Korallen in Gefahr: 44 % der Korallenriff-Arten sind vom Aussterben bedroht

44 % der Korallenriff-Arten weltweit sind bedroht. Hauptursachen sind Klimawandel, Korallenbleiche, Verschmutzung und Überfischung. Experten fordern entschlossene Maßnahmen zum Schutz dieser lebenswichtigen Ökosysteme.

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Laut der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) sind 44 % der Korallenarten, die Riffe bilden, weltweit vom Aussterben bedroht.

Klimawandel und seine Folgen: Warum Korallenriffe weltweit bedroht sind

Korallenriffe zählen zu den artenreichsten und ökologisch bedeutsamsten Ökosystemen der Welt. Sie bieten einen Lebensraum für zahlreiche Meeresarten und spielen eine zentrale Rolle im globalen Ökosystem. Doch diese wertvollen Lebensräume sind zunehmend bedroht.

Bedeutung der Roten Liste für den Schutz der Korallen

Die Bedeutung einer umfassenden Bewertung von Korallenarten wird auch von Experten des Senckenberg Museums betont. Die Malakologin Julia Sigwart, die an der Forschung zu Meeresarten und ihrer Bedrohung beteiligt ist, erklärt:

Die Arten mariner Lebensräume sind den Bedrohungen des Klimawandels und menschlicher Aktivitäten ausgesetzt. Oft ist der Schaden nicht auf den ersten Blick erkennbar – der Zustand der Korallen zeigt jedoch deutlich, wie wichtig es ist, die Rote Liste weiter auszubauen und mehr Meeresarten einzubeziehen.

Ihre Forschung unterstreicht die Dringlichkeit, den Schutz von Korallen durch eine detaillierte und kontinuierliche Dokumentation ihrer Gefährdung zu verstärken.

Laut der Internationalen Union für Naturschutz (IUCN) sind 44 % der Korallenarten, die Riffe bilden, weltweit vom Aussterben bedroht.

Diese alarmierende Zahl wurde im Rahmen der Neubewertung von 892 warmwasserbildenden Korallenarten veröffentlicht und basiert auf der letzten Analyse der IUCN, die auf der COP29-Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan, vorgestellt wurde.

Die Hauptursache: Klimawandel und Korallenbleichen

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für riffbildende Korallen. Steigende Meerestemperaturen führen zu häufigeren und intensiveren Korallenbleichen, einem Prozess, bei dem Korallen ihre symbiotischen Algen (Zooxanthellen) verlieren, die ihnen Farbe und Nährstoffe liefern.

Ohne diese Algen sind Korallen geschwächt und anfällig für Krankheiten, was häufig zu Massensterben führt. Wissenschaftler prognostizieren, dass zukünftige Erwärmungsszenarien, wie sie im IPCC-Bericht beschrieben werden, die Häufigkeit solcher Ereignisse weiter erhöhen werden .

Laut dem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wird eine weitere Erwärmung der Ozeane zu häufigeren und intensiveren Korallenbleichen führen, was zu massiven Korallensterben weltweit führen könnte (IPCC, 2021).

Ein Beispiel ist die Geweihkoralle (Acropora cervicornis), die in der Karibik beheimatet ist. Diese Korallenart hat durch die steigenden Wassertemperaturen, Umweltverschmutzung und die Zunahme von Krankheiten stark an Population verloren und gilt mittlerweile als kritisch gefährdet (IUCN, 2024).

Weitere Bedrohungen für Korallenriffe

Neben dem Klimawandel gibt es noch zahlreiche andere Bedrohungen, die die Korallenriffe gefährden. Verschmutzung durch Plastikmüll und landwirtschaftliche Abwässer verschlechtert die Wasserqualität und schädigt das empfindliche Ökosystem der Riffe.

Plastikmüll, der in den Ozeanen schwimmt, wird nicht nur von Tieren verschluckt, sondern kann auch die Korallen direkt schädigen, indem er ihre Nahrungsaufnahme blockiert und das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringt.

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Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für riffbildende Korallen.

Darüber hinaus führen landwirtschaftliche Abwässer, die oft überschüssige Nährstoffe und chemische Stoffe enthalten, zu einer Überdüngung der Gewässer und fördern das Wachstum von Algen, die den Korallen die nötigen Nährstoffe entziehen und zu Algenblüten führen (UNEP, 2020).

Eine weitere schwerwiegende Bedrohung stellen destruktive Fischereipraktiken wie Dynamitfischen dar. Diese Praxis zerstört nicht nur die Korallenriffe, sondern führt auch zu einer langfristigen Schädigung des marinen Lebensraums. Dabei werden Sprengstoffe eingesetzt, um Fische zu fangen, was zu massiven Schäden an den Korallenstrukturen führt und die Biodiversität der gesamten Region beeinträchtigt (FAO, 2023).

Korallenriffe als Schlüsselfunktion im Ökosystem

Korallenriffe spielen eine unverzichtbare Rolle im Ökosystem. Sie sind Lebensraum für eine Vielzahl von marinen Tieren, darunter Fische, Weichtiere und Krebstiere. Darüber hinaus stabilisieren sie die Küsten, indem sie als natürliche Barriere gegen Sturmfluten und Erosion wirken. Für viele Küstengemeinden bieten Korallenriffe auch eine Lebensgrundlage, sei es durch Fischerei, Tourismus oder den Schutz von Infrastruktur.

Korallenriffe haben zudem eine bedeutende Funktion in der Kohlenstoffspeicherung.

Sie tragen zur Minderung des Klimawandels bei, indem sie Kohlenstoff in ihren Strukturen speichern und so den Treibhauseffekt verringern. Wissenschaftler betonen die doppelte Bedeutung von Korallenriffen:

Sie sind nicht nur wichtig für die Biodiversität und das Leben im Meer, sondern auch für das Überleben von Millionen von Menschen weltweit (IUCN, 2024).

Wissenschaftler fordern dringend Maßnahmen

Der Verlust von Korallenriffen hat weitreichende Folgen für die Weltmeere und für den Menschen. Experten wie Grethel Aguilar, Generaldirektorin der IUCN, unterstreichen die Dringlichkeit, gesunde Korallenriffe zu schützen:

Korallenriffe sind essenziell für das Leben auf unserem Planeten. Sie bieten Nahrung, stabilisieren Küsten und speichern Kohlenstoff, der für den Klimaschutz von entscheidender Bedeutung ist.

Dringend notwendig sind drastische Maßnahmen, um die Ursachen der Korallenkrise zu bekämpfen. Die Reduktion der Treibhausgasemissionen ist der wichtigste Schritt, um die globale Erwärmung zu stoppen und die Ozeane zu retten. Doch auch lokale Bedrohungen, wie die Bekämpfung der Verschmutzung durch Plastik und die Förderung nachhaltiger Fischerei, sind entscheidend, um die Resilienz der Korallenriffe zu erhöhen.

Lösungsansätze und internationale Zusammenarbeit

Das Internationale Jahr der Korallenriffe, das 2024 ausgerufen wurde, ist ein Aufruf an die Weltgemeinschaft, sich verstärkt für den Schutz dieser Ökosysteme einzusetzen.

Wissenschaftler und Naturschutzorganisationen fordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Ländern, um konkrete Schutzmaßnahmen zu implementieren und langfristige Erhaltungsstrategien zu entwickeln.

Nur durch koordinierte, internationale Anstrengungen können wir die Korallenriffe vor dem Aussterben bewahren,

erklärt David Obura, Co-Vorsitzender der IUCN-Korallen-Spezialistengruppe (IUCN, 2024).

Ein Appell für den Schutz der Kaltwasserkorallen

Neben den warmwasserbildenden Korallen sind auch die Kaltwasserkorallen von großer Bedeutung für die Ozeanökosysteme. Diese Korallenarten leben in tieferen Gewässern und sind besonders anfällig für menschliche Eingriffe wie Tiefseefischerei und Ölbohrungen. Ein Beispiel hierfür ist die Kaltwasserkoralle Desmophyllum pertusum, die bereits als gefährdet gilt.

Der Schutz dieser Korallenarten erfordert zusätzliche Anstrengungen und die Einführung strengerer Vorschriften für die Nutzung der Tiefsee (UNEP, 2021).

Ein globaler Handlungsbedarf

Korallenriffe sind ein unersetzlicher Bestandteil der globalen Biodiversität und des Klimasystems. Doch die Bedrohungen durch den Klimawandel, Verschmutzung und zerstörerische menschliche Aktivitäten stellen diese wertvollen Ökosysteme vor enorme Herausforderungen.

Um die Korallenriffe zu schützen, sind weltweite Anstrengungen erforderlich.

Die Reduktion von Emissionen, der Schutz vor lokalen Umweltbelastungen und die Förderung nachhaltiger Naturschutzmaßnahmen bieten eine Chance, das Überleben dieser Ökosysteme zu sichern – und damit auch unser eigenes.