um das Zentrum dieses Hochdruckgebiets gab es nur wenig Wind - und wo kein Wind ist, wird das Oberflächenwasser nicht mit dem Tiefenwasser vermischt. Die Meeresoberfläche kann sich unter diesen Voraussetzungen also rapide erwärmen.

Ist das also eigentlich alles gar nicht so schlimm? An der Oberfläche ist es warm, aber im Rest der Ozeane ist die Welt völlig in Ordnung? Das kann man so nicht wirklich sagen. Selbst wenn die Erwärmung sich nur auf die Oberfläche beschränkt, kann das schon immense Auswirkungen auf die Fischerei haben, aber auch auf das Wetter in den europäischen mittleren Breiten. Und auch nach dem Durchzug einiger Tiefdruckgebieten ist die Temperaturanomalie noch immer sehr ausgeprägt.

Auch die weiteren Ozeane sind überdurchschnittlich warm

Dazu kommt: Auch im globalen Mittel, also unter Berücksichtigung des indischen Ozeans und auch des Pazifiks, liegt die Oberflächentemperatur höher als jemals zuvor. Die Anomalie ist zwar nicht so ausgeprägt wie im Nordatlantik, aber trotzdem liegt der aktuelle Wert im weltweiten Durchschnitt etwa 0,2 °C über den vorherigen Rekordwerten.

Die genauen Ursachen dafür sind bisher nicht klar. Es liegt aber auf der Hand, dass höhere Ozeantemperaturen nicht nur die Badesaison verlängern, sondern weitaus größere Auswirkungen haben. Die Bildung von tropischen Wirbelstürmen erfordert warmes Wasser. Je wärmer das Wasser, desto mehr Energie können die Wirbelstürme den Ozeanen entziehen und desto zerstörerischer können sie werden. Auch unsere "handelsüblichen" Gewitterlagen in Mitteleuropa können durch die höhen Ozeantemperaturen energiereicher werden. Neben den Auswirkungen auf Mensch und Infrastruktur belastet die Wärme natürlich auch unsere Meeresbewohner wie Fische & Korallen.