Kranichzug: Die majestätischen Vögel des Glücks treten ihre Reise in den Süden an

Der Kranichzug ist ein faszinierendes Naturschauspiel, bei dem die Vögel in großen V-Formationen in den Süden ziehen. Bei dem jährlichen Hin- und Rückflug legt dabei jeder Kranich eine Strecke von 4000 bis 12.000 Kilometer zurück.

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Auf seiner jährlichen Hin- und Rückreise legt jeder Kranich insgesamt 4000 bis 12.000 Kilometer zurück. Bild: Wikimedia Commons/Phadke09

Wie jedes Jahr ziehen auch in diesem Herbst wieder einige hunderttausend Kraniche von ihren Brutgebieten in Nordeuropa zu ihren Winterquartieren in Südeuropa und Nordafrika. Derzeit ist der Herbstzug in vollem Gange, und man kann das beeindruckende Schauspiel in ganz Deutschland beobachten. Die Hauptzugzeiten liegen gewöhnlich zwischen September und November.

Kraniche (Grus grus) sind Großvögel mit einer Körperlänge von bis zu 1,30 Meter und einer Flügelspannweite von 2,45 Metern. Die Zugtiere reisen mit Geschwindigkeiten von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde. Die auch als „Vogel des Glücks“ bekannten Tiere sind in der Luft an ihrer V-förmigen Formation sowie an ihrem trompetenartigen Ruf zu erkennen.

Wichtige Rastgebiete für Kraniche (und beliebte Beobachtungsorte) in Deutschland sind etwa die Regionen Rügen und Groß Mohrdorf in Mecklenburg-Vorpommern, das als „Kranichdorf“ bekannte Linum in Brandenburg sowie die Diepholzer Moorniederung in Niedersachsen.

Bis zu 80.000 Tiere gleichzeitig können am Bodden rasten

Haben Mitte September (14.09.–16.09.) nur 2.529 Kraniche in der Diepholzer Moorniederung gerastet, waren es am ersten Oktoberwochenende (05.10.–07.10.) bereits 29.619 rastende Tiere. In der Vorpommerschen Boddenlandschaft wurden am gleichen Wochenende nach Angaben von Kranichschutz Deutschland sogar über 34.000 Kraniche erfasst. Dem Nationalpark zufolge können es im Herbst bis zu 80.000 Tiere gleichzeitig werden, die aus Skandinavien, dem Baltikum und Polen kommen, um hier zu pausieren.

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Kraniche im Flug über Berlin. Bild: Wikimedia Commons/lwolfartist

Besonders in den 1960er und 1980er Jahren stand das Tier in Deutschland noch auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten des Bundesamts für Naturschutz (BfN). Durch jahrzehntelange Schutzbemühungen haben sich die Bestände aber hierzulande wieder erholt.

Eine neue Zugroute etabliert sich

Kraniche nutzen auf ihrer Reise markante Landschaftsmerkmale wie Flüsse und Berge zur Orientierung. Bei Hochdruckwetter fliegen sie bevorzugt, da sie von östlichen Winden unterstützt werden und so Energie sparen. Die stärksten und erfahrensten Vögel führen den Schwarm an, dahinter folgen Familien mit meist zwei Jungtieren. Unter optimalen Bedingungen schaffen es die Kraniche sogar ohne Pause bis nach Südeuropa.

Wie der Bayrische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) bereits im letzten Jahr berichtete, hat sich eine neue Zugroute entlang des Alpenrandes etabliert, sodass nun auch in Bayern, besonders in Regionen wie München, Regensburg und Landshut, Kraniche gesichtet werden. Die neue Route wird von Kranichen genutzt, die aus Osteuropa über Ungarn und Österreich nach Westen ziehen.

In den kommenden Tagen dürften weitere Kranichschwärme über Deutschland zu sehen sein, bevor sie sich auf den letzten Teil ihrer Reise in die südlichen Winterquartiere begeben.