Lancet Countdown: Diese Auswirkungen hat der Klimawandel auf die globale Gesundheit!
Wissenschaftler haben im diesjährigen Lancet Countdown erneut auf die katastrophalen Folgen des Klimawandels für die Weltgesundheit hingewiesen. Auch im Jahr 2023 nahmen hitzebedingte Erkrankungen, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und die Verschärfung der Ernährungsunsicherheit zu.
Die Folgen des Klimawandels auf die globale Gesundheit werden immer verheerender. Das stellen Wissenschaftler im sogenannten Lancet Countdown fest. Der Klimawandel fordert jährlich Millionen von Menschenleben und seine Bedrohung nimmt rapide zu. Daher war es noch nie so wichtig wie heute, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Bis 2022 war es auf allen Kontinenten zu Extremwetterlagen gekommen – die Risiken für Gesundheit und Leben nahmen in allen Bereichen zu. Im Jahr 2023 wurden weltweit die höchsten Temperaturen seit über 100.000 Jahren gemessen, und bis 2022 wurden auf allen Kontinenten Hitzerekorde gebrochen. Erwachsene über 65 Jahre und Kleinkinder unter einem Jahr, für die extreme Hitze besonders gefährlich ist, sind heute doppelt so vielen Hitzewellen ausgesetzt wie im Zeitraum von 1986 bis 2005.
Gefährdungen für die Gesundheit nehmen zu
Weltweit sehen sich die Menschen mit einer Zunahme hitzebedingter Erkrankungen, der Ausbreitung von Infektionskrankheiten und einer Verschärfung der Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Auch die wirtschaftlichen Verluste erhöhen die Belastung auf die Gesundheit und die gesundheitliche Absicherung. Darüber hinaus sind die sozioökonomischen Grundlagen der Gesundheit betroffen, die Arbeitsleistung wird eingeschränkt, es gibt hitzebedingte Arbeitsausfälle.
Neue Analysen zeigen, dass Tage mit gesundheitsgefährdenden Höchsttemperaturen aufgrund des anthropogenen Klimawandels mehr als doppelt so wahrscheinlich sind: Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle bei Menschen über 65 Jahren ist im Vergleich zum Zeitraum 1990 bis 2000 um 85 % gestiegen, was deutlich über dem Anstieg von 38 % liegt, der normalerweise zu erwarten gewesen wäre.
Hitzebedingte Dürren, Hunger und Migration
Auch die von extremer Trockenheit betroffene Landfläche hat weltweit zugenommen – von 18 % in den Jahren 1951 bis 1960 auf 47 % im Zeitraum 2013 bis 2022. Damit verbunden ist auch eine höhere Häufigkeit von Hitzewellen und Dürreperioden. Die Trockenheit gefährdet dabei die Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung und die Produktion.
Die hitzebedingten Dürren im Jahr 2021 betrafen 127 Millionen Menschen, die von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen waren, damit verbunden Unterernährung und potenziell irreversible gesundheitliche Folgen. In Somalia brachten 2022 fünf nacheinander ausgefallene Regenzeiten etwa 6,6 Millionen Menschen in eine kritische Ernährungssituation. Das Land zählte mit 1,1 Millionen Menschen die zweithöchste Zahl von Binnenvertriebenen.
Laut Save the Children wurden 2022 mindestens 1,85 Millionen Kinder in Subsahara-Afrika durch Extremwetter und Naturkatastrophen innerhalb ihrer Länder vertrieben – fast doppelt so viele wie 2021, als eine Million Kinder vertrieben wurde.
Übertragungspotenzial vieler Krankheiten erhöht
Die sich verändernden klimatischen Bedingungen verändern auch das Übertragungspotenzial vieler Infektionskrankheiten. Immer mehr Menschen werden durch lebensbedrohliche Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber, Malaria, Vibriose, Zika-Virus, Chikungunya und West-Nil-Virus bedroht.
Beispielsweise führen Veränderungen der Temperatur, der Niederschläge und der Luftfeuchtigkeit dazu, dass sich die Lebensräume für Mücken ausweiten und die durch Mücken übertragenen Krankheiten zunehmen. Infolgedessen nimmt auch das Übertragungspotenzial für Dengue zu, was zu seiner raschen globalen Ausbreitung beiträgt. Gleichzeitig verlängert sich die Übertragungszeit für Malaria in vielen Regionen. Die Übertragungssaison verlängerte sich um mindestens eine Woche.
Auch die Luftverschmutzung führt durch den Energiesektor in allen Regionen, aber insbesondere in den städtischen Zentren, zu lang anhaltenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Von allen Todesfällen weltweit, die auf durch Brennstoffe verursachte Feinstaubpartikel kleiner als 2-5 µm im Durchmesser (PM2-5) zurückzuführen sind, ereigneten sich 77 % in Asien (1 bis 3 Millionen). Da Kohle immer noch 43% der gesamten Energie des Kontinents ausmacht, wies Asien mit 11 Todesfällen pro 100.000 Einwohner die höchste Sterblichkeitsrate durch kohlebedingte Partikel >PM2-5 auf.
Anpassung an den Klimawandel notwendig
Trotz zunehmender Probleme reichen die Anpassungsbemühungen nicht aus, um die Gesundheit der Menschen zu schützen, insbesondere in Ländern mit niedrigem Human Development Index (HDI). Hier schränken strukturelle Ungleichheiten den Zugang zu Finanzmitteln und technischen Kapazitäten ein. Diese Knappheit wird noch verschärft – einerseits durch die zunehmenden wirtschaftlichen Verluste aufgrund des Klimawandels und andererseits durch anhaltende Versäumnisse der wohlhabenderen Länder.
Zur Lösung des Problems schlagen die Autoren des Berichts einige Maßnahmen vor. Dazu zählen der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere für Länder mit niedrigem HDI, in Form von finanziellen Förderungen oder Sanktionen. Eine gesundheitsorientierte Stadtgestaltung kann Luftverschmutzung und Treibhausgase verringern. Der Ausbau städtischer Grünflächen sorgt für Kühlung, Kohlenstoffbindung und fördert die Gesundheit. Anpassungsplanung sowie Klima- und Gesundheitsbewertungen stärken allgemein die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen.
Dem stehen die Lobbyarbeit der fossilen Brennstoffen und die Industrien im Weg. Eine gesundheitsfördernde, nachhaltige und koordinierte Klimapolitik, beispielsweise bei den kommenden UNFCCC-Verhandlungen Ende November, ist daher unabdingbar.